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Zweyer, Jan - Rainer

Zweyer, Jan - Rainer

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verkauftes Sterben
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erreichen?«
    »Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Wir sind hier nur die beauftragte Serviceagentur. Soll ich ihm nun eine Nachricht von Ihnen zukommen lassen?«
    »Nein, danke. Das ist nicht nötig.«
    »Dann auf Wiederhören.«
    Es knackte, die Dame der Serviceagentur hatte aufgelegt.
    »Danke. Wiederhören«, murmelte Rainer noch.
    Seltsam. Bis jetzt war er wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass es sich bei den Investoren um Privatleute handeln würde. Anscheinend lag er mit dieser Annahme falsch.
    Oder warum sonst bediente sich dieser Knut Hendrikson der Dienste eine Serviceagentur? Firmen, die sich kein eigenes Büro in einer bestimmten Stadt leisten wollten oder konnten, dennoch aber präsent sein wollten, griffen auf solche Angebote zurück. Die Agentur stellte Büroräume, Telefonleitungen und ein, zwei Sekretärinnen und fertig war die Briefkastenadresse.
    Unkompliziert, effektiv und vor allem diskret.
    Esch dachte nach und sah auf die Uhr. Kurz nach drei. Wenn er sich beeilte, erwischte er in dieser Agentur in Essen noch vor Feierabend jemanden. Vielleicht gelang es ihm ja vor Ort, mehr über den Mann herauszufinden, der in Horst Mühlenkamps Tod investiert hatte.
    Trotz Stadtplan verfuhr sich Rainer in der Essener Innenstadt.
    Endlich fand er zwar die Gutenbergstraße, aber keinen Parkplatz. So stellte er seinen Wagen um die Ecke in der Rellinghauser Straße ab, schräg gegenüber vom RWE-Hochhaus, und hoffte, dass die Essener Politessen Gnade vor Recht ergehen lassen würden.
    Das Haus Gutenbergstraße 20 war ein blassblau gestrichener Zweckbau im Stil der Siebzigerjahre. Eine beeindruckende Ansammlung von Messingschildern schmückte die Hauswand.
    Aber weder dort noch auf den Klingelknöpfen fand sich der Name Hendrikson. Allerdings stand ganz oben und sehr klein der Name Industrieservice GmbH und Co KG. Rainer schellte und wenig später ertönte der Türsummer.
    Die Firma residierte in der fünften Etage hinter einer stahlgrau gestrichenen Tür, neben der fast alle Firmenschilder angebracht waren, die Rainer schon an der Hausfassade bewundert hatte.
    Hinter einer Empfangstheke saß an einem beängstigend aufgeräumten Schreibtisch eine Brünette und musterte ihn gelangweilt.
    »Bitte?«, fragte sie.
    Das war ohne Zweifel die Stimme, mit der er vor etwas mehr als einer Stunde gesprochen hatte.
    »Esch. Ich bin Rechtsanwalt und möchte zu Knut Hendrikson. Ich habe eine Nachricht für ihn, die ich ihm persönlich übergeben muss.«
    Der Gesichtsausdruck der Brünetten wechselte von gelangweilt zu verwundert. »Haben wir nicht eben miteinander telefoniert?«
    Rainer nickte.
     
    »Ich dachte, ich hätte Ihnen schon am Telefon gesagt, dass Herr Hendrikson nicht hier ist.«
    »Das haben Sie. Aber ich war ohnehin in der Gegend. Es hätte ja sein können, dass Herr Hendrikson mittlerweile eingetroffen ist.«
    »Das hätte nicht sein können. Aber das wiederum können Sie ja nicht wissen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wir sind eine Serviceagentur, wie ich Ihnen ja schon sagte.
    Wir nehmen Nachrichten entgegen, Telefonate, schreiben hin und wieder auch einen Brief. Wie Sie sicher an der Tür gelesen haben, vertreten wir ein gutes Dutzend Unternehmen und Einzelpersonen. Herr Hendrikson ist ein Kunde. Er war aber noch nie persönlich hier. Zumindest habe ich ihn noch nie gesehen. Wenn Sie eine Nachricht für ihn haben, lassen Sie sie hier. Wir leiten sie dann weiter.«
    »Dann haben Sie also seine Anschrift?«
    Die junge Frau schüttelte den Kopf.
    »Aber Sie sagten doch gerade…«
    »Wir verfügen nur über eine Postfachadresse bei der Herner Hauptpost. Dahin leiten wir jedes Schreiben weiter.«
    »Und die Anrufe?«
    »Nehmen wir auf, verfassen eine Notiz und senden diese an das Postfach. Aber…« Sie lächelte.
    »Ja?«
    »Sie sind der Einzige, der in den letzten zwei Monaten für Herrn Hendrikson angerufen hat. Und außer einigen Schreiben von Lebensversicherungen ist auch keine Post für ihn eingegangen. Ich frage mich schon seit längerem, warum er sich unseren Service überhaupt leistet. Wirklich benötigen tut er uns jedenfalls nicht. Aber was soll’s. Mich geht das ja schließlich nichts an.« Sie lächelte wieder. »Was ist nun mit Ihrer Nachricht?«
     
    Rainer schluckte. »Das hat sich erledigt, danke.«
    »Wie Sie meinen«, antwortete die Brünette gleichmütig und widmete sich wieder ihrer Frauenzeitschrift.
    Der Anwalt hatte den Opernplatz überquert, als er die Knöllchenverteilerin

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