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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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abgetaucht.«
    »Sag, dass das nicht wahr ist.«
    Kommissar Heiner Baumann schüttelte den Kopf. »Haben wir etwas Kaltes zu trinken da?«
    »Guck im Kühlschrank nach. Dieser Hendrikson ist wirklich clever. Aber nicht clever genug.« Brischinsky lehnte sich zurück und ruhte sein Bein auf einem kleinen Hocker aus. Er lächelte. »Gut, dass ich nicht mit zum Flughafen gefahren bin.
    So konnte ich von hier alles Notwendige veranlassen.«
    »Mach es nicht so spannend.« Baumann goss Mineralwasser in einen weißen Kunststoffbecher.
    »Hendrikson hat gestern Nachmittag mit Schmidt telefoniert.
    Sogar die Gesprächsabschrift haben wir schon. Wenn mich nicht alles täuscht, hat uns Anwalt Esch nicht die volle Wahrheit gesagt. Wir werden noch einmal mit ihm reden müssen. Er hat sich wohl etwas sehr weit aus dem Fenster gehängt.«
    »Was heißt das?«
    »Esch hat – angeblich im Auftrag eines Jörg Deidesheim –
    mit FürLeben verhandelt. Schmidt hat Hendrikson davon erzählt. Hendrikson hat sich eingehend nach Eschs Aussehen erkundigt. Wenn er glaubt, dass ihn nicht nur Lehmann, sondern auch der Anwalt hintergangen hat…« Er ließ den Satz unvollendet. »Wie auch immer, wir müssen auf Esch aufpassen. Was ihn angeht, scheint Hendrikson misstrauisch geworden zu sein. Leichtsinnigerweise hat er Schmidt von seinem Privatanschluss aus angerufen. Scheinbar fühlt er sich sicher. Zu sicher. Da kommt es zu Fehlern. Dieses Gespräch war einer.«
    »Und?« Baumann trank einen Schluck und wartete gespannt.
    »Wir haben ihn! Hendrikson heißt mit richtigem Namen Jürgen Sutthoff und ist von Beruf Apotheker…«
    »Ach nee!«
    »… und wohnt in Essen. Ich habe bereits einen Antrag auf Telefonüberwachung gestellt und seit etwa drei Stunden wird er beschattet.«
    »Großartig. Wer erledigt das?«
    »Pauly und Kossler.«
    »Mit welchem Wagen?« Bei Temperaturen von über dreißig Grad war eine Observation in einem Fahrzeug ohne Klimaanlage die reinste Tortur. Und der Recklinghäuser Kripo stand nur ein Wagen zur Verfügung, der über so einen Luxus verfügte: ein A4 neuerer Produktion.
    »Dem Golf.«
    Heiner Baumann verspürte so etwas wie Schadenfreude.
    »Reichen zwei Leute?«, erkundigte er sich.
    »Nein. Aber wir haben einfach nicht mehr.«
    »Was ist mit den Essener Kollegen?«
    »Bei denen ist auch Sommer und damit Urlaubszeit.
    Außerdem sind sie mit der Telefonüberwachung und der Beschattung Schmidts beschäftigt. So schwer es auch fällt: Sutthoffs Überwachung ist unser Job. Also, mach dich fertig.
    Wir lösen unsere Kollegen gleich ab.« Brischinsky machte Anstalten aufzustehen. »Wir nehmen den Passat. Unterwegs berichte ich dir, was die Spurensicherer bei Lehmanns ausgegraben haben.«
    »O nein. Warum nicht den Audi?«
    Der Hauptkommissar verzog das Gesicht. »Der Präsident ist damit zu einer Tagung nach Bielefeld gefahren. Sein neuer Wagen wurde noch nicht geliefert. Los, komm.«
    Also den Passat. Auch ohne Klimaanlage. Kleine Sünden straft der Herr sofort. »Können wir vorher nicht noch etwas essen? Ich habe schon um vier gefrühstückt und Hunger.«
    »Du kannst an der nächsten Pommesbude anhalten.«
    »Ein wirklich tolles Wochenende! Samstags eine Leiche untersuchen, sonntags stundenlang sinnlos am Flughafen herumhängen und dann noch Currywurst mit Pommes rotweiß, die ich vermutlich bei dreißig Grad in einem stinkenden Auto verzehren muss. In den Werbebroschüren der Polizei, die ich vor zwanzig Jahren so überzeugend fand, stand nichts davon.«
    »Bullen sind eben flexibel. Aber immerhin bist du Beamter auf Lebenszeit. Wenn du keine silbernen Löffel klaust, kann dir nicht gekündigt werden. Ist das etwa nichts?« Brischinsky warf Baumann den Autoschlüssel zu. »Du fährst.«
    Auf dem Weg nach Essen erfuhr Baumann, dass Lehmann vermutlich mit einer Browning CZ 70 erschossen worden war.
    Die Nachbarn hatten nichts gehört, obwohl man diese Waffe nicht mit einem Schalldämpfer ausstatten konnte. Die Ballistiker beschäftigten sich zurzeit mit dem gefundenen Projektil, Kaliber 7.65. So wie es aussah, war das Geschoss an der Spitze abgefeilt worden, um beim Austritt eine möglichst große Wunde zu reißen. Lehmann war vermutlich noch keine neunzig Minuten tot gewesen, als der Notarzt den Leichnam untersuchte. Der Körper des Toten wies keine weiteren Verletzungen auf.
    Kampfspuren am Tatort waren nicht entdeckt worden. Alles deutete darauf hin, dass der tödliche Schuss das Opfer völlig überrascht haben

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