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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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alles möglich. Er besitzt viel Macht – und einen Verstand wie ein kretisches Labyrinth. Wurde Ihnen gesagt, um wen es sich handelt?«
    »Nein. Wissen Sie, wer es ist?«
    »Ich kann es mir denken.« Claudius Laeta war der Name, der mir sofort durch den Kopf geschossen war. Ich hörte ihn immer noch »pures Gold!« schwärmen, als er und ich uns über Olivenöl unterhielten.
    Rufius betrachtete mich aufmerksam. »Wenn die Drohung einer staatlichen Kontrolle wahr wird …«
    »Soweit ich weiß, steht das momentan nicht zur Debatte.« Ich erkannte, das mir hier ein brauchbares Druckmittel in die Hände gefallen war. Was auch immer Laeta plante, ich hatte meine eigenen Vorstellungen, wie mein Bericht über Baetica aussehen würde, wenn ich erst einmal wieder in Rom war. Und ich würde ihn nicht unbedingt Laeta als erstem vorlegen. Schließlich hatte mich der Kaiser nach einer anderen Mission auch schon mal höchstpersönlich empfangen.
    »Licinius Rufius, ich habe nicht die Machtbefugnisse, Ihnen Versprechen zu machen, aber falls man mich offiziell um eine Einschätzung bittet, werde ich sagen, daß die Ölhersteller von Baetica eine verantwortliche Körperschaft sind, der man gestatten sollte, ihre Geschäfte in eigener Regie zu führen.« Was außerdem Geld sparte. Vespasian war sehr an Regelungen interessiert, die die Staatskasse nichts kosteten. »Hispanien ist schon seit langer Zeit eine römische Provinz. Wir haben es ja hier nicht mit irgendeiner unzivilisierten, rückständigen Gegend zu tun, in der die Wilden immer noch in Fellen herumlaufen. Und vielleicht ist es an der Zeit, sich über die spanischen Provinzen mal genauere Gedanken zu machen.«
    »In welcher Weise, Falco?«
    »Ich sähe da verschiedene Maßnahmen, die Vespasian erwägen könnte. Eine Erweiterung der Bürgerrechte. Besserer Status für romanisierte Städte. Größere Unterstützung für Hispanier, die sich für den Senat aufstellen lassen wollen oder für Ritterposten in Rom.«
    »Würde er sowas machen?«
    »Ich kann nur sagen, daß Vespasian, im Gegensatz zu anderen, auf Ratschläge hört.« Und genau wußte, was manche durch Bestechung alles erreichten.
    »Sie stehen ihm sehr nahe, nehme ich an?«
    »Nicht nahe genug, daß es mir selbst viel nützen würde!« erwiderte ich grinsend.
    Ich war immer noch entschlossen, ihm das Geheimnis seines Enkels zu entlocken. »Sie wollen nicht über Constans reden. Das akzeptiere ich …« Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Vielleicht brach sein Widerstand ja zusammen. »Darf ich Sie nur noch einmal nach Ihrem Besuch beim Prokonsul fragen?«
    Licinius Rufius seufzte. Er holte tief Luft. Ich ließ ihm Zeit. »Falco, ich hatte ein langes Gespräch mit meinem Enkel nach diesem Fest, das die Söhne von Annaeus Maximus veranstaltet haben.«
    »Sie waren verärgert, daß er hingegangen war, ohne es Ihnen zu sagen?«
    »Am Anfang schon. Doch das wurde bald nebensächlich. Ich spürte, daß er in ernsthaften Schwierigkeiten steckte. Constans fürchtete sich vor etwas. Er erzählte mir, auf dem Fest sei eine Tänzerin aufgetreten, die Fragen gestellt hätte. Das war alles ziemlich verwirrend …«
    »Es gab zwei Tänzerinnen«, erklärte ich.
    »So sieht es aus. Aber ich konnte aus Constans nur herausholen, daß er Informationen über eine von ihnen besaß.«
    »Und zwar nicht über die vom Annaeus-Fest?«
    »Ich glaube nicht. Es gab noch ein anderes Mädchen, das Constans und seine Freunde kannten, jemand von hier. Ich wage nicht daran zu denken, was für eine Art von Mädchen …«
    »Keine sonderlich gute Tänzerin«, versicherte ich ihm.
    »Sie wissen von ihr?«
    »Ihr Name ist Selia. Sie stammt aus Hispalis.« Und sie hatte mich vor drei Tagen umzubringen versucht, was ich aber für mich behielt. »Was hat Constans über sie erzählt?«
    »Er hatte wohl einmal etwas mit einem Engagement für sie zu tun. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es dazu gekommen ist. Mein Enkel war ein stiller Junge.«
    Allmählich ging mir ein Licht auf. »Ich denke, es war Quadratus, der sie engagieren wollte – aber er war ja wegen der Senatswahlen nach Rom zurückgekehrt. Also hat er geschrieben und Constans darum gebeten, dieses Mädchen aus Hispalis zu engagieren, damit sie bei dem Festessen auf dem Palatin auftrat, bei dem wir alle waren?«
    »Sowas in der Art.« Licinius wollte immer noch nicht mit der Sprache heraus. Ihm war entgangen, wie wichtig die Sache war. »Das alles klingt vollkommen harmlos. Mein

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