Zwielicht
Lachen. Vergeblich versuchte sie, sich vorzustellen, wie ein Junge oder Mädchen einen getarnten Jem’Hadar-Soldaten auffliegen ließ. »Uns liegen jedenfalls Beschwerden aus dem Hort und dem Quark’s vor. Ich bin weit davon entfernt, Quark in allen Belangen zuzustimmen, doch Lieutenant Ros Bericht zufolge flohen mehrere Kunden aus dem Lokal, als sie auftauchten.«
»Das ist korrekt.«
»Ich schätze, viele Personen hier sind es noch nicht gewöhnt, einen Jem’Hadar-Soldaten an Bord zu wissen«, vermutete sie. »Insbesondere nach dem erneuten Angriff vor ein paar Wochen. Und wenn Sie sich direkt vor ihnen enttarnen, fühlen sie sich, als würden sie bespitzelt.«
»Das trifft zu«, betonte er.
»Ich meinte, sie könnten sich bedroht fühlen«, erklärte Kira. »Sie denken vielleicht, Sie hätten sich nur getarnt, um sich anzuschleichen und sie anzugreifen.«
»Das entspricht nicht meinem derzeitigen Prozedere«, widersprach Taran’atar. Kira weigerte sich, genauer über das derzeitig nachzudenken.
»Glaube ich gern«, sagte sie. »Doch bis die Stationsbevölkerung sich an Sie gewöhnt hat, wäre es vielleicht das Beste, sie ungetarnt zu beobachten.«
»Meine Anwesenheit sorgt aber für deutliche Irritationen«, warf er ein.
»Anfangs sicher«, stimmte Kira zu. »Genau darum geht’s. Sie müssen den anderen die Chance geben, Ihre Gegenwart als normal zu empfinden. Dann irritieren Sie sie nicht länger.«
Taran’atar schien einige Momente darüber nachzudenken. »Einverstanden«, stimmte er dann zu.
»Danke.« Kira seufzte innerlich und warf einen Blick auf seine Ma-theaufgaben. »Ich überlasse Sie jetzt wieder Ihrem Training.« Auf dem Weg zur Tür gingen ihr die verwirrenden Rechenformeln noch immer nicht aus dem Kopf. Vielleicht , dachte sie müde, gönne ich mir doch noch einen Drink in der Bar, bevor ich nach Hause gehe.
Kapitel 31
Ezri sah, wie der Impuls den Planeten verließ. Eine goldene Welle aus Energie strömte von einem Punkt auf der Oberfläche und zog einen schnell verblassenden Schweif hinter sich her. Mit der Rotation des Planeten wanderte auch der Impuls in andere Richtungen weiter – und irgendwann lag die Welt der Vahni in seiner Bahn.
Das Pochen in ihren Schläfen schien Ezri lauter zu sein als das Summen des Warpkerns hinter ihr. Sie hatte diesen Impuls aus nächster Nähe erlebt. Entsprechend schwer fiel es ihr nun, sich auf diese Simulation zu konzentrieren, ohne ständig an damals zu denken. Aber ich muss die Vergangenheit beiseiteschieben , wusste sie. Nach Feierabend durfte sie sich dem Leid öffnen, nun aber war Effizienz gefragt.
»Wir haben uns Folgendes überlegt«, sagte Nog, der neben ihr an der Hauptkonsole stand. Normalerweise wirkte er hektisch und erregt, wenn er einen Lösungsvorschlag präsentierte. Diesmal jedoch nicht. Er hatte ihr angekündigt, gemeinsam mit seinem Team einen eventuellen Schutz gegen den Impuls entwickelt zu haben, doch Ezri begriff: Was immer seine Ingenieure ersonnen hatten – es ge-nügte ihm nicht. Müde hob sie die Hand und massierte sich die Schläfe. Der Tag war lang gewesen, und in letzter Zeit schlief sie schlecht.
Nog bediente seine Konsole, und die Anzeige wechselte die Darstellung. Im Mittelpunkt des Monitors – nahe des blauen Kreises, der den Planeten symbolisierte und eigentlich grau sein müsste, wie Ezri fand – erschienen zwei grüne Segmente, die gemeinsam ein dem Planeten zugewandtes V bildeten. Nog berührte eine weitere Taste, und die Simulation begann von Neuem. Abermals schoss die Energiewelle von einem Punkt auf der Oberfläche empor, doch nun lenkten die Segmente einen Großteil davon in andere Richtungen ab. Hinter den Segmenten blieb das Weltall zurück, das der destruk-tiven Energie entkommen war – und sich bis zur Welt der Vahni erstreckte.
Ezri ließ die Hand sinken und deutete auf die Segmente. »Okay, und was ist das?«
»Zwei genau ausgerichtete, verstärkte Deflektorfelder«, antwortete Nog ohne Begeisterung.
»Wie verstärkt?«, hakte sie nach. »Und wie ausgerichtet?«
Abermals bediente er die Kontrollen, und zwei schematische Dar-stellungen der Defiant – ein Querschnitt und eine Sicht aus der Vo-gelperspektive – ersetzten die Simulation auf dem Bildschirm. »Wir glauben, Warpenergie ins Deflektorgitter übertragen zu können«, erklärte er, und noch immer ging ihm sein üblicher Ingenieurenthu-siasmus ab. Er deutete auf mehrere Stellen am Warpenergiefluss, auch wenn Ezri dies nur
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