Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Yontsdown?«
    »Ja.«
    Die Droge wirkte auf Trolle offensichtlich nicht beruhigend, sondern rief diesen Zustand der Starre hervor, förderte wahrheitsgemäße Antworten aber noch mehr, als dies beim Menschen der Fall war.
    »Wo arbeitest du, Tom Tarkenson?«
    »In der Kohlen-Gesellschaft Blitz.«
    »Welchen Beruf übst du hier aus?«
    »Bergbauingenieur.«
    »Aber in Wirklichkeit hast du eine andere Aufgabe.«
    »Ja.«
    »Welche Ziele verfolgt ihr hier?«
    »Wir planen...«
    Er zögerte.
    »Was plant ihr?«
    »Euren Tod«, antwortete er, und für einen Moment klärte sich sein Blick, und er schaute mir direkt in die Augen. Dann fiel er in jenen tranceartigen Zustand zurück.
    Ich erschauderte. »Welchem Zweck dient diese Anlage?«
    Er antwortete nicht.
    Ich wiederholte meine Frage.
    Er stieß wieder seltsame Laute aus, die für mich keinerlei Sinn ergaben, aber zweifellos einen Sinn hatten.
    Ich hatte mir nie vorgestellt, daß die Trolle eine eigene Sprache haben könnten, die sie untereinander benutzten, wenn nicht die Gefahr bestand, daß wir sie hören würden. Diese Entdeckung erstaunte mich aber nicht besonders. Höchstwahrscheinlich handelte es sich um eine menschliche Sprache, die in jener früheren Zivilisation gesprochen worden war. Die wenigen menschlichen Überlebenden des apokalyptischen Atomkriegs waren völlig verwildert und hatten zusammen mit soviel anderem auch ihre Sprache vergessen; aber die Trolle, von denen eine größere Anzahl überlebt hatte, hatten diese Sprache über die Jahrtausende hinweg als internes Verständigungsmittel lebendig erhalten.
    In Anbetracht ihres Instinkts, uns auszulöschen, war es schon eine Ironie des Schicksals, daß sie etwas bewahrt hatten, was menschlichen Ursprungs war.
    »Welchem Zweck dient diese Anlage?« beharrte ich.
    »... ein Zufluchtsort...«
    »Wovor?«
    »... dem dunklen...«
    »Vor der Dunkelheit?«
    »Nein... vor dem dunklen Blitz...«
    Bevor ich die nächste Frage stellen konnte, begann der Troll mit den Fersen auf den Steinboden zu hämmern, und er zuckte, zischte und versuchte mich mit einer Hand zu packen. Doch seine Muskeln gehorchten ihm noch nicht, und der Arm fiel auf den Boden zurück. Die Finger zitterten krampfhaft, so als würde Strom durch sie geleitet. Die Wirkung des Pentothals verflog rasch.
    Rya hatte eine weitere Injektion vorbereitet, die sie dem Gefangenen jetzt verabreichte. Seine Augen trübten sich erneut, und sein Körper versteifte sich.
    »Du sagst, dies sei ein Zufluchtsort?«
    »Ja.«
    »Ein Zufluchtsort vor dem dunklen Blitz?«
    »Ja.«
    »Was ist der dunkle Blitz?« stellte ich die entscheidende Frage.
    Er erschauderte selig und stieß unheimliche Laute aus. Ich spürte, daß allein schon der Gedanke an den dunklen Blitz in dem Unhold wollüstige Gefühle auslöste.
    Auch ich erschauderte, aber vor Angst.
    »Was ist der dunkle Blitz?« wiederholte ich.
    Er starrte durch mich hindurch und hatte offenbar eine Vision unvorstellbarer Vernichtung, während er mit leiser, andächtiger Stimme erklärte: »Der weiße-ach-so-weiße Himmel ist ein von zehntausend mächtigen Explosionen ausgeblichener Himmel, blendend weiß von Horizont zu Horizont. Der dunkle Blitz ist die schwarze Todesenergie, der nukleare Tod, der aus den Himmeln herabfährt, um die Menschheit auszulöschen.«
    Ich sah Rya an.
    Rya sah mich an.
    Was wir vermutet, aber nicht auszusprechen gewagt hatten, stimmte tatsächlich. Hier wurde eine unterirdische Festung errichtet, ein riesiger Bunker, in dem die Trolle einen weiteren verheerenden Weltenbrand zu überleben gedachten.
    »Wann wird dieser Krieg beginnen?« fragte ich unseren Gefangenen.
    »Vielleicht... in zehn Jahren...«
    »In zehn Jahren?«
    »... oder in zwanzig...«
    »Zwanzig?«
    »... oder in dreißig...«
    »Wann nun, verdammt! Wann?«
    Unter den menschlichen Augen begannen die glühenden Trollaugen zu funkeln, in wahnsinnigem Haß und wahnsinnigem Hunger. »Das Datum steht noch nicht fest«, sagte er. »Zeit... wir benötigen Zeit... Zeit, um die Arsenale zu bauen... und die Raketen müssen noch vervollkommnet werden... noch präziser sein... Das Vernichtungspotential muß so gewaltig sein, daß die Menschheit total ausgelöscht wird. Diesmal darf niemand dem Brand entkommen. Sie müssen ausgerottet werden... alle... die Erde muß von ihnen und all ihren Werken gereinigt werden...«
    Er lachte tief in der Kehle, ein furchterregendes Kichern reiner Wonne, und seine Vorfreude auf das versprochene

Weitere Kostenlose Bücher