Zwielicht
Ezri nun um das ihre.
Der Symbiont glitt durch die Echos, jagte und sammelte Erinnerungen.
Irgendwo tauchten Bilder von Prynn und Shar auf dem Planeten auf.
Fragwürdige Eindrücke von Vaughn – Vaughn auf einer uralten Raketen-rampe, Vaughn auf einem Schlachtfeld, Vaughn auf einem Schiff voller toter Bajoraner und Cardassianer. Und Bilder der Prentara, verkabelt mit ihren Maschinen und dem anderen Universum.
Dann zog sich Dax zurück. Trieb nach oben, ließ sich tragen, schwamm, schob. Es war Zeit, Ezri wiederzufinden.
Geduldig wartete Lieutenant Bowers darauf, dass sie anfing, und Julian tat es ihm gleich. Ezri lag auf dem Diagnostikbett, ein Glas Wasser an den Lippen. Sie nippte und fand den Akt des Trinkens gleichermaßen erfrischend und eigenartig fremd – als hätte sie es nie zuvor getan.
Als sie fertig war, reichte sie das Glas Juarez, der neben ihr stand.
Julian und Bowers warteten am Fußende des Bettes, und irgendwo in den Tiefen der Krankenstation musste auch Schwester Richter arbeiten. Ezri atmete tief ein und sammelte sich. Sie hatte sich ausreichend mit dem Symbionten abgeglichen, um dessen Erfahrungen wiedergeben zu können, doch die Interpretation dieser Bilder – der Echos – hatte einige Zeit gekostet. Selbst jetzt noch entzogen sich einige einer rationalen Analyse. Doch Ezri spürte, dass sie genug verstanden hatte, um Bowers und der Besatzung weiterzuhelfen.
Nachdem sie zu sich gekommen war, hatte Julian – wie schon nach dem ersten Kontakt zu dem Objekt – darauf bestanden, dass sie sich ausruhte, doch sie hatte sich durchgesetzt. Sie musste mit Bowers sprechen, wichtige Informationen weitergeben. Julian hatte das verstanden.
»Ich sah … Ich erlebte … ein anderes Universum«, begann sie nun und sah nach rechts, wo sie vorhin die Hand in die dunkelgraue Substanz gehalten hatte. Diese und der Tisch, auf dem sie stand, waren mittlerweile entfernt worden.
»Könnten Sie das genauer beschreiben?«, fragte Bowers. Ezri sah ihn an, hob die Hand und rieb sich die Schläfe.
»Alles in Ordnung?« Julian trat neben das Bett und sah zur Diagnoseanzeige.
»Mir geht’s gut«, antwortete Ezri und ließ die Hand wieder sinken.
»In meinem Kopf ist nur so viel Zeug … Ich suche nach einem Weg, alles zusammenhängend zu berichten.«
»Lassen Sie sich Zeit«, sagte Bowers, obwohl sie alle wussten, wie wenig davon ihnen zur Verfügung stand. Soweit sie es beurteilen konnten, blieb weniger als ein Tag bis zum nächsten Impuls.
»Vor einiger Zeit«, begann Ezri, »lebte eine humanoide Rasse auf diesem Planeten.« Dieses Wissen war niemandem neu; die Besatzung hatte bereits ähnliche Schlüsse aus den leeren Städten gezogen, von denen die Sondendaten berichteten. »Sie nannte sich Prentara und war technisch in der Lage, hochentwickelte virtuelle Realitäten zu erschaffen.«
»Virtuelle Realitäten?«, hakte Juarez nach. »Etwa wie in Holosuiten?«
»Nein, absolut nicht«, antwortete sie. »Die Prentara verbanden ihre mächtigen Computer direkt mit ihrem Verstand.«
Julian hob die Brauen. »So etwas kann hochgradig süchtig machen. Es ist äußerst gefährlich.«
»Das kann ich nicht beurteilen«, erwiderte Ezri. »Ich weiß allerdings, dass Wissenschaftler der Prentara nach einer Weile eine andere Existenzebene entdeckten. Ein Taschenuniversum jenseits des unseren, das … das … Es war …« Frustriert versuchte sie, die Bilder in ihrem Geist in Worte zu verwandeln.
»Ganz ruhig«, sagte Julian und legte ihr die Hand auf den Arm.
»Langsam.« Als sie aufsah, lächelte er sie an. Seine Unterstützung bedeutete ihr sehr viel.
»Ich bin okay«, sagte sie und legte ihre Hand auf die seine. »Diese Ebene, die die Prentara fanden, war ein Universum des Geistes …
Sein ganzes Wesen basierte auf, nährte sich und … wuchs … durch mentale Aktivität. Die Wissenschaftler sprachen von verblüffenden Erfahrungen.«
»Ähnlich denen bei bewusstseinserweiternden Drogen«, schlug Julian vor.
»So in etwa, denke ich.« Ezri nickte. »Aber intensiver, stärker. Sie nannten das andere Universum ›den Gedankenraum‹.«
»Lassen Sie mich raten«, bat Bowers. »Sie nutzten es, um ihre VR-Technologie zu verbessern.«
Wieder nickte sie. »Sie verbanden ihre VR-Ausrüstung mit der Schwelle, die sie zwischen diesem Universum und dem Gedankenraum erschaffen hatten. Jahrelang bot sie ihnen daraufhin unver-gleichliche, unvorstellbare Erfahrungen.« Sie hielt inne, kämpfte mit dem Grauen ihres
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