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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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unterschiedlichen Missionen, bei denen es um dasselbe Spektakel geht.«
    »Sie meinen«, hauchte Perella, »ob wir uns auf derselben Seite befinden?«
    »Ich wurde von Laeta hergeschickt. Soviel kann ich Ihnen gratis verraten.«
    »Und ich nicht.«
    »Damit erhebt sich eine interessante Frage, Perella, denn ich hatte mir schon gedacht, daß Sie für Anacrites spionieren – aber das letzte Mal, als ich ihn sah, lag er im Haus meiner Mutter und hielt das Fahrgeld für den Fährmann zum Hades schon abgezählt in der ausgestreckten Hand.«
    »Die Prätorianer haben ihn in ihr Lager geholt.«
    »Dafür hatte ich gesorgt.«
    »Ich habe ihn dort besucht.«
    »Oh, also hab ich es mit einem Mädchen zu tun, das sich mit den Männern der Garde einläßt. Da zeigt sich der echte Profi!«
    »Ich tue, was ich tun muß.«
    »Hören Sie auf, bevor ich rot werde. Ich bin ein schüchternes Bürschchen.«
    »Wir arbeiten alle sehr gut zusammen.« Was gewöhnlich eine fromme Lüge war.
    »Wie vorteilhaft«, sagte ich. Aber es stimmte, der Geheimdienst war der Garde angeschlossen. »Haben die Prätorianer Ihnen erzählt, daß Anacrites bei ihnen ist?«
    »Ich habe ihn selbst aufgespürt, nachdem Sie mir gesagt hatten, er sei zusammengeschlagen worden. Das war nicht ganz einfach, muß ich zugeben. Schließlich bin ich zu Ihnen gegangen, um Sie zu fragen, wo er ist …« Ich konnte mich dunkel erinnern, ihr meine Adresse gegeben zu haben. »Sie hatten Rom gerade verlassen, aber jemand hat mich auf Ihre Mutter hingewiesen. Sie hat mir nichts verraten, doch sie hatte einen großen Topf Suppe auf dem Herd stehen, und ich erriet, daß er für den Kranken war. Als sie mit einem Korb über dem Arm losging, bin ich ihr gefolgt.«
    »Mama bringt Anacrites immer noch Suppe?« fragte ich verblüfft.
    »Laut den Prätorianern fühlt sie sich für ihn verantwortlich.«
    Das mußte ich erstmal verdauen. »Und als Sie selbst mit Ihrem Blumenstrauß an sein Krankenbett traten, wie verhielt sich da Ihr unsympathischer Vorgesetzter?«
    »Genauso durchtrieben wie immer.« Diese Dame hatte es faustdick hinter den Ohren. »Er stöhnte und jammerte, wie das kranke Männer so tun. Vielleicht lag er im Sterben. Vielleicht sammelte der Mistkerl aber auch nur neue Kräfte, um zurückzuschlagen.«
    »Und Mama pflegt ihn immer noch? Ich kann’s nicht fassen! Im Prätorianerlager?«
    »Die Prätorianer sind doch alle Weicheier. Sie bewundern mütterliche Tugenden und all diesen altmodischen Quatsch. Aber trotzdem, Anacrites ist bei ihnen sicher. Wenn er überlebt, wird er Ihre Mutter anbeten.«
    Mir schoß der grauenhafte Gedanke durch den Kopf, daß ich zurück nach Rom kommen und meine Mutter mit dem Oberspion verheiratet finden würde. Aber nein, das ging nicht, sie müßte sich erst von Papa scheiden lassen. Und das würden die zwei nie hinkriegen, solange sie nicht einmal miteinander redeten.
    »Sie haben also mit Anacrites gesprochen? Was hat er gesagt?«
    »Nichts Brauchbares.«
    »Das sieht ihm ähnlich!«
    »Sie haben ja gesehen, in welchem Zustand er sich befand. Ich besuchte ihn nur ein paar Tage nachdem Sie Rom verlassen hatten.«
    »Und wer hat Sie dann hierher geschickt?«
    »Eigene Initiative.«
    »Sind Sie autorisiert?«
    »Jetzt ja!« lachte Perella, kramte in ihrer Schultertasche und hielt mir etwas hin. Ein Siegelring aus ziemlich miesem Chalzedon, darauf zwei Elefanten mit verschlungenen Rüsseln eingraviert. »Selia hatte ihn. Ich fand ihn, als ich sie durchsuchte. Sie muß ihn gestohlen haben, nachdem sie Anacrites eins übergebraten hatten.«
    »Sie haben sie durchsucht?« fragte ich höflich. »War das, bevor oder nachdem Sie ihr den perlweißen Hals etwas zu kräftig zugedrückt hatten?« Sie gönnte mir nur einen abschätzigen Blick. »Mir war aufgefallen, daß der Ring fehlte, Perella. Da ich Anacrites kenne, nahm ich an, daß er gehört hatte, wie sich Selia und ihre Schläger anschlichen, und rasch den Ring verschluckte, um die Staatskasse zu schützen.«
    Das gefiel Perella. Nachdem sie zu lachen aufgehört hatte, warf sie den Ring in die Luft und schleuderte ihn dann so weit wie möglich über die Straße in das gegenüberliegende Gebüsch. Ich spendete ihr leisen Beifall. Für Rebellen hatte ich schon immer etwas übrig. Und da Selia tot war, konnte der Ring auch nicht mehr als brauchbarer Beweis verwendet werden. »Ich werde Anacrites sagen, daß Sie ihn haben, Falco. Er wird Sie die nächsten fünfzig Jahre nicht mehr in Ruhe

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