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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Kutsche bis Corduba.«
    »Wie Sie wünschen. Ich gebe Ihnen Marmarides als Fahrer mit.«
    »Aber das ist mir doch freigestellt?« Ich mußte mich mit genug Unbekanntem herumschlagen. Mir den Angestellten eines anderen aufdrängen zu lassen war das letzte, was ich wollte.
    »Natürlich ist das Ihre freie Entscheidung«, grinste der Vermieter. »Wie in der Legion!« Das hieß, es war eine erzwungene. »Sie werden gut mit ihm zurechtkommen. Er ist einer meiner Freigelassenen. Ich habe ihn selbst ausgebildet, er ist ein Naturtalent im Umgang mit Zugtieren, und außerdem bringt ihn nichts aus der Fassung.« Was meiner Erfahrung nach bedeutete, daß er ein völlig wahnsinniger Fahrer war, der die Maultiere den Koller kriegen ließ und versuchte, seine Kunden zu erstechen. »Marmarides wird den Wagen zurückbringen, wenn Sie ihn nicht mehr brauchen. Und am Ende der Reise nennt er Ihnen die zu zahlende Summe.«
    »Er wird sie uns einfach nennen? Entschuldigen Sie mal!« Die Geschäftspraktiken in Baetica kamen mir immer dubioser vor. »Ich bin sicher, der reizende Marmarides genießt Ihr absolutes Vertrauen, aber ich möchte mir doch das Recht vorbehalten, die Summe in Frage zu stellen.«
    Offenbar war ich nicht der erste mißtrauische Römer, der in Malaca an Land gegangen war. Stertius war auf derlei Spitzfindigkeiten vorbereitet. Wissend winkte er mich mit gekrümmtem Finger zur Rückseite der stabilen, zweirädrigen, von zwei Mulis gezogenen Kutsche, die ich mieten wollte. Ihre eisenbeschlagenen Räder würden die Fahrt nach Corduba zu einer Qual machen, aber sie besaß ein Lederverdeck, das Helena vor rauhem Wetter, einschließlich der brennenden Sonne, schützte. Nux würde begeistert nebenher rennen und nach den Rädern schnappen.
    Stertius beugte sich über eine der Radnaben. »Ich wette, Sie haben so etwas noch nie gesehen«, behauptete er stolz. »Schauen Sie, Zenturio: Dieses bequeme Gefährt, das ich Ihnen zu einem äußerst günstigen Preis überlasse, ist mit einem Archimedes-Hodometer ausgestattet!«
    Gute Götter, er war ein Mechanikfreak! Ein Schwungrad- und Drehseilfan! Die Art Mensch, der um einen Schluck Wasser bittet und dann darauf besteht, den Flaschenzug Ihres Brunnens zu reparieren, der seit drei Generationen außer Gebrauch ist. Er hatte garantiert ein komplettes Belagerungskatapult im Garten seines Hauses aufgebaut.
    Die Radnabe, neben der wir im Staub hockten, war mit einer einzahnigen Vorrichtung versehen. Jede Drehung des Rades brachte diese Vorrichtung mit einer flachen Scheibe in Verbindung, die vertikal im rechten Winkel darüber befestigt und mit zahllosen dreieckigen Zähnen versehen war. Jede Raddrehung bewegte die Scheibe um eine Kerbe weiter und setzte schließlich eine andere Vorrichtung in Bewegung, die eine zweite Scheibe drehte. In diese, die horizontal angebracht war, hatte man kleine Löcher gebohrt, über denen jeweils eine glatte kleine Kugel schwebte. Jede Drehung der oberen Scheibe setzte ein neues Loch frei, worauf dann eine Kugel in den darunterhängenden Kasten fiel, den Stertius mit einem kräftigen Vorhängeschloß gesichert hatte.
    »Die obere Scheibe bewegt sich alle vierhundert Radumdrehungen um ein Loch weiter, was einer römischen Meile entspricht!«
    »Erstaunlich!« stieß ich hervor. »Was für eine wunderbare Handwerksarbeit! Haben Sie das selbst konstruiert?«
    »Ich beschäftige mich hin und wieder mit Metallarbeiten«, gab Stertius bescheiden zu. »Ich kann mir nicht vorstellen, warum solche Vorrichtungen noch nicht an allen Mietwagen angebracht wurden.«
    Ich schon. »Woher hatten Sie die Idee, Stertius?«
    »Vom Straßenbau mit der Dritten Augusta im verdammten Numidien und Mauretanien. Wir haben etwas Ähnliches benutzt, um die exakte Position der Meilensteine auszumessen.«
    »Erstaunlich!« wiederholte ich schwach. »Helena Justina, komm her und schau dir das an. Das ist ein Archimedes-Hodometer!«
    Ich fragte mich, wie vielen abgedrehten Exzentrikern ich wohl noch in Baetica begegnen würde.
     
    »Da ist nur noch eines, was von vornherein klar sein muß«, warnte Stertius mich, als sich Helena pflichtschuldig herüber schleppte, um den Meilenzähler zu bewundern. »Sie werden merken, daß Marmarides bereit ist, bei fast allem zuzupacken, aber er wird keine Babys entbinden!«
    »Keine Sorge«, beruhigte ihn Helena, als seien wir ein Paar, das Pläne für alle Eventualitäten parat hatte. »Didius Falco ist ein Römer der traditionellen, zähen Art. Er

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