Zwielicht in Cordoba
und Valentinus zu tun. Angesichts der Umstände erschienen sie zwar verdächtig, aber vielleicht waren es einfach aufstrebende Künstler, denen es nicht gelungen war, Helva zu überreden, sie vortanzen zu lassen, und die daraufhin selbst die Initiative ergriffen hatten.
Ich sagte Perella, sie sei von einer äußerst raffinierten Rivalin ausgetrickst worden, die noch dazu vermutlich mehr als spanischen Tanz im Sinn hatte. Perella steckte ein paar weitere Haarnadeln in ihre Vogelscheuchenfrisur und warf mir einen unergründlichen Blick zu. Sie drohte, sich das Mädchen aus Hispalis »vorzuknöpfen«. Und sie klang so, als meinte sie es ernst. Ich gab ihr meine Adresse, falls sie Erfolg haben sollte.
»Übrigens, Perella, seien Sie auf der Hut, wenn Sie diesem Mädchen begegnen. Sieht so aus, als sei sie in einen Mord verwickelt – und in einen häßlichen Überfall auf den Oberspion.«
Perella wurde bleich. »Anacrites?«
Während sie mich fassungslos anstarrte, fügte ich hinzu: »Am besten gehen Sie ihr aus dem Weg. Sie zu finden ist die Aufgabe eines Agenten – und eines guten dazu.«
»Und Sie meinen, Sie sind dazu in der Lage, Falco?« fragte Perella trocken.
Ich schenkte ihr mein breitestes Lächeln.
Da ich keine Lust auf eine Unterhaltung mit Laeta hatte, verschwand ich aus dem Palast, erledigte ein paar häusliche Angelegenheiten und ging dann zum Mittagessen zu Helena nach Hause. Gebratene Anchovis in einer einfachen Weinsoße. Anspruchslos, aber schmackhaft.
Helena sagte mir, während des Vormittags sei eine Nachricht für mich gekommen. Von Petronius. Er hatte etwas herausgefunden, das uns weiterhelfen konnte. Direkt nach dem Essen ging ich zu ihm, begleitet von Helena, der die Bewegung guttun würde, und auch von Nux, wobei ich insgeheim hoffte, das strubbelige Hundetier, das begeistert um uns herumsprang, würde unterwegs verloren gehen. Petro war zu Hause, hatte dienstfrei. Helena zog sich mit seiner Frau zurück, und Nux und ich fanden meinen alten Kumpel im Hof bei einer Tischlerarbeit.
»Das hier ist für dich, Falco. Ich hoffe, du bist mir dankbar.«
»Was ist das – ein kleiner Sarg oder ein großer Kasten für Broschen?«
»Stell dich doch nicht so dämlich an. Das wird eine Wiege.« Nux hüpfte gleich hinein, um sie auszuprobieren. Petronius scheuchte sie wieder raus.
»Dann wird es bestimmt eine gute«, meinte ich lächelnd. Und so würde es auch sein. Petro tischlerte gern und hatte eine Begabung dafür. Methodisch und praktisch, wie er war, hatte er einen tiefen Respekt für Holz. Er fertigte ein Bett an, in dem das kräftige Ungeborene, das mir bereits jede Nacht in die Rippen trat, gut aufgehoben sein würde. Die Wiege hatte stabile Kufen, einen Knauf zum Befestigen einer Rassel und einen Himmel über dem Kopfende. Ich war gerührt.
»Na ja, aber merk dir, sie ist für das Baby. Sollte Helena Justina dich wegen deines miesen Benehmens verlassen, dann bist du auch die Wiege los.«
»Das bezweifle ich«, erwiderte ich spöttisch. »Wenn sie sich absetzt, läßt sie das Baby bei mir.« Petronius schaute so entgeistert, daß mich der Teufel ritt und ich ihn noch mehr vor den Kopf stieß: »Helena mag Kinder nur, wenn sie alt genug für eine vernünftige Unterhaltung sind. Die Abmachung lautet, daß sie meinen Nachwuchs austrägt und zur Welt bringt, aber nur unter der Bedingung, daß ich sie vor der Hebamme beschütze und das Kind dann selbst großziehe, bis es alt genug ist, seine Wirtshausrechnungen zu bezahlen.«
Petronius sah mich durchdringend an und stieß dann ein schwaches Lachen aus. »Du Verrückter! Ich dachte, es sei dein Ernst …« Er verlor das Interesse, was es mir ersparte, ihn darüber aufzuklären, daß ich durchaus meinte, was ich gesagt hatte – und Helena auch. »Hör zu, Falco, ich hab da ein Beweisstück für dich gefunden. Die Zweite scheint ihren Ruf aufpolieren zu wollen, nachdem sie all das Zeug in Valentinus’ Wohnung übersehen hatte. Sie waren heute morgen noch mal am Tatort und haben alles auf Händen und Knien abgesucht.«
Ich stimmte in sein leises Lachen über seine glücklosen Kollegen ein, die sich bestimmt aufgeschürfte Knie und Rückenschmerzen geholt hatten. »Haben sie was gefunden?«
»Könnte sein. Sie wollen wissen, ob wir das hier für wichtig halten.«
Petronius Longus legte einen kleinen Gegenstand auf die Werkbank. Ich blies den Straßenstaub weg und seufzte leise. Das hier war aufschlußreich genug, die Angreifer zu
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