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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Trick kannte ich. Ein paar Minuten Plauderei über das Wetter kann einem Zugang zu vielen Privatfesten verschaffen. »Quinctius Attractus war offiziell nicht befugt, den Raum für sich zu reservieren. Wenn es freie Plätze gab, konnte jeder sie einnehmen.«
    »Also protestierte er nicht gegen Valentinus’ Anwesenheit?«
    »Konnte er nicht. Genau so wenig, wie er sich über die von Anacrites beschweren konnte. Die beiden mischten sich unter seine Gäste, und er mußte sich damit abfinden. Außerdem ist Attractus nicht sonderlich aufmerksam. Er war wahrscheinlich so damit beschäftigt, sich über Anacrites aufzuregen, daß er Valentinus gar nicht bemerkt hat.«
    Ich fragte mich, ob der engstirnige Senator mich bemerkt hatte.
     
    Dann befragte ich Helva wegen des Unterhaltungsprogramms. »Wer hatte die Musiker bestellt?«
    »Das war ich.«
    »Ist das so üblich? Suchen Sie die selber aus?«
    »Meistens. Die Mitglieder sind nur am Essen und am Wein interessiert.«
    »Engagieren Sie jedes Mal eine spanische Tänzerin?«
    »Das scheint angebracht. Sie ist im übrigen keine echte Spanierin.« So unecht wie die meisten »thrakischen« Gladiatoren, »ägyptischen« Wahrsager und »syrischen« Flötenspieler. Ganz davon abgesehen, daß der meiste »spanische Schinken«, den man auf dem Markt kauft, vorher als fröhliches Schwein in der Erde von Latium herumgewühlt hat.
    »Sie? Ist es immer dieselbe?«
    »Sie ist nicht schlecht, Falco. Es beruhigt die Mitglieder, wenn sie die Tänzerin wiedererkennen. Sie sehen ihr sowieso kaum zu, interessieren sich nur fürs Essen und Trinken.«
    »Attractus prahlte damit, daß er für sie bezahlt hat. Ist das üblich?«
    »Das tut er immer. Ist als großzügige Geste gedacht – na ja, damit zeigt er, daß er reich ist, und sie tritt natürlich zuerst dort auf, wo er speist. Die anderen Mitglieder überlassen sie ihm gern, und seine Gäste sind beeindruckt.«
    Er sagte mir, der Name des Mädchens sei Perella. Eine halbe Stunde später machte ich mich darauf gefaßt, dem makellosen Körper gegenüberzutreten, den ich zuletzt in einem Jagdkostüm gesehen hatte.
    Doch mir stand eine Überraschung bevor. Ich erwartete die umwerfende Diana mit dem blauschwarzen Haar zu treffen, die sich mir gegenüber so rüde benommen hatte. Zu meiner Überraschung war Perella, die angeblich regelmäßig als Tänzerin bei der Gesellschaft der Olivenölhersteller von Baetica auftrat, eine kleine, stämmige, selbstsichere Blondine.

XI
    »Blondine« war ein sehr schmeichelhafter Ausdruck. Ihr Haar war so strohig wie Maultierfutter und hatte etwa auch die gleiche Farbe. Es sah aus, als würde es einmal im Monat frisiert und dann mit immer mehr Haarnadeln festgesteckt, falls es sich irgendwo löste. Man konnte verstehen, warum Teile dieser phantastischen Frisur gerne einen Ausbruch in die Freiheit gewagt hätten. Die hochaufgetürmte Konstruktion sah aus, als hätte die Dame darin drei weiße Mäuse plus ihrer Mitgift untergebracht.
    Weiter unten wurde das Ganze etwas ansehnlicher. Ich will nicht behaupten, daß die Person umwerfend war, aber sie war sauber und ordentlich. Als keusche ätherische Mondgöttin wäre sie eine Katastrophe, doch als Begleiterin in einer Weinschenke konnte man sicher seinen Spaß mit ihr haben. Sie war in einem Alter, wo man sich darauf verlassen konnte, daß sie ein gerüttelt Maß an Erfahrung besaß – in fast allem.
    »Oh! Bin ich hier richtig? Ich suche nach Perella. Sind Sie Ihre Freundin?«
    »Ich bin es selbst!« Also war Perella definitiv die falsche Tänzerin. Sie schenkte mir ein Lächeln, das sie für einnehmend hielt, womit sie zwar falsch lag, aber das machte nichts. »Darf ich fragen, wonach Sie Ausschau halten, Zenturio?«
    »Nach keuscher Unterhaltung, Herzchen.« Sie war nicht so dumm, mir zu glauben. Dazu besaß sie einen zu ausgereiften Erfahrungshorizont. »Mein Name ist Falco.« Das sagte ihr offenbar nichts. Tja, manchmal ist es besser, wenn einem der eigene Ruf nicht vorauseilt. Leumund kann sehr ungehobelt sein. »Ich nehme an, daß Sie gerne Referenzen hätten. Kennen Sie Thalia, die Schlangentänzerin von Neros Zirkus?«
    »Nie von ihr gehört.« Passé, mein erhofftes Entree in die Welt der Terpsichore!
    »Wenn Sie sie kennen würden, dann würde sie sich für mich verbürgen.«
    »Als was?« fragte die Tänzerin anzüglich.
    »Als einen ehrbaren Mann in einer wichtigen Mission, der Ihnen ein paar einfache Fragen stellen möchte.«
    »Und die

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