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Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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kann seine Felder mit der linken Hand pflügen, während er mit der rechten Zwillinge entbindet. Außerdem kann er gleichzeitig vor einer Gruppe von Senatsabgeordneten eine wohlgesetzte republikanische Rede herunterrasseln und eine Ode auf die Freuden des einfachen Landlebens verfassen.«
    Stertius warf mir einen anerkennenden Blick zu. »Praktisch, was?«
    »Oh, ich tue mein Bestes«, erwiderte ich mit traditioneller römischer Bescheidenheit.

XVIII
    Wir brauchten fast eine Woche für die Fahrt nach Corduba. Stertius hatte uns die Anzahlung für eine Strecke von einhundertfünfundzwanzig römischen Meilen berechnet. Ich schätze, das war korrekt. Er hatte es sicherlich bereits mit seinem wunderbaren Hodometer überprüft. Der Verrückte hatte wahrscheinlich jede Straße in Baetica vermessen und führte Listen darüber.
    Niemand mit Rang und Namen wählte den Weg, den wir genommen hatten. Ich hatte das selbst nicht geplant. Wer per Schiff von Rom nach Spanien reist, dem stehen mehrere Möglichkeiten offen: Eine der Routen führt nördlich an Korsika vorbei und dann an der Küste von Gallien und Tarraconensis nach Süden; sie war berüchtigt für ihre Schiffswracks. Eine andere schlängelte sich zwischen Korsika und Sardinien hindurch. Vorausgesetzt, daß wir an keiner der Inseln auf Grund liefen oder in die Hände von Banditen fielen, schien es die bessere zu sein. War es vermutlich auch für die meisten Leute, nur nicht für solche, die anfällig dafür sind, schon beim ersten Wellenkräuseln ihren Magen zu entleeren.
    Danach segelten die meisten direkt an Malaca vorbei nach Gades und stiegen dann in ein Boot um, das sie auf dem breiten Fluß Baetis zu ihrem Ziel brachte. Aus wohlüberlegten Gründen hatte ich mich dagegen entschieden: Ich wollte so schnell wie möglich vom Schiff runter. Außerdem sollte mein Eintreffen in Corduba ein Überraschungscoup sein, um meine baetischen Verdächtigen irrezuführen. Also hatte ich mir die See- und Straßenkarten vorgenommen und beschlossen, an der östlichen Küste in Carthago Nova an Land zu gehen, um dann auf der Via Augusta zu fahren, der größten Landstraße, die das südliche Hispanien durchquerte. Sie bildete das Schlußstück der gewaltigen Via Herculana, die angeblich der Route des unsterblichen Helden durch Europa zu den Gärten der Hesperiden entsprach. Der damaligen romantischen Vorstellung nach war sie der Pfad zum Ende der Welt. Ganz davon abgesehen war es eine gut gepflasterte Straße, an der man vernünftig ausgestattete mansios fand.
    Ein weiterer Grund für meine Entscheidung war Carthago Nova selbst – das Zentrum der Espartograsproduktion. Meine Mutter, der ich eine verspätete Bestechung für die Pflege von Anacrites schuldete, hatte mir eine noch längere Wunschliste als sonst in die Hand gedrückt, auf der Körbe, Matten und sogar Sandalen für ihre zahllosen Enkelkinder standen. Ein anständiger römischer Junge respektiert die Wünsche seiner Mama.
    Meine wäre nicht überrascht, daß ich sie mal wieder enttäuschte. Wie es aussah, würde sie sich mit ein paar Krügen Garum aus Malaca begnügen müssen, da der Kapitän unseres Schiffes unerwarteterweise entschieden hatte, daß die Winde für die vorgesehene Landung nicht günstig standen.
    »Der Kerl ist ein Idiot! Ich hätte es gleich wissen müssen.«
    »Wie denn?« fragte Helena. »Er hätte doch niemals zugegeben ›ja, Euer Ehren, ich bin ein Idiot‹. «
    Bis ich es endlich merkte, waren wir längst an Carthago Nova vorbeigesegelt und halb in Gades. Der Kapitän schien sehr zufrieden mit sich. Ich zwang ihn, den Hafen von Malaca anzulaufen. Von dort aus gab es eine Straße nach Corduba, wenn auch keine gute. Es war zwar kürzer als von Carthago Nova aus, aber die schlechte Straße würde vermutlich die Zeitersparnis zunichte machen. Und Zeit war genau das, was ich nicht hatte.
    Nachdem wir einmal unterwegs waren, kamen wir recht gut voran, aber bald wurde die Ebene mit den wenigen spitzen kleinen Hügeln von kahlen grauen Senken abgelöst, in denen es kaum Vegetation gab und die von ausgetrockneten Wasserläufen durchzogen waren. Bald darauf stießen wir auf eine Bergkette mit jähen Schluchten. Obwohl wir das Gebirge ohne Zwischenfall überquerten, wurde mir doch da oben auf dem Kutschbock neben Marmarides manchmal ganz schwummerig, wenn ich in die Abgründe entlang unseres Weges blickte. Weiter im Landesinneren wurde die menschenleere Gegend freundlicher. Wir trafen auf die ersten

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