Zweyer, Jan - Rainer
andere vertraten sich die Beine. Der Bus setzte sich wieder in Bewegung. Meter für Meter gab er den Blick frei.
»Kontaktperson hat telefoniert.«
Endlich! Baumann war wieder da.
»Kontaktperson verlässt die Raststätte.«
Brischinsky fixierte den Eingang. Etwa ein Dutzend Frauen aus dem Bus machten sich auf den Weg Richtung Gebäude. In der Tür erschien ein jüngerer Mann, auf den Baumanns Beschreibung passte.
»Achtung! Kein Zugriff. Ich wiederhole: Kein Zugriff.«
Der Bote schien es nicht besonders eilig zu haben. Er trat zur Seite, um die älteren Damen vorbeizulassen, und beobachtete mit einem gelangweilten Gesichtsausdruck die Szenerie.
Langsam schlenderte er über die Straße und blieb endlich drei Fahrzeuge rechts neben dem Passat stehen. Er fingerte einen Schlüssel aus der Jeans, schloss den Audi auf und stieg ein.
Brischinsky drückte wieder die Ruftaste. »Kontaktperson fährt einen blauen Audi A4. Manfred, fahr los. Uwe, Achtung.
Er kommt gleich. Bleibt dran. Ich folge euch, sobald Heiner hier ist.«
Der Audi rollte an ihm vorbei. »Der Audi hat das Kennzeichen DN-JZ 53. Halterfeststellung.«
Eine Minute später trabte Heiner Baumann an, riss die Tür des Passats auf und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
»Wo warst du so lange?«, erkundigte sich Brischinsky, während er den Motor startete.
»Nachdem der Kerl die Toilette verlassen hat, habe ich natürlich nachgesehen.«
»Und?« Brischinsky steuerte Richtung Autobahn und drückte aufs Gaspedal.
»Fehlanzeige. Er hat tatsächlich nur telefoniert. Aber ich konnte nichts verstehen. Er hat zu leise gesprochen. Ich konnte ihm schließlich nicht zu eng auf die Pelle rücken. Außerdem war das Gespräch sehr kurz. Höchstens eine halbe Minute.«
Der Hauptkommissar fädelte in den Verkehr ein und beschleunigte, das Hinweisschild mit der Geschwindigkeitsbegrenzung ignorierend.
Das Funkgerät knackte. »Kontaktperson verlässt die Autobahn Abfahrt Herten.«
Das war zwei Kilometer vor ihnen. Ein Mercedes, den Brischinsky nicht ganz vorschriftsmäßig überholt hatte, schickte ihnen wütende Lichtblitze hinterher.
»Kontaktperson fährt Richtung Gelsenkirchen«, informierte sie Pauly wieder. »Er will anscheinend… Nein, er fährt wieder auf die Autobahn. Richtung Hannover. Was soll ich machen?
Ihm folgen?«
»Nein, zu auffällig.« Noch dreihundert Meter bis zur Abfahrt Herten. »Wo ist Kossler?«
»Fünfzig Meter hinter mir.«
»Gut. Manfred, du übernimmst.«
»Verstanden.«
Müller meldete sich. »Halterfeststellung. Fahrzeug ist ein Mietwagen. Zugelassen auf Sixt. Kehre zur Zentrale zurück.«
Baumann sah zu seinem Vorgesetzten. Der nickte. »Geht klar«, sprach der Kommissar in den Funk. »Hast du Fotos von der Kontaktperson?«
»Klar und deutlich«, antwortete Müller. »Schöne Bilder.«
»Verstanden und Ende.«
Brischinsky schoss die Abfahrt herunter. Die Reifen des Passats quietschten. Baumann hielt sich am Türgriff fest.
Als sie an Paulys Golf vorbeirasten, winkte der ihnen kurz zu. Sekunden danach fuhren sie wieder in Gegenrichtung auf die Autobahn. Zwei Minuten später ordnete Brischinsky den Passat hundert Meter hinter Kosslers Wagen ein. Auch sie hatten nun Sichtkontakt zu dem blauen Audi.
Kurz hinter Helmstedt hatte Brischinsky die Nase voll. Seit mehr als drei Stunden klebten sie nun schon am Hinterrad des Audis, ohne dass Hendrikson versucht hatte, persönlich Kontakt zu seinem Boten aufzunehmen. Von einem Tankstopp bei Brackwede abgesehen, war die Kontaktperson die A 2 mit konstant einhundertzwanzig Stundenkilometern Richtung Osten gezockelt.
»Das wird nichts mehr«, murmelte der Hauptkommissar verärgert. Dann, etwas lauter, sagte er zu Baumann:
»Festnehmen. Setz dich mit unseren hiesigen Kollegen in Verbindung. Wir brauchen Unterstützung. Sicherheitshalber.«
Leise ergänzte er: »Der führt uns überallhin, nur nicht zu Hendrikson.«
Vierzig Minuten danach saß der Bote in Handschellen in einem VW-Bus der Magdeburger Polizei auf einem Rastplatz in der Nähe der Stadt. Hauptkommissar Brischinsky hockte in einem anderen und erklärte seinen anhaltinischen Kollegen nun schon zum dritten Mal, warum es ihm nicht möglich gewesen war, die Observation und den soeben erfolgten Zugriff innerhalb der Landesgrenzen Sachsen-Anhalts im Voraus anzukündigen.
Sein Gegenüber hieß Prüchler, war etwa in seinem Alter, hatte den gleichen Dienstgrad und war Sachse. Zumindest legte sein Dialekt diesen
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