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Zwielicht über Westerland

Zwielicht über Westerland

Titel: Zwielicht über Westerland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lindwegen
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nach Westerland zurück. Auf dem Rad brachte wenigstens der Fahrtwind etwas Abkühlung.
    Die Rückfahrt ging trotzdem viel zu schnell vorbei, fand Sophie. Sie sprachen über alles, was ihnen in den Sinn kam. Sie erfuhr, dass er kochen konnte, dass er eine Schwester hatte und zwei Nichten. Sie sog alles auf, was er sagte. Viel zu lange hatte sie schon alleine gelebt, und ihr Job ließ ihr nicht viel Zeit für Freundschaften. Außerdem stand ihr immer wieder das gleiche Problem im Weg, die Blutsucht.
    Verwundert dachte sie daran, dass sie heute kein einziges Mal daran gedacht hatte, sich bei Matt zu bedienen.
    „Unsere Räder haben es geschafft“, lächelte er schief und hielt an der Weggabelung zu ihrer Straße an.
    „Und wir auch“, gab sie zurück.
    „Es war schön heute. Lass uns mal wieder was zusammen machen, wenn du magst.“ Er stieg auf sein rostiges Gefährt und hob noch einmal die Hand.
    „Schlaf gut. Wir sehen uns, Sophie.“
    Sie fand es wunderbar, wie er ihren Namen aussprach.
    Gerade erst hatte er sie verlassen, da gingen die Schmerzen los. Ihr Kopf fühlte sich von innen schwammig an, ihre Haut war empfindlich wie bei einer Entzündung. Sogar die Haarwurzeln taten ihr weh. Mit leichter Übelkeit öffnete sie die Tür zum Treppenhaus. Dort begegnete sie Kevin, der seinen Müll runter bringen wollte.
    „Hallo. Ich bin Kevin und wohn’ in der Wohnung über dir“, stellte er sich vor.
    „Hallo, Kevin. Ich hab dich doch heute Morgen beim Bäckerladen gesehen. Kam gerade von der Nachtschicht.“ Sie unterdrückte den Schwall Übelkeit.
    „Hab schon gehört, du bist Nachtschwester in der Wellenklinik“, grinste er.
    Erstaunt zog sie die Augenbrauen hoch. Wer kannte sie hier im Haus und wusste wo sie arbeitete?
    „Woher weißt du das?“
    „Ich hab es von Vanessa, die hat mich gefragt, ob ich dich kenne“, grinste er.
    „Vanessa, die Eiskönigin“, murmelte Sophie vor sich hin. Ihr Kopf dröhnte plötzlich und sie hoffte, keinen Sonnenstich bekommen zu haben.
    „Woher weiß sie denn, wo ich wohne? Woher kennst du sie denn, Kevin?“
    Er grinste erneut von einem Ohr bis zum anderen.
    „Och, wir rauchen manchmal eine zusammen, wenn sie das Brot bei uns abholt. Aber sie kommt nicht oft.“
    „Ich dachte, die Klinik kriegt ihr Brot vom Großhandel.“ Sophie rieb sich den schmerzenden Nacken.
    „Ja, aber wir backen auch laktosefreies Brot, das kriegen die nicht im Großhandel. Und wenn mal so ein allergischer Patient da ist, holt sie was bei uns“, erklärte er ihr.
    Über Essen wollte sie jetzt auf keinen Fall sprechen und bemühte sich daher um ein schnelles Gesprächsende.
    „Okay, Kevin. Wir sehen uns bestimmt mal wieder. Ich muss jetzt ins Bett.“ Stöhnend schloss sie ihre Wohnungstür auf.
    Er war schon ein paar Stufen abwärts gegangen, da rief er ihr zu: „Wenn du mal was brauchst oder so, musste hochkommen.“
    „Kannst dich drauf verlassen. Danke dir“, rief sie zurück und schloss die Tür.
    Es gab keine Krankheiten bei ihresgleichen. Ihr Immunsystem war innerhalb weniger Stunden in der Lage, alles zu bereinigen. Mal abgesehen von der Blutsucht selber und den psychischen Einschlägen, die sie anscheinend alle hatten, waren sie einfach nicht krank. Es gab nur eine Ausnahme und das war die Sonne. Sie schwächte sie ungemein und es würde sicherlich die ganze Nacht dauern, den Flüssigkeitsverlust wieder auszugleichen und die Haut zu kühlen.
    Nach einer ausgiebigen Dusche, bei der sie über Herrn Wunk grübelte, pflegte sie ihre Haut und setzte sich in ihr abgedunkeltes Schlafzimmer. Die Radtour, die Nachtschichten, die verworrenen Ereignisse, alles dies merkte sie plötzlich in ihren Gliedern. Jetzt durfte sie nur nicht einschlafen. Nicht, bevor sie den Liter Wasser getrunken hatte, der bereits auf ihrem Nachtschrank stand.
    Sie kramte die Handlungsliste hervor und strich den Punkt Wunk aus. Den Punkt Alex anrufen, strich sie auch. Sie hatte keine Lust mehr, ihn zu sprechen. Heute nicht.
    Sie wollte nur noch daliegen und an Matt denken. Wie locker und humorvoll er gewesen war. Und das nicht auf Kosten anderer. Sie wollte an jedes Wort denken, das sie gesprochen hatten. Mit seinen Worten einschlafen.
    Sie blinzelte schon und stellte das Wasserglas erschöpft beiseite. Doch irgendwie kam Kevin dazwischen. Nicht wegen seines Blutes. Es war etwas anderes.
    Wenn sie bloß klar denken könnte.
    Sie rutschte in die Kissen und deckte sich nur mit einem Leinenlaken zu. Seufzend genoss

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