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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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zu überzeugen, daß er für sie in Rom Wunder wirken kann? Ist das der Grund, warum er einen eigenen Raum mit Beschlag belegt?«
    »Nur inoffiziell. Andere Mitglieder verärgern ihn durch ihr Hereinplatzen.«
    »Die halten ihn also für ein Ärgernis, nicht wahr?«
    Ich vermutete, daß Attractus und vielleicht auch seine baetischen Freunde unter Beobachtung von Anacrites und seinem Agenten standen. Hatte Anacrites den Verdacht gehabt, daß sie etwas planten? Hatten Attractus oder die Baeticaner ihn deshalb aus dem Weg räumen wollen? Sollten sie wirklich die Angreifer gewesen sein, waren sie sehr leichtsinnig. Ihnen mußte doch klar sein, daß man Fragen stellen würde. Oder war Attractus so arrogant, daß er meinte, mit den Überfällen durchkommen zu können?
    Da ich darüber noch genauer nachdenken mußte, kam ich auf meine ursprüngliche Frage zurück. »Wer ist sonst noch für die Organisation zuständig?«
    »Anacrites.«
    » Anacrites? Den hätte ich mir nie als Festplaner vorstellen können! Welche Rolle spielte er dabei?«
    »Denken Sie doch nach, Falco! Er ist ein Spion. Was meinen Sie, welche Rolle er hat? Er genießt es, über die Gäste anderer Mitglieder herzuziehen. ›Wenn Sie wüßten, was ich weiß, würden Sie den Umgang mit soundso meiden …‹ Alles nur Andeutungen, natürlich. Den Grund nennt er nie.«
    »Ein Meister vager Anschuldigungen!«
    »Und wenn ich ihn mal verärgere, nimmt er sich die Abrechnungen des vorherigen Festes vor und beschuldigt mich, sie manipuliert zu haben. Die restliche Zeit tut er nichts oder so wenig wie möglich.«
    »Hatte er fürgestern irgendwelche speziellen Wünsche?«
    »Nein. Nur daß er einen Platz für sich und seinen Gast in dem Privatraum haben wollte.«
    »Warum?«
    »Aus dem üblichen Grund: um Attractus zu ärgern.«
    »Und der Gast des Spions war Valentinus?«
    »Nein, ein Senatorensohn«, erwiderte Helva. »Der junge Mann, der gerade aus Corduba zurückgekommen ist.«
    »Aelianus!« Helenas Bruder! Tja, das erklärte, wie Aelianus sich hatte einschleichen können – er hatte sich an den Tunikazipfel des Oberspions gehängt. Ein beunruhigender Gedanke.
    »Ich kenne die Familie – mir war nur nicht klar, daß Anacrites und Aelianus auf so gutem Fuß stehen.«
    »Das tun sie wahrscheinlich auch nicht«, bemerkte Helva spöttisch. »Ich nehme an, sie dachten, sie könnten voneinander profitieren – und wenn Sie Anacrites kennen, können Sie sich ausmalen, in welche Richtung dieser Profit fließen sollte!«
    Damit war eine Frage immer noch nicht beantwortet. »Sie wußten, wen ich meinte, als ich Valentinus erwähnte. Mit wem ist er gestern abend gekommen?«
    »Mit niemandem.« Helva warf mir einen abschätzenden Blick zu. Er wollte herausfinden, wie viel ich wußte. Und ich brauchte jetzt nur noch herauszufinden, welch dubiose Dinge es zu wissen gab , dann konnte ich ihn richtig unter Druck setzen. Wenn mir das nicht gelang, würde mir mit Sicherheit etwas Wichtiges entgehen.
    »Also, war Valentinus ein offizielles Mitglied der Gesellschaft?« Helva mußte klar sein, daß ich das überprüfen konnte. Widerstrebend schüttelte er den Kopf. »Wieviel Geld hat er Ihnen zugesteckt, damit Sie ihn hineinlassen?«
    »Das ist eine häßliche Unterstellung. Ich bin ein angesehener Staatsdiener …«
    Ich nannte ihm die Summe, die ich ihm geboten hätte, und Helva erklärte mir in seiner schwermütigen Weise, ich sei ein mieser Geizkragen, der das ganze Bestechungswesen in Verruf bringen würde.
    Worauf ich beschloß, an sein Mitgefühl zu appellieren, so er denn eines besaß. »Ich nehme an, Sie haben es noch nicht gehört – Anacrites ist schwer verwundet worden.«
    »Ja, ich hörte, es sei ein großes Geheimnis.«
    Dann erzählte ich ihm, daß Valentinus tot sei. Diesmal sackte sein Gesicht herab. Alle Sklaven haben ein Gespür für ernsthafte Schwierigkeiten. »Die Sache ist also wirklich schlimm, Helva. Besser, Sie machen den Mund auf, bevor die Garde Sie sich vorknöpft. Hatte Valentinus Sie schon öfter bezahlt, um Zutritt zu den Essen zu bekommen?«
    »Ein oder zwei Mal. Er wußte sich zu benehmen, konnte sich anpassen. Außerdem hatte ich gesehen, wie Anacrites ihm zunickte, also nahm ich an, daß ich nichts riskierte.«
    »Wie hat er sich denn einen Platz in dem Privatraum gesichert?«
    »Pure Geschicklichkeit«, sagte Helva bewundernd. »Er hat sich an einen der Baeticaner gehängt, als die ankamen, und ist plaudernd mit ihm reingeschlendert.« Den

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