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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David R. George III
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er sie schweigend an, genoss ihre Gesichtszüge, ihren mädchenhaften Haarschnitt und das Band, das er zwischen sich und ihr spürte, und plötzlich war ihm, als müsse er eine mutige Geste machen – nicht einmal um ihretwillen, sondern als Symbol für sich. Für den neuen, unbekannten Weg, den sein Leben soeben eingeschlagen hatte. Zwei Mal erklang das Bimmeln der Glocke in der Bar, und die Unterhaltungen ebbten ab. »Die nächste Runde Getränke«, verkündete Quark, ohne den Blick von Larens Augen zu nehmen, »geht aufs Haus.« Der Jubel, der dieser Ankündigung folgte, war sogar noch lauter als vorhin.
    Laren lächelte, offensichtlich erfreut über seine Geste. Während er in ihre Augen sah, schien sich der Moment ins Unendliche zu deh-nen. Alles verschwand, nur er und Laren waren von diesem Universum noch übrig. Nur sie existierten. Dann schlug ein großer Metall-krug zwischen ihnen auf dem Tresen auf und riss sie aus ihrer Zwei-samkeit.
    »Yiridianischen Brandy«, verlangte der dazugehörige Yiridianer laut und lallend. Laren drehte ihren Kopf so bedrohlich langsam in seine Richtung, dass Quark den Krug vorsorglich beiseite schob.
    »Bedaure«, sagte sie. »Quark arbeitet momentan nicht. Wenden Sie sich an einen der Kellner.«
    »Aber … aber …«, stammelte der Yiridianer.
    Grimp eilte vorbei, ein Tablett leerer Gläser in den Händen. Laren streckte den Arm aus und griff nach ihm. »Grimp, würden Sie diesem … Gentleman … einen Tisch zuweisen?«
    »Ähm, okay«, antwortete Grimp verblüfft. »Ich muss nur erst …«
    »Sofort«, befahl Quark.
    Laren nahm das Tablett und reichte es über die Theke, wo Quark es umgehend aufs Recycling-Regal stellte. Als er sich wieder umdrehte, spazierte Grimp bereits mit dem schwankenden Yiridianer davon.
    »Danke«, sagte Quark zu Laren – und meinte weit mehr als ihren Umgang mit dem Betrunkenen.
    »War mir ein Vergnügen«, erwiderte sie leise. »Glaub mir. Alles okay?«
    Quark dachte kurz nach und hob die Schultern. »Man bekommt nicht immer, was man sich wünscht«, antwortete er. »Und weißt du was? Das muss nicht schlecht sein.« Zu seiner großen Überraschung glaubte er das tatsächlich.
    »Ich denke, da liegst du richtig«, sagte Laren und beugte sich über die Bar. Quark tat es ihr gleich. »Sag mal«, fragte sie, »kann ich dir einen ausgeben?«
    Quark lächelte und fühlte sich jetzt schon trunken.

    Kapitel 66
    Vaughn ertrank.
    Als er die Oberfläche des Strudels berührte, brach eine Reihe von Eindrücken über ihn herein. Sein Körper schien in den grauen Wirbeln zu treiben, schwebte im schmutzigen Licht. Elektrische Strömungen glitten über seinen Leib, und blauer Strahlungsglanz drang hinter seine geschlossenen Lider. Unerwartete Wärme umgab ihn. Immer schneller trugen die Wirbel ihn weiter, tiefer und tiefer, schoben ihn hinab, bis er schließlich –
    aus dem Universum fiel.
    Und weiter. Die Wärme verschwand, hinterließ Kälte und Einsamkeit.
    Auch die Schwerkraft war fort, doch Vaughn fiel noch immer. Seine Lunge schrie nach Sauerstoff, wagte es in dieser Leere aber nicht, zu atmen.
    Irgendwann zwang er sich, die Augen zu öffnen. In dem Nichts, das ihn umgab, sah er sich selbst, wie er fiel. Ein zweiter Vaughn flog durch das Grau und öffnete ebenfalls die Augen.
    Sieht er mich?, fragte sich Vaughn und wusste, dass dem nicht so war.
    Der andere Vaughn stammte aus der Vergangenheit, war sein wenige Momente jüngeres Ich, und hatte die Augen soeben erst geöffnet. Aber was sieht er? Noch einen Vaughn aus der Vergangenheit? Er wusste es nicht, doch er sah die Angst in den Augen des anderen und ahnte, dass es seine eigene sein musste. Vaughn blickte fort, wollte das nicht.
    Seine Lunge hatte inzwischen ihre eigene Version der Leere gebildet, und er atmete ruckartig aus. Danach wollte sein Körper nach neuer Luft schnappen, doch es gab hier keine. Trotzdem bewegten sich die Muskeln, versuchte sein Leib, ihn durch Sauerstoff am Leben zu halten.
    Und die graue Masse drang in ihn, durch Mund und Rachen, bis in seine Lunge. Füllte sie mit der Pseudomaterie des Gedankenraumes. Sein Rachen schloss sich spastisch.
    Vaughn ertrank.

    Vaughn war im Begriff, zu sterben. So lange er sich erinnern konnte, hatte er zu den Sternen gesehen und sich gewünscht, dort zu forschen. Und fast genauso lange war er gezwungen und gebeten worden, war von ihm verlangt worden, zu kämpfen. Er konnte nicht behaupten, dass es sich um sinnlose Kämpfe gehandelt hatte. Jeder

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