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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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lassen.«
    »Damit kann ich leben. Was genau tun Sie hier?« wollte ich erneut wissen.
    Perella verzog den Mund und machte ein kummervolles Gesicht. Ich hatte immer noch Schwierigkeiten, mir vorzustellen, daß diese dickliche Vogelscheuche in ihren ungepflegten Klamotten eine äußerst tüchtige Agentin war – nicht nur ein Dämchen in einem kurzen Tanzröckchen, das bei Festessen die Gäste belauschte, um sich nebenbei ein paar Denarii zu verdienen, sondern eine Frau, die wochenlang auf sich selbst gestellt arbeitete, reiste und, wenn sie das für nötig hielt, erbarmungslos Leben auslöschte.
    »Was geht hier vor, Perella?«
    »Haben Sie Valentinus gekannt?« fragte sie.
     
    Als sich ihre Stimme bei dieser Frage senkte, überlief mich ein Frösteln. Für eine Sekunde war ich wieder im Feuerwehrhaus der Zweiten Kohorte, wo Valentinus steif in einem Leintuch schaukelte, mit diesem grausigen Eimer über dem Kopf, der das Blut auffing. »Kaum. Ich bin ihm nur einmal begegnet, bei jenem Essen. Und da habe ich leider die Chance verpaßt, mit ihm zu reden. Als ich ihn das zweite Mal sah, war er tot.«
    »Er war ein netter Kerl.«
    »So kam er mir auch vor.«
    »Wir haben ein paar Mal zusammengearbeitet. Anacrites hatte uns beide auf den Baetica-Fall angesetzt. Am Anfang nur mich, aber Quinctius Attractus muß spitzgekriegt haben, daß wir ihm auf die Schliche gekommen waren, und hat dafür gesorgt, daß ich durch dieses andere Mädchen ersetzt wurde. Daher hat Valentinus für mich an jenem Abend Dienst getan. Nachdem er ermordet wurde, beschloß ich, die Sache auf eigene Faust zu verfolgen. Das war ich ihm schuldig. Nun ja, und Anacrites auch. Er macht seine Arbeit auf seine Weise – was immer noch besser ist als die Alternative.«
    »Claudius Laeta?«
    Perellas Augen wurden schmal. »Offensichtlich muß ich aufpassen, was ich sage, Falco – ich weiß, daß Sie beide dicke Freunde sind.«
    »Er hat meine Überfahrt bezahlt, aber er hat mich nicht in der Tasche.«
    »Sie arbeiten normalerweise unabhängig?«
    »Freiberufler. Genau wie Valentinus. Darum bin ich auch nicht in Tränen ausgebrochen, als ich die tote Selia fand. Ich habe auch Ihr Piktogramm erkannt – Valentinus hatte genau so eins an seiner Wohnungstür … Ich schätze, Sie teilen meine Skepsis gegenüber Laeta?«
    Perella zog die Schultern hoch. Sie wählte ihre Worte äußerst sorgfältig. Das Ergebnis war eine recht farbige Charaktereinschätzung, bei der Laeta sicher nicht gern zugegen gewesen wäre, wenn man sie zur Zeit der Geburtstagszuwendungen dem Kaiser vorgetragen hätte: »Laeta ist ein betrügerischer, dilettantischer, verräterischer, verlogener Emporkömmling.«
    »Eine Perle des Sekretariats«, stimmte ich mit einem Lächeln zu.
    »Von Laeta hat Quinctius Attractus erfahren, daß ich die Gesellschaft der Olivenölhersteller im Auge hatte, dessen bin ich mir ziemlich sicher. Sie wissen, was da zwischen den Palastbüros läuft?«
    »Laeta will Anacrites in Verruf bringen. Mir war nicht klar, daß er seine Pfoten so tief drin hat, aber man sagt, daß er auf die Auflösung des Spionagenetzwerks hinarbeitet, damit er es übernehmen kann. Die geheime Macht im Reich. Der Wächter, vor dem wir uns mit Freuden fürchten.«
    »Sie könnten von ihm eine feste Anstellung bekommen, Falco.«
    »Genau wie Sie«, gab ich zurück. »Anständigen Agenten und Ermittlern mangelt es nie an Arbeit. Da draußen laufen zu viele Nieten herum, die anderen die Chancen vermasseln. Die neuen Dienstpläne werden genügend freie Stellen bieten. Laeta würde uns beide mit Kußhand aufnehmen. Aber wollen wir uns auf seinen schleimigen Charme einlassen, Perella? Es bleibt immer noch unsere Entscheidung.«
    »Ich halte mich wahrscheinlich lieber an den Mistkerl, den ich kenne.«
    »Wenn er überlebt. Und wenn seine Abteilung überlebt.«
    »Wir werden sehen.«
    »Ich werde selbständig bleiben, wie gehabt.«
    »Gut, dann wissen wir ja beide, wo wir stehen!« grinste sie.
    »Oh, durchaus. Wenn wir auch nicht stehen, sondern sitzen. Unter einem Baum in einem Wald in Baetica ohne Picknickkorb.«
    »Sie sind ein alter Miesmacher, Falco.«
     
    Anscheinend redeten wir ganz offen miteinander, aber deshalb traute ich ihr keinen Deut mehr. Und erwartete auch nicht, daß Perella es tat.
    »Wenn ich ehrlich mit Ihnen bin, Falco, kann ich dann von Ihnen dasselbe erwarten?« Ich rang mir ein halbherziges Schulterzucken ab. »Ich bin aus zwei Gründen nach Baetica gekommen«,

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