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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Gnädigste.«
    »Sie kamen ganz gut zurecht. Ich hab Ihnen nur ein wenig Hilfestellung geleistet.«
    »Wir müssen uns schon mal begegnet sein.« Ich keuchte immer noch. »Wie war doch gleich Ihr Name?«
    Sie schaute mich durchdringend an. Während ich zurückblinzelte, streckte sie ihren spitzen Schuh vor und malte ein Zeichen in den Sand: Zwei gebogene Linien mit einem Punkt in der Mitte. Ein menschliches Auge.
    »Ich bin Perella«, sagte sie sachlich. Da fiel es mir wieder ein: die mißmutige Blondine, die ursprünglich dafür engagiert worden war, zur Unterhaltung der Olivenölhersteller von Baetica zu tanzen.

LXIV
    Ohne ein weiteres Wort wandten wir uns vom Büro des Prokurators ab und ließen den wimmernden Cornix am Boden liegen. Niemand machte Anstalten, ihm zu helfen. Wo auch immer er sich befand, er war ein Mann, der nur Feinde besaß.
    Perella und ich gingen direkt durch das Minengelände zum Tor, wo ich meine Mulis zurückgelassen hatte. Sie hatte ein Pferd. Ohne Hilfe schwang sie sich in den Sattel. Auch mir gelang ein schwungvoller Aufstieg. Diesmal.
    Wir ritten hintereinander – mit mir in Führung – den Weg von der Mine hinunter zur großen Überlandstraße durch die Mariana-Berge. Als wir eine passende, etwas abgelegene Stelle erreichten, gab ich ihr ein Zeichen und hielt die Mulis an.
    »Ich hab versucht, einer anderen spanischen Tänzerin namens Selia aus dem Weg zu gehen. Hübsche kleine Person mit ihren Kastagnetten und sogar noch eindrucksvoller mit einem Fleischmesser in der Hand. Sie wird aber jetzt keine Männer mehr aufreizen – und auch keine mehr ermorden. Momentan lernt sie neue Tanzschritte im Hades. Ihr ist die Luft abgequetscht worden.«
    »Was Sie nicht sagen!« staunte Perella. »Von Unbekannten, oder?«
    »Das nehme ich an.«
    »Dann sollte es auch besser so bleiben.«
    Ich musterte sie offen. Sie war zusammengeschnürt wie ein nasser Käse. Eine Waffe konnte ich nicht entdecken. Falls sie eine mit sich führte, konnte die überall sein. In ihrer Schultertasche vielleicht. Aber wenn sie Selia umgebracht hatte, war sie auch ohne Waffe gefährlich genug.
    »Ich bin nicht hinter Ihnen her, Falco.«
    »Sie haben versucht, mich aufzuspüren.«
    »Nur, wenn ich Zeit dazu hatte. Sie sind ja ständig unterwegs. Falco, falls Sie ein gemütliches Plauderstündchen planen, sollten wir absteigen und uns unter einen Baum setzen.«
    »Fern sei es mir, den Austausch süßer Nichtigkeiten mit einer Frau im Walde auszuschlagen!«
    »Auf einem Muli machen Sie keine sonderlich gute Figur.«
    Stimmt, aber ich war mir nicht so sicher, ob ich es mir mit Perella gemütlich machen wollte. Trotzdem hatte sie recht, was meine Abscheu für das Leben im Sattel anging. Ich stieg von meinem Muli. Perella sprang von ihrem Pferd. Sie wickelte sich aus einem langen, stabilen Schal, der eine Lage ihrer Kleidung bildete, und breitete ihn auf dem Boden aus. Für alles ausgerüstet. Wenn ich es mit einer solchen Spezialistin aufnehmen wollte, mußte ich offensichtlich noch einiges lernen.
    Wir setzten uns nebeneinander wie ein Liebespaar auf einer Picknickdecke; ein Liebespaar, das sich noch nicht sehr lange kennt. Sofort begannen die Mücken sich für uns zu interessieren.
    »Na, ist das nicht nett? Jetzt brauchen wir nur noch eine Flasche Wein und einige altbackene Brötchen, dann könnten wir uns einbilden, ein paar Müßiggänger auf Urlaub zu sein.« Wie deutlich zu erkennen war, hatte Perella nichts für leichtherzige Späße übrig. »Als ich Sie das letzte Mal sah, glaubte ich, Sie wären eine reguläre Tänzerin, der aufgrund einer Gaunerei ein Engagement verloren gegangen war. Sie haben mir nie erzählt, daß Sie beim Oberspion angestellt sind.«
    »Natürlich habe ich Ihnen das nicht erzählt. Ich bin Profi.«
    »Trotzdem, die hübsche Selia auszuschalten, nur weil sie Ihnen Ihre Essensverabredung weggeschnappt hat, scheint mir die Rivalität doch ein bißchen zu weit getrieben.«
    Die Frau betrachtete mich mit diesen schlammfarbenen Augen. »Was bringt Sie auf den Gedanken, daß ich sie umgebracht habe?«
    »Es war sehr sauber ausgeführt. Professionell. « Ich legte mich zurück, faltete die Hände unter dem Kopf und blickte hinauf zu den Eichenzweigen. Blätterstückchen trudelten herab und versuchten, in meinen Augen zu landen, während ich spürte, wie die Kühle des Waldbodens in meine Glieder kroch. Den Gedanken, nach Hause zurückzukehren und in Weinschenken meine Unterhaltungen zu führen,

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