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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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diese Zeit abholen würde.
    »Wir wollen aber nicht, daß auch Sie in den Treibsand geraten und zusammen mit uns untergehen«, sagte ich.
    »Das hört sich so an, als seiest du dir ziemlich sicher, daß ihr scheitern werdet.«
    »Na ja, falls das passieren sollte, will ich wenigstens nicht dafür verantwortlich sein, daß auch Sie in diesen Strudel geraten.«
    »Mach dir keine Sorgen, Slim«, erwiderte er. »Wie oft muß ich es dir denn noch sagen? Vorsicht ist sozusagen zu meiner zweiten Natur geworden.«
    Um zwanzig vor zehn verabschiedete er sich. Unser wiederholtes Angebot, ihn nach Hause zu fahren, lehnte er ab. Er war zu Fuß hergekommen, um sein Auto nicht vor uns verstecken zu müssen, und jetzt würde er auch zu Fuß zurückgehen. Und er behauptete stur, daß er sich auf den ›kleinen Spaziergang‹ freue.
    »Es ist mehr als ein kleiner Spaziergang«, widersprach ich. »Es ist ein ganz schönes Stück Weg, und bei Nacht und in dieser Kälte...«
    »Aber Growler freut sich darauf«, sagte Horton, »und ich will ihn nicht enttäuschen.«
    Der Hund schien es tatsächlich kaum abwarten zu können, in die kalte Nacht hinauszukommen. Sobald Horton aufgestanden war, war auch Growler aufgesprungen und zur Tür gelaufen. Er wedelte mit dem Schwanz und brummte vor Freude. Vielleicht war es nicht einmal so sehr der Spaziergang, auf den er sich freute; nachdem er seinen geliebten Herrn einen Abend lang mit uns geteilt hatte, wollte er möglicherweise wieder mit ihm allein sein.
    Während Horton auf der Schwelle seine Handschuhe anzog, spähte er in die Nacht hinaus. »Es wird einen Schnee-Sturm geben«, stellte er fest.
    »Wann?« fragte ich.
    Er zögerte, als wollte er erst die Meinung seiner alten Knochen einholen. »Bald, aber so bald auch wieder nicht. Heute nacht wird es zwar weiterschneien, doch morgen früh werden wir noch nicht einmal ein paar Zentimeter Neuschnee haben. Aber später... irgendwann am Vormittag... wird ein schwerer Sturm aufziehen.«
    Er bedankte sich für das Abendessen und für das Bier, so als hätten wir einfach wie gute Nachbarn zusammen einen gemütlichen Abend verbracht. Dann tauchte er mit Growler in der Finsternis unter.
    Während ich die Tür schloß, meinte Rya: »Das ist eine Persönlichkeit, was?«
    »Eine starke Persönlichkeit«, stimmte ich zu.
    Später, als wir im Dunkeln nebeneinander im Bett lagen, sagte sie: »Er wird Wirklichkeit. Ich meine... der Traum.«
    »Ja.«
    »Wir gehen morgen in die Mine.«
    »Noch können wir alles abblasen und einfach nach Gibtown zurückfahren«, schlug ich vor.
    »Möchtest du das?« fragte sie. Nach kurzem Zögern sagte ich: »Nein.« »Ich auch nicht.« »Bist du ganz sicher?« »Ja. Nur... halt mich fest«, flüsterte sie. Ich hielt sie fest. Sie hielt mich fest.
    Das Schicksal hielt uns beide mit eisernem Griff umklammert.

27 -  Das Tor zur Hölle
     
    Kurz vor der Morgendämmerung schneite es nur flaumige Flocken, und der herannahende Sturm war noch im tiefhängenden Himmel eingesperrt.
    Der Tag brach nur widerwillig an. Ein dünner Faden schwachen grauen Lichts tauchte entlang der hohen Gebirgskette im Osten auf. Langsam wurden weitere Fäden hinzugewebt, in öden Farben, kaum heller als die Schwärze, die sie doch ablösen sollten. Als Horton Bluett in seinem Dodge Transporter mit Vierradantrieb vorfuhr, war das Gewebe des neuen Tages noch so dünn, daß es so aussah, als könnte es jederzeit zerreißen, vom Winde verweht werden und die Welt in ewiger Finsternis zurücklassen.
    Horton hatte Growler nicht bei sich. Ich vermißte den Hund. Horton auch. Ohne den Mischling war der alte Mann irgendwie... unvollständig.
    Wir paßten zu dritt bequem auf die Sitzbank des Transporters. Rya saß zwischen Horton und mir. Vor unseren Füßen hatten unsere Rucksäcke Platz, in denen unter anderem vierzig der insgesamt achtzig Kilo Plastiksprengstoff verstaut waren.
    Ich wußte nicht, ob wir tatsächlich in die Minen gelangen würden, wie Horton uns versicherte. Und selbst wenn wir das schafften, würden wir dort vermutlich Dinge entdecken, die einen heimlichen Rückzug nahelegten, um in aller Ruhe die nächsten Schritte planen zu können. Die Wahrscheinlichkeit, daß wir den Sprengstoff an diesem Tag benötigen würden, war demnach sehr gering. Doch frühere Erfahrungen mit den Trollen harten mich gelehrt, immer auf das Schlimmste gefaßt zu sein.
    Die Scheinwerfer strahlten durch die störrische Nacht, die nicht weichen wollte. Wir fuhren über

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