Zwielicht
gestoppt war, sah Vaughn zum eingestürzten Turm zurück. Der Anblick spiegelte seinen Gemütszustand wider.
»Hör auf!«, rief er sich selbst zur Ordnung. Es brachte nichts, über Fehler der Vergangenheit nachzugrübeln. Er musste nach vorne schauen. Es galt immer noch, eine Mission zu erfüllen: die Quelle zu erreichen und einen Weg zur Rettung der Vahni Vahltupali zu finden.
Das allein war sein derzeitiges Missionsziel und verdiente seine volle Konzentration.
Vaughn stand auf, nahm sich seine Ausrüstung und umrundete den Trümmerhaufen ein weiteres Mal, um seinen Phaser zu suchen, den er vor dem Einsturz hatte fallen lassen. Er fand ihn nicht.
Und die Zeit drängte. Er ließ die Steine und den Staub hinter sich und setzte seinen Weg zum Ursprung des mysteriösen Energieimpulses fort.
Kapitel 48
»Dies ist während Ihres Aufenthalts Ihr Quartier, Premierminister«, sagte Kira und betätigte eine Taste auf der Konsole neben der Tür.
Shakaar nickte. »Vielen Dank.« Sie hatten sich am Andockring getroffen, waren gemeinsam hergegangen und hatten sich dabei – ein wenig gezwungen – über politische Themen unterhalten. Der Abstand, den Kira zwischen ihnen beiden vermutete, ließ sich nicht leugnen.
Es waren über sechs Wochen seit Kiras Rückkehr durch das iconianische Portal vergangen, und seitdem hatten sie nicht mehr miteinander gesprochen. Und ihre letzte wirklich relevante Unterhaltung, kurz nach Kiras religiöser Befleckung, war keine angenehme gewesen. Damals hatte er sie wissen lassen, ihre Exkommunizierung aus Bajors religiöser Gemeinschaft könne ihre Stellung auf DS9 beeinträchtigen. Er hatte zwar keinerlei Absichten geäußert, sie ihres Amtes zu entheben, aber durch die Blume ausgedrückt, dass sie die ihr bevorstehenden Stürme allein würde meistern müssen. Nichts anderes tat sie seitdem.
»Dann sehe ich Sie heute Abend beim Empfang«, verabschiedete Kira sich und setzte zur Rückkehr in ihr Büro an.
Doch Shakaar hatte andere Pläne. »Selbstverständlich. Würden Sie für ein paar Minuten hereinkommen?« Die Einladung in seine Unterkunft überraschte sie. Shakaar schien das nicht verborgen zu bleiben. »Sofern Sie nicht sofort zurück zur Ops müssen.«
»Nein«, wehrte sie ab, mit einem Mal neugierig. »Ganz und gar nicht.«
Er trat zur Seite, ließ sie passieren und folgte ihr über die Schwelle.
Hinter ihnen schloss sich die Tür summend. »Es ist gut, dich zu sehen, Nerys«, sagte er lächelnd und trat weiter ins Zimmer. »Du darfst mich übrigens nach wie vor Edon nennen. Oder hat sich die Beziehung zwischen uns derart verschlechtert?«
»Natürlich nicht«, log sie umgehend. Anfangs hatte sie die emotionale Distanz als natürliche Entwicklung interpretiert – seit ihrer Romanze waren Jahre vergangen –, in letzter Zeit schrieb sie die Schuld aber seiner politischen Karriere zu. »Zumindest, solange uns keine Bajoraner zuhören«, fügte sie an. »Denn dann sollten wir besser miteinander streiten.«
Shakaar lachte. Es war lange her, dass sie ihn hatte lachen hören.
»Das wäre vermutlich besser für mich. Du hast mehr politische Gegner als ich.«
Kira lächelte, ärgerte sich aber über seine Worte. Soweit ihr bekannt war, hatten sich nur Vedek Yevir und sein Gefolge öffentlich gegen sie gestellt – die Personen, denen sie ihre Befleckung verdankte. Na ja, Admiral Akaar vielleicht auch.
»Kann ich dir etwas anbieten?«, fragte Shakaar und trat zum Replikator in der kleinen Essecke.
»Nein, danke«, antwortete sie.
»Oh, in Ordnung.« Einen Moment sah er das Gerät an, als sei er nicht sicher, ob er etwas wollte. Dann drehte er sich um und ging zur Sitzecke. »Bitte«, sagte er und deutete auf einen Sessel. »Setz dich.«
Kira tat, wie geheißen, während er sich ihr gegenüber auf dem Sofa niederließ. »Ich hoffe, es geht dir gut«, begann sie.
»Durchaus«, erwiderte Shakaar. »Mein Leben ist stressig, aber okay. Dir wird es kaum anders ergehen.«
»Richtig«, sagte Kira und begriff, dass sie es ernst meinte. Trotz der Prüfungen der vergangenen Monate und der möglicherweise sehr turbulenten Zukunft Bajors, fühlte sie sich stark und sicher in ihrem Leben. Die Heuschrecken aus ihrem Traum symbolisierten ihre Sorge um ihr Volk, nicht um sich selbst. Irgendwie erleichterte sie die Erkenntnis. »Darf ich dich etwas über Admiral Akaar fragen?« Shakaar schien zu zögern, also fuhr sie fort: »Inoffiziell.«
Er nickte langsam und nachdenklich. Dann lehnte er
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