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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Schlag treffen. Ich vertraue dir, wenn es da ein oder zwei kleine Diskrepanzen gibt. Paß aber auf, Helena Justina führt meine Bücher, und sie ist sehr viel genauer.«
    »Wie weit ist es Ihrer Meinung nach bis zum Rufius-Gut, Falco?«
    »Vier oder fünf Meilen?«
    »Verstehen Sie denn nicht, Falco?«
    »Ich bin immer noch sehr müde von meiner Reise nach Hispalis.«
    »Diese Zeile hier«, erklärte Marmarides dickköpfig und zeigte auf die unterste, »ist mein Eintrag nach der letzten Fahrt, als ich Helena und Sie nach Corduba fuhr und Sie mit Cyzacus und Gorax sprachen. Der Tag, an dem wir den Kampf am Flußufer hatten.«
    »Das werd ich nie vergessen. Du bist ins Wasser gefallen. Ich dachte, ich müßte Stertius dafür entschädigen, daß ich seinen Freigelassenen ersäuft habe … Und jetzt mußt du für die heutige Fahrt eine neue Zeile hinzufügen?«
    »Dazu gehe ich zum Hodometer und zähle die verbliebenen Steinchen.«
    »Und die notierst du dann in dieser Spalte?« Ich deutete auf die hinterste Reihe, wo die Zahlen mit jedem Tag kleiner wurden.
    »Genau da stimmt es nicht. Von dem Tag, an dem Sie nach Corduba fuhren, bis jetzt sind es zweimal soviele Meilen, wie ich erwartet hatte.«
    »Du hast die Rückfahrt bedacht?«
    »Ja klar. Die Meilen, die die Kutsche seit Corduba gefahren ist«, erklärte mir Marmarides mit einem strahlenden Lächeln, »entsprechen genau einer Fahrt zum Haus der Rufii, hin und zurück – und dann noch mal hin und zurück!«
    Ich war beeindruckt. Mir war augenblicklich klar, was Marmarides meinte. »Deine große Chance, ein Rätsel für mich zu lösen«, sagte ich.
    Er strahlte. »Sie haben davon gesprochen, wie der Mann mit dem schlimmen Rücken es wohl geschafft haben kann, dem Jungen beim Anbringen des Mahlsteins zu helfen. Er kann dazu Ihre Kutsche benutzt haben, Falco.«
     
    Ich blieb ganz ruhig. »Ein Agent muß alles genau bedenken und darauf achten, keine Fehler zu machen. Ich dachte, Helena hätte an jenem Tag die Kutsche benutzt? Ich dachte, sie wäre mit Aelia Annaea ausgefahren?«
    »Nein«, sagte er. »Aelia Annaea kam mit ihrer eigenen Kutsche und hat Helena Justina abgeholt.« Marmarides hatte die Sache wirklich durchdacht. »Marius Optatus fuhr nach Corduba, aber er benutzte einen Ochsenkarren.«
    »Und unsere Kutsche stand demnach im Stall?« Er nickte. »Die Sklaven waren alle auf den Feldern und konnten daher nichts mitbekommen, Marmarides. Die Gutsgebäude liegen nahe an der Straße, also konnte jeder wegfahren, ohne Aufmerksamkeit zu erregen … Ist dir aufgefallen, ob die Mulis draußen waren? Waren sie verschwitzt?«
    Marmarides machte ein verlegenes Gesicht. »Ich hab mich nicht darum gekümmert, Falco.« Doch dann erhellten sich seine Züge, und er war froh, etwas zu seiner Entlastung vorbringen zu können. »Ich war gar nicht hier. Nachdem Helena Justina abgefahren war, hab ich mich von Optatus mit nach Corduba nehmen lassen.«
    »Was wolltest du denn in Corduba?«
    Er grinste nur. Bestimmt war eine Frau im Spiel, und ich beschloß, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Da weder Helena noch ich hier gewesen waren, gab es keinen Grund für irgendwelche Einwände. Außerdem hatte Optatus dadurch ein Alibi. »Na gut. Du hast Quinctius Quadratus hier mit seiner Rückenverletzung beobachten können. Wenn er nicht reiten konnte, meinst du, er war fähig, eine mit zwei Mulis bespannte Kutsche über eine kurze Strecke zu lenken?«
    »Wahrscheinlich schon. Aber er hätte keinen sonderlich geeigneten Partner bei dieser schweren Hebearbeit abgegeben, Falco.«
    »Derjenige, der mit Constans zusammengearbeitet hat, war auf jeden Fall untauglich, das wissen wir.«
    Falls es Quadratus gewesen war, hatte er den Stein vielleicht nicht absichtlich fallen lassen. Möglicherweise hatte ihn nur sein Rücken im Stich gelassen, und der Tod des Jungen war tatsächlich ein Unfall – einer, der natürlich nie hätte passieren dürfen. Es war feige von Quadratus, nicht zu seinem Anteil an dieser Dämlichkeit zu stehen, aber das war kein Verbrechen.
    Vielleicht hatte Quadratus einfach Langeweile gehabt oder der wegen Selia völlig verschreckte Constans hatte seinen Rat gewollt. Aus welchem Grund auch immer, Quadratus war losgefahren, um seinen lieben Freund Constans zu besuchen. Dann taten sich die beiden jungen Männer, die es besser hätten wissen sollen, zusammen und beschlossen, eine Arbeit zu tun, der sie nicht gewachsen waren. Quadratus war gesundheitlich angeschlagen, und

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