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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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er herkommen wolle, um die neuen Mahlsteine zu inspizieren, ehe der Lieferant bezahlt wurde. Gute Götter, Falco, wenn ich gewußt hätte, was er vorhatte, hätte ich ihm selbst geholfen! Ich frage mich, ob er drüben bei uns war, um mich darum zu bitten – aber ich war nach Corduba gefahren, weil ich Quadratus entfliehen wollte …«
    »Alle behaupten also, er sei allein gewesen – und doch haben wir hier den ersten neuen Stein, der bereits montiert ist.«
    »Ich habe mit den Arbeitern gesprochen, und keiner von ihnen war daran beteiligt.«
    »So ein Mahlstein ist ein ganz schönes Schwergewicht! Rufius sah zwar kräftig aus, aber er konnte mit diesen Gewichten keinesfalls allein fertig werden.«
    »Nein, Falco. Das ist der Grund, warum ich heute hergeritten bin. Ich kann einfach nicht glauben, was da über diesen Unfall gesagt wird. Man braucht mindestens zwei Männer, um diese Mahlsteine zu bewegen und anzubringen – besser noch vier.« Die Besorgnis in der Stimme unseres Pächters überzeugte mich davon, daß seine Motive aufrichtig waren. Genau wie ich, war er ein praktischer Mann. Die Ungereimtheiten der Geschichte hatten ihn so beschäftigt und beunruhigt, daß er selbst nachsehen mußte.
    »Wie geht das Anbringen denn nun vor sich, Marius? Jeder der Steine muß in das Becken gehoben werden – ich nehme an, man richtet sie mit einem Hebebalken auf und benutzt dann Seile, um sie hochzuhieven?« Ich sah mich um. Nachdem sich meine Augen besser an das Licht gewöhnt hatten, konnte ich die zur Seite geworfene Ausrüstung dafür erkennen.
    Optatus bestätigte, wie schwierig das Unterfangen war: »Das ist Schwerstarbeit, aber den Stein in das Becken zu bringen ist noch der leichtere Teil. Dann muß der Mahlstein aufgerichtet, vom Boden hochgehoben und mit Keilen abgestützt werden.«
    »Um ihn in Position zu bringen? Damit er sich über dem Boden des Beckens dreht?«
    »Ja. Ihn in die richtige Höhe zu bringen erfordert viel Kraft.«
    »Und Mut! Man würde es sehr schnell merken, wenn einem ein solcher Stein über den Zeh rollt.«
    »Oder auf die Brust fällt«, knurrte Marius bei dem Gedanken, was mit dem jungen Rufius passiert war. »Als erstes muß man die Position bestimmen. Dann muß jemand hochklettern und sich rittlings auf den Dreharm setzen, um die Stange in ihre Befestigung am Mittelpfahl einzuführen. Ich hab das schon gemacht, Falco, und wenn man nicht gleich beim ersten Mal Glück hat, schwirren eine Menge unflätiger Flüche durch die Luft. Der Mann, der das Ende in Position bringen muß, hat bald einen ungeheuren Zorn auf denjenigen, der die Stange durch den Stein schiebt. Die da einzupassen ist sehr schwierig. Man muß genaue Anweisungen geben – die der Partner natürlich prompt falsch versteht.«
    Optatus malte da ein hübsches Bild von den Freuden des Zusammenarbeitens. Ich wünschte, ich hätte zusehen können, wie er ein paar meiner Schwäger bei einer einfachen häuslichen Verrichtung herumkommandierte.
    »Vielleicht haben sich Rufius und sein Helfer gestritten … Rufius muß derjenige gewesen sein, der unten stand.«
    »Ja. Der Stein rutschte ab und fiel auf ihn«, stimmte Optatus zu. »Die Gutsarbeiter haben mir erzählt, daß sie ihn auf dem Rücken liegend mit ausgestreckten Armen fanden, und der Mahlstein lag direkt auf ihm. Er hatte ihm die Brust und auch den Bauch zerquetscht.«
    Ich zuckte zusammen. »Hoffen wir, daß er sofort tot war.«
    »Er hätte es nicht lange überlebt. Selbst wenn man den Mahlstein sofort heruntergehoben hätte, wäre keine Hoffnung mehr gewesen.«
    »Der Punkt ist«, sagte ich säuerlich, »ob er es hätte vermeiden können, überhaupt zerquetscht zu werden.«
    Optatus nickte. »Ich habe die Stange untersucht, Falco.« Er beugte sich darüber, um es mir zu zeigen. »Schauen Sie, die Manschette ist noch nicht aufgesetzt worden. Es sieht auch so aus, als wären nur sehr wenige Keile angebracht worden, um den Stein im Becken in Position zu bringen. Derjenige, der sich das hier vorgenommen hatte, muß ein totaler Amateur gewesen sein.«
    »Rufius war sehr jung. Er hat vielleicht nie zuvor gesehen, wie diese Dinger angebracht werden.«
    »Das ist Wahnsinn. Leichtsinnige, gedankenlose Pfuscherei. Der Mahlstein muß auf der Hebestange herumgewackelt und kaum noch zu kontrollieren gewesen sein. Nachdem er erst einmal schief saß, hätte der Mann am Boden zur Seite springen können, wenn er schnell war, aber wahrscheinlich schaffte er das nicht wegen der Schwere

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