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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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zwei weitere Schnäpse. Dann bezahlten sie die Rechnung.
    Vor dem Lokal lehnte sich Rainer an ein Verkehrsschild. Ihm war schlecht. Und das lag nicht am Essen oder dem Alkohol.
    »Ich fahre jetzt zu Kurt«, entschied er mit schwerer Stimme.
    »Sofort.« Er legte den Arm um die Schulter seines Freundes.
    »Ich frage ihn nach den Bildern. Da war keiner, der Bilder gemacht hat. Bestimmt nicht. Oder?« Seine Stimme war weinerlich geworden. »Cengiz, was meinst du?«
    Der meinte eigentlich ziemlich wenig. Denn er war genauso betrunken wie Rainer. »Keine Ahnung«, lallte er. »Was für Bilder?«
    Das Taxi nahm sie nur widerstrebend auf. Der Kutscher hatte Angst um seine Polster. »Wenn ihr in die Karre kotzt, kostet das einen Fünfziger extra. Für die Reinigung. Ist das klar?«
    »Klar«, meinte Rainer und suchte nach seiner Geldbörse.
    »Du brauchst nicht vorher zu bezahlen. Es reicht, wenn du das hinterher erledigst. Wohin?«
    Esch kramte in seinem Gedächtnis und nannte die Adresse.
    Fünfzehn Minuten später standen sie vor dem Haus Schaklowskis in der Teutoburgia-Siedlung. Und sie mussten keine fünfzig Euro abdrücken.
    »Sind wir hier wirklich richtig?«, fragte Cengiz, als trotz Sturmschellens niemand öffnete.
    »Klar.«
     
    »Und woher weißt du das so genau?« Cengiz hielt sich am Geländer fest.
    »Steht hier.« Rainer zeigte auf das Namensschild und buchstabierte langsam: »Schaklowski.«
    »Stimmt. So heißt der. Und warum macht keiner auf?«
    »Die schlafen schon. Dabei ist es erst ein Uhr.« Rainer drückte erneut den Knopf. Aber im Haus blieb es dunkel.
    In ihren alkoholumnebelten Gehirnen reifte langsam die Erkenntnis, dass bei Schaklowskis niemand zu Hause war.
    »Und jetzt?«, fragte Cengiz mit schwerer Stimme, als sie wieder am Straßenrand standen.
    »Taxi«, antwortete Rainer.
    Sein Freund kramte das Telefon hervor. »Welche Nummer?«
    »Keine Ahnung. Hast du keine eingespeichert?«
    »Nö.«
    »Dann ruf die Auskunft an.«
    »Brauche ich auch ‘ne Nummer.«
    »Versteh ich nicht. Die sind doch standardmäßig im Verzeichnis.«
    »Bei mir nicht. Alle gelöscht.«
    »Na toll.«
    Trotz gemeinsamer Anstrengungen gelang es ihnen nicht, sich an eine der Nummern der Servicedienste zu erinnern.
    Nach mehreren Fehlversuchen gaben sie auf.
    »Dann gehen wir eben bis zur Castroper Straße. Da sind Pommesbuden«, bestimmte Rainer und machte sich schwankend auf den Weg. »Vielleicht hat noch eine auf.«
    »Ich habe keinen Hunger«, maulte Cengiz, trottete aber seinem Freund folgsam hinterher.
    Kurz vor ihrem Ziel blieb der Anwalt stehen. »Hier war das.«
    Cengiz starrte ihn aus gläsernen Augen an.
    »Hier hat der Mühlenkamp die Kisten reingeschleppt.«
     
    »Ich kenne keinen Mühlenkamp«, erwiderte sein Freund.
    »Bestimmt nicht.«
    »Komm, wir sehen uns das an.« Rainer bog nach rechts ab und verschwand im Dunkeln. Er stolperte über einen Feldweg und erreichte schließlich zwei Garagen, nur wenige Meter von der Straße entfernt. Es war Neumond. Rainer konnte die Hand nicht vor seinen Augen erkennen.
    Von vorne rief Cengiz: »Rainer? Wo steckst du?«
    »Hier«, brüllte Esch zurück.
    »Wo?«
    »Na hier.«
    Er hörte, dass sich sein Freund mit schweren Schritten näherte. »Warte. Ich muss pinkeln«, sagte Cengiz.
    »Dann pinkel doch.« Rainer suchte in der Hosentasche nach seinem Feuerzeug. Als er es gefunden hatte, drehte er am Zündrad. Für wenige Sekunden war es ein wenig heller. Er stand vor einer zweiflügeligen verwitterten Holztür, die schief in den Scharnieren hing und mit einem schweren Vorhängeschloss gesichert war. Er versuchte, einen der Türflügel etwas beiseite zu drücken, um einen Blick in das Innere werfen zu können. Vergeblich, der Spalt war zu klein.
    »Rainer?«, meldete sich Cengiz wieder. »Ich kann nichts sehen.«
    »Ich auch nicht«, antwortete Rainer.
    »Hier ist es wirklich verdammt dunkel.« Cengiz konnte nicht mehr weit entfernt sein. »Mir ist kalt. Außerdem habe ich Steine in den Schuhen.«
    »Was musst du auch mit Sandalen herumlaufen. Selbst schuld.«
    Schemenhaft konnte Rainer erkennen, dass sein Freund einen Busch umrundete. Cengiz beschleunigte seinen Schritt, geriet ins Stolpern, taumelte und stürzte nach vorne. Mit einem dumpfen Laut prallte er gegen das Tor, Holz splitterte, ein kurzer Schmerzensschrei, dann war es still.
    Rainer war mit einem Satz bei Cengiz. »Hast du dir etwas getan?«
    Cengiz stöhnte eine Antwort. Langsam richtete er sich auf.
    »Meine

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