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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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darauf hin, daß ich Pferde nicht ausstehen kann. Ich sagte, ich sei ein Profi. Worauf ich zu sehen meinte, wie sie ein Lächeln verbarg.
     
    Ich war im Morgengrauen aufgestanden und wartete bereits im Palast des Statthalters, als die Schreiber allmählich in ihre Büros geschlendert kamen und sich dabei lautstark über das Besäufnis des gestrigen Abends unterhielten. Sie waren kaum damit fertig, sich über die Anzahl der Stufen zu einigen, die sie hinuntergepurzelt waren, als sie mich ausgeschlafen und munter vor ihrer Tür wartend fanden. Nach meinem vorherigen Besuch war ich ein Held für sie. Ich brauchte mich gar nicht an den Prokonsul zu wenden. Diese Jungs taten alles, was ich von ihnen verlangte. Meine Skandalgeschichte über ihren Herrn, erfunden oder nicht, hatte gewirkt: Büroangestellte und Schreiber sind stets dankbar, wenn jemand ein bißchen Farbe in ihr Leben bringt.
    Pässe für den cursus publicus sind nicht so ohne weiteres zu bekommen. Sie müssen die persönliche Unterschrift des Kaisers tragen; nur dadurch erhalten sie Gültigkeit. Provinzstatthaltern steht nur eine begrenzte Anzahl zu Verfügung, die sie auch nur unter strikten Voraussetzungen ausgeben dürfen. Pedantische erkundigen sich erst mal in Rom, ob sie mit einer Ausgabe auch nicht die Regeln verletzen. Aber die Schreiber des Prokonsuls von Baetica entschieden, den Alten erst gar nicht damit zu belästigen und händigten mir einfach einen aus. Nette Jungs.
    Gewöhnlich lasse ich mir vor Antritt von Auslandsaufträgen einen eigenen Paß ausstellen. Diesmal hatte ich nicht daran gedacht – und Laeta auch nicht, vorausgesetzt, er besaß überhaupt die Vollmacht, mir einen zu geben. Ich hatte versucht, nicht an Laeta zu denken. Doch als er mir jetzt einfiel, fragte ich die Schreiber, ob er inzwischen die offizielle Kontaktperson für Geheimdienstangelegenheiten geworden war.
    »Nein, das ist nach wie vor Anacrites, Falco.«
    »Ist das nicht mal wieder typisch! Ich habe Anacrites auf dem Totenbett zurückgelassen. Er muß doch inzwischen offiziell ersetzt worden sein.«
    »Also, uns hat niemand was gesagt – außer, Rom hat beschlossen, das Kommando einer Leiche zu überlassen!«
    »Glaubt mir, Jungs, ihr würdet keinen Unterschied merken, wenn sie den Oberspion durch einen Kadaver ersetzen.«
    »Uns soll’s recht sein!« kicherten sie. »Seine Briefe sind das Letzte. Der Alte geht jedesmal an die Decke, weil er nicht versteht, was Anacrites überhaupt will. Wenn wir dann in Rom um Erläuterung bitten, kriegen wir die gleiche Botschaft zurück, allerdings noch unverständlicher.«
    »Und was ist mit Laeta? Ist euch aufgefallen, daß er mehr Schreiben schickt? Vielleicht Signalbotschaften übermittelt?«
    »Nicht mehr als gewöhnlich. Signalbotschaften kann er nicht benutzen.«
    »Wieso? Ist er nicht ermächtigt?«
    »Er schreibt zu viel. Die Signalfeuer können nur einen Buchstaben nach dem anderen übermitteln. Das ist zu langsam für lange Dokumente.« Und auch zu ungenau. Es geht nur bei Nacht, die Sicht muß gut sein und selbst dann besteht bei jeder zwischen den einzelnen Wachtürmen übermittelten Botschaft das Risiko, daß derjenige, der die Signale entziffert, etwas falsch versteht und völligen Schwachsinn weitergibt. »Laeta schickt Schriftrollen, und die immer mit Kurieren.«
    »Also keine Anzeichen dafür, daß er einen neuen Zuständigkeitsbereich übernommen hat?«
    »Nein.«
    »Ich nehme nicht an, daß er sich die Mühe macht, nach mir zu fragen?«
    »Nein, Falco.«
    Da war etwas, was ich gern überprüfen wollte. Offen und freundlich schaute ich sie an. »Ich frage nur, weil es Veränderungen auf dem Palatin geben kann, wenn Anacrites länger krank oder tot ist … Hört mal, ihr wißt, daß ich mit einem Brief für den Prokonsul nach Baetica kam, in dem stand, ich sei in geheimer Mission hier?« Sie wußten es garantiert; es konnte nicht schaden, sie ins Vertrauen zu ziehen. »Der Alte sagte mir, ihr wärt bereits über die Anwesenheit einer anderen Person unterrichtet worden, über die niemand spricht?« Sie sahen einander an. »Allmählich mache ich mir nämlich Sorgen«, log ich. »Ich befürchte, daß ein Agent verlorengegangen ist. Ohne Anacrites können wir nicht herausfinden, wen er geschickt hat.«
    Jetzt wurden deutlichere Blicke ausgetauscht. Ich wartete. »Einführungsbriefe vom Büro des Oberspions tragen den Vermerk streng geheim, Falco.«
    »Ich weiß. Ich benutze sie selbst.«
    »Uns ist nicht gestattet,

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