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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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rechtschaffene junge Frau mit gutem Charakter. Sie wurde vernünftig erzogen, ist ehrlich, direkt, ernsthaft und loyal gegenüber jenen, die sie liebt. Claudia sollte einen eigenen Hausstand gründen; sie würde eine tugendhafte, intelligente Partnerin und eine bewundernswerte Mutter abgeben.«
    Ich kannte mein Mädchen. »Das war eine wohleinstudierte Rede! Was genau hast du vor, Herzchen?«
    »Sie könnte mit einer Klausel in ihrem Mitgiftvertrag verheiratet werden, die besagt, daß für das Wohl von Ehemann und Kindern größere Summen bereitstehen – aber daß Claudia Rufina über einen festen jährlichen Betrag für ihre örtlichen Wohltätigkeitsvorhaben verfügen kann.«
    »Mit wem verheiratet werden, Liebste?«
    »Wie wäre es mit jemandem aus einer aufstrebenden Senatorenfamilie, die kein solches Geschiß um Stammbäume und ähnliches macht, aber glücklich wäre, ihre Position und Kultiviertheit in die Waagschale zu werfen …?«
    »Im Gegenzug für Claudias glitzernde Morgengabe?«
    »Ach, sei doch nicht so grob, Marcus!«
    »Es war deine Idee«, erinnerte ich sie.
    »Sie kennt Aelianus bereits«, sinnierte Helena.
    »Natürlich tut sie das«, erwiderte ich und dachte, wie viel Vergnügen es mir bereiten würde, den jungen Mann an ein ernsthaftes Mädchen mit einer ziemlich großen Nase zu ketten, deren Vermögen er zu respektieren gezwungen war.
    Helena schien sehr zufrieden mit sich. »Sie ist ein nettes Mädchen. Marius Optatus wird mir das zwar nicht danken, aber ich glaube, ich werde Claudia nach Rom einladen. Natürlich kann sie nicht bei uns wohnen.« Nein. Unsere enge, mit etwas anstößigen Fresken dekorierte Bruchbude war bestimmt nicht das Richtige für eine sagenhaft reiche Olivenölerbin. »Also werde ich Mutter bitten, sie bei sich aufzunehmen.«
    »Tja, ich bin sicher, Claudia wird Rom im Sturm erobern, Liebste – und ihr Vermögen sollte deinen Bruder erobern! Gib mir nur die Chance, vorher den Bodensatz der Ereignisse von dem verheerenden Besuch ihres eigenen Bruders in der Goldenen Stadt aufzuklären.«
     
    In unserem Haus ging es an jenem Abend ruhig und gedämpft zu. Niemand hatte viel Freude am Essen, und wir zogen uns danach rasch zurück. Ich saß allein im Garten und versuchte, meine Gedanken zu ordnen, als Marmarides diskret hustete.
    »Irgend etwas stimmt mit der Kutsche nicht, Falco.«
    »Scheint ziemlich typisch für Baetica zu sein! Muß sie repariert werden?« Mein Herz sank. Wie ich mich an seinen Arbeitgeber, den Exlegionär Stertius, erinnerte, übertraf dessen Erfindungsgabe und Kenntnis von Maschinen bei weitem die meine.
    »Der Hodometer macht Schwierigkeiten«, gestand Marmarides.
    Tja, damit hatte ich von vornherein gerechnet. Solche hochkomplizierten Spielzeuge gehen immer kaputt. Um die Wahrheit zu sagen, selbst bei einfachen brechen die Nieten, wenn ich ihnen nur zu nahe komme. »Soll ich ihn mir mal anschauen?«
    »Vielleicht später.«
    Zu meiner Überraschung ließ sich Marmarides neben mir auf der Bank nieder und zog mehrere Notiztafeln aus dem Beutel an seinem Gürtel. Sie waren mit schrägen Zahlen in großer, sorgfältiger Schrift bedeckt. Jede Zeile begann mit einem Ortsnamen. Bei manchen der Zahlen handelte es sich um Daten.
    »Was ist das, dein Reisetagebuch?«
    »Nein. Ihres, Falco.«
    »Schreibst du meine Memoiren für mich oder überprüfst du meine Reisekostenabrechnung?«
    Marmarides lachte in seiner jovialen Art. Offenbar hielt er mich für ungemein witzig. Dann legte er die Tafeln offen auf sein Knie und zeigte mir, daß er jede Fahrt, die wir unternommen hatten, mit Datum und neuem Meilenstand eingetragen hatte. Bei meiner Endabrechnung mit Stertius würde der Kutscher also die gefahrenen Meilen genau nachweisen können, sollte ich seine Angaben anzweifeln. Offenbar hatte sein Herr an alles gedacht. Stertius mußte schon zuvor mit streitsüchtigen Typen zu tun gehabt haben.
    »Und worum geht’s jetzt?«
    »Heute sind Sie zum Rufius-Gut hinübergefahren, haben unterwegs auf diesem Hof angehalten, wo wir alle über den Tod des jungen Mannes geredet haben, und danach habe ich Sie wieder nach Hause gefahren. Jetzt ist es Abend. Ich habe die Mulis gefüttert, die Kutsche geputzt und mich dann mit meinem kleinen Stilus hingesetzt, um die Eintragungen zu vervollständigen.«
    »Und?«
    »Die Meilen stimmen nicht, Falco.«
    Meine erste Reaktion war gelangweiltes Unverständnis. »Na gut, wenn die Anzahl etwas daneben liegt, wird mich nicht gleich der

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