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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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Vertragsunterzeichnung.«
    »Klar. Und welcher Notar hat diese Verträge beurkundet?«
    »Herr Esch!«
    »Schon kapiert. Streng vertraulich?«
    »So ist es.«
     
    »Herr Schmidt, was mich wundert ist, dass in den Unterlagen meines Mandanten keine Ausfertigung dieses notariellen Vertrages oder eine Kopie des Briefes an die Versicherung zu finden war. Ist das ebenfalls Bestandteil Ihrer Vertraulichkeit?«
    »Natürlich nicht! Selbstverständlich erhalten Kunden und Klienten vom Notar die entsprechenden Zweitschriften der Verträge, die sie geschlossen haben.«
    »Sie besitzen keine Kopie?«
    »Wie kommen Sie darauf? FürLeben ist nur Vermittler, nicht Vertragspartner.«
    »Aber in den Unterlagen…«
    »Bei allem Verständnis für Ihr Anliegen, Herr Esch. Aber für die Sorgfalt unserer Klienten im Umgang mit ihren persönlichen Unterlagen sind wir nicht zuständig. Haben Sie sonst noch Fragen? Wenn nicht, dann…«
    Rainer verabschiedete sich. Mehr würde ihm dieser Schmidt nicht erzählen. Wenn er den Namen des Investors erfahren wollte, musste er die Originalverträge einsehen. Oder zumindest den Namen des Notars kennen. Oder den der Versicherung. Wie auch immer. Er musste noch einmal in die Wohnung des Toten und nach den fehlenden Schriftstücken suchen.
    Eine Stunde später stand der Anwalt vor Paul Mühlenkamps Wohnung. Am Telefon hatte ihm der Recklinghäuser versichert, zu Hause zu sein. Jetzt drückte Rainer Eschs rechter Zeigefinger das internationale Morsesignal: drei Mal kurz, dann drei lange Signale, anschließend wieder kurz. Wenn sich Paul Mühlenkamp in seiner Wohnung aufhielt, musste er das rhythmische Kreischen der Schelle hören.
     
    Tatsächlich öffnete sich kurz darauf die Wohnungstür und Mühlenkamps Doppelkinn erschien im Türspalt. »Wat issen?«
    Rainer schlug eine Wolke von Alkoholdunst entgegen.
    Mühlenkamp starrte ihn mit glasigen Augen an. »Wat willste?« Er schien ihre eben erst getroffene Verabredung schon wieder vergessen zu haben.
    »Könnte ich bitte hereinkommen?«
    Nach einem kurzen Zögern drehte Mühlenkamp ab, ließ aber die Eingangstür offen stehen. Der Anwalt wertete das als Zustimmung und betrat den Flur. Er hörte leises Stöhnen aus dem Wohnzimmer, das Mühlenkamp ansteuerte. Rainer folgte ihm. Das Stöhnen wurde lauter.
    »Hau dich hin. Ein Bier?«
    Esch schüttelte den Kopf. Mühlenkamp ließ sich mit einem Ächzen auf das Sofa fallen, griff zur Flasche und widmete seinen Aufmerksamkeit wieder dem Fernsehgerät.
    »Jaahhh, guuut, neiiin, tiiiiefer, jaaahhh.« Eine vollbusige Blonde mit neckischem Pferdeschwanz schaute gelangweilt zwischen zwei Beinen durch in die Fernsehkamera. Zwei nackte athletische Männer mit nicht unerheblichem akrobatischem Geschick vervollständigten das Ensemble. Alle schwitzten wie die Schweine, versuchten aber tapfer, den Eindruck zu vermitteln, als mache ihnen diese Stellung Spaß und als sei das Ganze mehr als anstrengende Arbeit. Rainer vergab insgeheim Haltungsnoten. Zu mehr als einer drei reichte es bei keinem der Akteure.
    »Können Sie das einen Moment ausmachen?«, fragte er.
    Mühlenkamp nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche, vergaß jedoch, sie abzusetzen, bevor er: »Geil, wat?«, hervorstieß. Bier floss ihm aus den Mundwinkeln und tropfte auf sein T-Shirt. Es war dasselbe, das er bei Rainers erstem Besuch getragen hatte. Und es schien in der Zwischenzeit keine Waschmaschine von innen gesehen zu haben.
     
    »Ich möchte mit Ihnen noch einmal über Ihren Bruder reden.«
    »Wat denn noch?«
    Die Akteure auf dem Bildschirm verstärkten ihre Anstrengungen und das Gestöhne wurde lauter.
    »Jetzt machen Sie doch bitte die Kiste aus.«
    Widerwillig griff Mühlenkamp zur Fernbedienung. »Wat is?
    Heute Morgen erst die Bullen und gezz…«
    »Die Polizei war bei Ihnen?« Rainers Interesse war geweckt.
    »Wieso bei mir?«
    »Sie sagten doch…«
    »Die wollen kommen. Am Montag oder so.«
    »Haben die Beamten Ihnen gesagt, was sie hier wollen?«
    »Wat weiß ich.« Mühlenkamp winkte ab. »Irgend so ‘n Scheiß. Wegen mein Erbe und so. Keinen Bock drauf, gezz dat allet nochma zu erzählen, verstehse? Moment.« Er stemmte sich aus dem Sofa. »Bier is alle.«
    Eine Minute später rollte der Recklinghäuser mit zwei Flaschen Nachschub wieder an. Er stellte eine vor Rainer auf den Tisch. »Wennze dir’s anders überlegst.« Sehnsüchtig blickte er auf den dunklen Bildschirm. »Also, nu mach ma. Ich hab nich ewich Zeit. Wat is?«
    »Wenn

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