Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwielicht in Cordoba

Titel: Zwielicht in Cordoba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
wie nie zuvor …«
    »Das heißt, Sie brauchen sich also nur zurückzulehnen und zuzusehen, wie die Gelder hereinfließen, nachdem die Bäume einmal gepflanzt sind! Dann verraten Sie mir aber eines: Was war der wirkliche Anlaß für Ihre Gruppe, nach Rom zu reisen?«
    Ich sah, wie er sich zusammenriß. »Es war eine ganz normale Geschäftsreise. Wir haben Gespräche mit unseren Agenten in Ostia geführt und unsere Kontakte in Rom gepflegt. Sowas geschieht ständig, Falco.«
    »Aber ja. Überhaupt nichts Ungewöhnliches – außer daß an dem Abend, an dem Ihr Hauptkontakt Sie alle im Palast der Cäsaren bewirtete, zwei Männer, die mit Ihnen im gleichen Speiseraum waren, später brutal überfallen wurden!«
    Er zwang sich sichtbar, nicht darauf zu reagieren. Statt dessen versuchte er es mit einem Sprung nach vorn: »Ja, wir hörten direkt vor unserer Abreise davon.«
    Ich hob eine Augenbraue und fragte sanft: »Ach ja? Und wer hat es Ihnen erzählt?«
    Zu spät erkannte Rufius, daß er nun in der Klemme steckte. »Quinctius Attractus.« Ein geschicktes Ausweichmanöver, da Quinctius in Rom genügend Einfluß hatte, über alles gut informiert zu sein.
    »Wirklich? Hat er Ihnen gesagt, woher er es wußte?«
    »Er hatte es im Senat gehört.«
    »Das hätte gut möglich sein können«, meinte ich lächelnd, »nur fand das Essen der Gesellschaft der Olivenölhersteller von Baetica am Abend des letzten Märztages statt. Vom ersten April bis Mitte Mai hält der Senat keine Sitzungen ab!«
    Licinius ließ sich beinahe anmerken, wie sehr er sich jetzt abstrampeln mußte: »Nun gut, ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, wo er es gehört hatte. Schließlich ist er Senator und erfährt alle wichtigen Neuigkeiten vor den meisten anderen in Rom …«
    »Die Sache wurde nie öffentlich bekanntgegeben«, korrigierte ich ihn. »Von höchster Stelle war die Anordnung erlassen worden, die Angriffe nicht publik zu machen. Ihre Gruppe verließ Rom direkt am Tag danach. Zu dem Zeitpunkt wußte nur eine Handvoll von Leuten auf dem Palatin – einige wenige vom Geheimdienst sowie Titus Cäsar – daß Mörder am Werk gewesen waren.«
    »Ich denke, Sie unterschätzen die Wichtigkeit von Quinctius Attractus«, erwiderte Licinius.
    Wieder entstand ein kurzes Schweigen. Ich spürte die Besorgnis, die hinter seinen Worten lag. Ehrgeizige Männer wie Attractus haben immer mehr Gewicht, als sie verdienen.
    Licinius hielt eine zusätzliche Erläuterung für nötig: »Die Tatsache, daß wir mit diesen beiden Männern gespeist hatten, war, wie Sie ganz richtig vermuten, Falco, ein weiterer Grund für unsere Abreise. Die Sache war uns doch etwas unheimlich. Wir entschieden, daß Rom eine gefährliche Stadt ist, und ergriffen die Flucht, wie ich zugeben muß.«
    Er kam mir wie ein Mann vor, der normalerweise nicht vor einem nächtlichen Überfall davonrennen würde.
    Eine natürliche Neugier an der Tragödie ergriff von ihm Besitz. Er beugte sich vor und murmelte in vertraulichem Ton: »Kannten Sie diese beiden Männer?«
    »Ich kenne den, der nicht gestorben ist.«
    Das sagte ich ganz sanft und überließ es Rufius, sich zu fragen, welcher wohl überlebt hatte, wie gut ich ihn kannte und was er mir noch hatte sagen können, bevor ich Rom verließ.
     
    Ich hätte die Dinge noch weiter treiben können, wobei ich allerdings bezweifle, daß es viel gebracht hätte. Doch nun war ich an der Reihe, unerwartet weggerufen zu werden. Ein Aufschrei unterbrach uns, dann kam ein Sklave gerannt und bat mich, lieber schnell zu kommen, weil mein Leihpferd Tänzler durch den neuen Eingangsportikus in den prächtigen Innenhof mit den wunderschönen beschnittenen Büschen gewandert war. Tänzlers Appetit auf frisches Blattwerk war eben unstillbar. Als er schließlich entdeckt wurde, hatten viele der Büsche ihre kunstvoll beschnittene Form verloren.
    Die Rufii nahmen den Zwischenfall in ungeheuer gutmütiger Weise auf und versicherten mir, die Löwen würden schon wieder nachwachsen. Sie winkten nur ab, als ich anbot, den Schaden zu bezahlen. Wir witzelten alle fröhlich darüber, daß es ein Racheakt ihrer Rivalen, der Annaei sei, die mir das Pferd ja geliehen hatten.
    Sie konnten es sich leisten, ihre Buchsbäume zu ersetzen, ich dagegen nicht, also dankte ich ihnen für ihre großzügige Haltung – dann machten Tänzler und ich uns in seinem schnellsten Zuckeltrab davon.

XXX
    Helena Justina war nur spärlich bekleidet. Jeder Gedanke, den das in mir wachrufen

Weitere Kostenlose Bücher