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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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beim Abnagen seiner Beute. Dann lief mir als erstes eine eigensinnige, geringschätzige, gerade geschiedene junge Patrizierin namens Helena über den Weg, die, lange bevor ich es merkte, mir meine gesamte, in dreißig Jahren erworbene Selbstsicherheit raubte. Danach wurde ich zu verdeckten Ermittlungen in die Minen geschickt. Aus Gründen, die damals allen anderen sinnvoll erschienen, mußte ich als Sklave auftreten.
    Am Ende war es Helena gewesen, die mich rettete. Diesmal war ihr das nicht möglich. Als sie mich damals in aller Eile zu einem Legionshospital schaffte, bevor ich an Unterkühlung und den erlittenen Verletzungen starb, hatte ihr irrwitziges Kutschieren des Ponywagens mich fast mehr geängstigt als all die erlittenen Qualen in der Silbermine. Diesmal wurde sie selbst vorsichtig in langsamem Tempo über die Via Augusta nach Valentia gebracht und dann nach Norden zu einem Hafen namens Emporiae. Von dort aus würde ich sie per Schiff entlang der Südküste Galliens heimbringen – eine für Stürme und Schiffswracks berüchtigte Route, doch es war der schnellste Weg.
    Drei Jahre. Fast drei Jahre kannte ich sie jetzt. Ich hatte mich verändert und sie sich auch. Ich bildete mir gern ein, ich hätte es bewirkt, daß sie jetzt weicher war. Aber sie war aus eigenen Stücken sanfter geworden, als sie es zuließ, sich um einen Mann zu sorgen, den sie zunächst aus ganzem Herzen verabscheut hatte. Dann hatte auch ich mich fallen lassen. Ich erkannte mein Schicksal und stürzte mich kopfüber hinein. Nun war ich hier, ritt in die Berge einer anderen erzreichen Provinz, älter, reifer, verantwortungsbewußt, ein erfahrener Staatsdiener. Immer noch dämlich genug, mich auf jede Aufgabe einzulassen, mich ausnutzen zu lassen und mehr zu verlieren, als ich je gewann.
    Es würde nicht wie das letzte Mal sein. Ich war durchtrainierter und weniger fanatisch. Ich mißtraute zu vielen Leuten, einschließlich jener, die mich hergeschickt hatten. Ich hatte eine Frau und ein Baby, um die ich mich kümmern mußte. Ich konnte keine Risiken eingehen.
     
    Vor meiner Abreise hatte ich den Prokonsul aufgesucht, um ihn über mein Vorhaben zu informieren. Er hörte zu, zuckte die Schultern und meinte dann, ich schiene alles im Griff zu haben, also werde er sich nicht einmischen. Die gleiche alte Leier. Falls die Sache klappte, würde er allen Ruhm einheimsen wollen. Und falls ich in Schwierigkeiten geriet, war ich auf mich selbst gestellt.
    Die Angestellten des Prokonsuls, die diesmal offenbar Anweisung von oben erhalten hatten, mir bei meiner Mission behilflich zu sein, hatten mich mit zwei Maultieren ausgestattet. Dazu noch einer Karte und dem zusammenfassenden Bericht über alle Erzvorkommen, den sie für den Prokonsul angefertigt hatten, als er seinen Posten übernahm. Aus diesem Bericht erfuhr ich Einzelheiten, die ich vorher gar nicht hatte wissen wollen.
    Während sich die Silberminen in Britannien als wenig ergiebig erwiesen hatten, war Hispanien mit enormen Bodenschätzen gesegnet. Da gab es Gold, Gold in phantastischen Mengen. Man schätzte, daß die großen, staatseigenen Minen im Nordwesten monatlich an die zwanzigtausend Pfund Gold ergaben. Sie wurden von der einzigen in dieser Provinz stationierten Legion, der Siebten Gemina, bewacht. Außer Gold gab es Silber, Blei, Kupfer, Eisen und Zinn. In Baetica befanden sich alte Silberminen bei Carthago Nova, Silber- und Kupferminen in der Nähe von Hispalis, Goldminen bei Corduba: Zinnober wurde bei Sisapo abgebaut und Silber bei Castulo. In den erzreichen Mariana-Bergen – wohin meiner Information nach Quinctius Quadratus unterwegs war – wurde aus Hunderten von Gruben das beste Kupfer des Reiches gewonnen, dazu ein Überfluß an Silber.
    Ein paar ältere Minen befanden sich noch in Privathand, aber der Kaiser sorgte dafür, daß es immer weniger wurden. Die meisten standen jetzt unter Regierungsaufsicht. Ein Prokurator verwaltete die Gruben; Einzelunternehmer oder Bergbaugesellschaften konnten die Schächte für beträchtliche Summen pachten und bekamen einen Anteil an den geförderten Erzen. Offenbar bildete sich der eifrige neue Quästor ein, er würde diese Landpartie unternehmen, um den Prokurator zu überprüfen. Im Gegensatz zu seiner feigen Handlung, Rufius Constans einfach vom Gewicht eines Mahlsteins erdrückt liegenzulassen, war es eindeutig mutig, die Herrschaft eines machtvollen kaiserlichen Beamten in Frage zu stellen. Ich selbst war keineswegs erfreut von der

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