Zwielicht
Protoss sind bislang nur wenigen Menschen begegnet. Und die einzige Menschenfrau, mit der wir je zu tun hatten, gibt uns keinen Anlass, entgegenkommend zu sein."
Es gab nichts, was Rosemary noch tun konnte, und so sackte sie in ihrem Sessel leicht zusammen. „Na schön. Aber eines sag ich dir: Wenn Jake stirbt, weil ihr alle herumsitzt und Däumchen dreht und auf die Verifizierung in der Khala wartet, werde ich persönlich dafür sorgen, dass du es bereust."
Selendis hatte sich wieder gefasst und schien so ungerührt wie eh und je. „Wenn sich herausstellt, dass du die Wahrheit sprichst, und wenn Jacob Ramsey und die Bewahrerin, die er in sich trägt, infolge meines Zauderns sterben, werde ich dies mehr bedauern, als dein Menschengehirn sich auch nur vorzustellen vermag. Aber ich bin der Exekutor der Templer, und ich treffe derlei Entscheidungen, und ich trage für ihre Folgen die Verantwortung. Wünschst du sonst noch etwas?"
Jake... ach, verdammt.
„Nichts, was du mir geben könntest oder wolltest", antwortete Rosemary, für den Moment resigniert.
Selendis zögerte. „Wenn die Nahrung, die wir dir zur Verfügung gestellt haben, ungenügend ist, informiere bitte die Wache, und wir werden versuchen, den Mangel zu beheben. In der Zwischenzeit werde ich dir heißes Wasser und frische Kleidung bringen lassen. Ich hoffe, deine Darstellung der Ereignisse in Kürze verifiziert zu haben."
Rosemary nahm an, sie hätte sich jetzt bedanken sollen, über sie war zu wütend, zu frustriert und zu kreuzunglücklich. So blieb sie mit verschränkten Armen im Sessel sitzen, während Selendis ging. Dann griff sie seufzend nach einer, wie sie glaubte, Frucht und biss hinein. Sie war matschig und schmeckte fad, und Rosemary dachte sehnsüchtig an die Sammuro-Frucht, die sie und Jake auf Aiur gegessen hatten. Und an die Protoss, die ihr Leben riskiert hatten, um die Früchte für sie zu sammeln und die Tiere zu jagen, die den beiden Terranern das Protein boten, das sie brauchten.
Laut Selendis hatte es keiner der Shel'na Kryhas geschafft. Sie lagen alle tot auf Aiur.
Wie es schien, waren sie doch nicht Jene Die Ausharren.
KAPITEL 5
Vartanil war noch sehr jung gewesen, als sein Leben auf so brutale Weise aus der Bahn geworfen wurde. Noch kaum hundert Jahre alt, hatte er jenes friedvolle, geordnete Leben geführt, wie es alle Protoss auf Aiur kannten. Seine Familie war von der Blutlinie der Furinax, und ihre besondere Fähigkeit bestand darin, Gegenstände von erlesener Schönheit zu erschaffen. Andere bauten die Infrastruktur der Städte oder Fahrzeuge und Waffen, wieder andere Rüstungen oder die Armschienen, welche die psionische Energie eines Templers leiteten und zu machtvollen Psi-Klingen formten.
Doch Vartanil war ein Schnitzer der hellen und dunklen Hölzer des gefleckten Shuwark-Baums gewesen. Mit geschickten Händen gestaltete er aus dem weichen Holz zur Freude der Sinne Abbilder von einheimischem und fremdem Getier. Selbst im Trocknungsprozess duftete das Holz noch gut, sauber und heilend. Vartanil polierte es, bis es sich glatt wie ein Flusskiesel anfühlte, und wusste, dass die Bildnisse, die er schuf, das Auge erfreuten.
All das war vernichtet worden, als die Zerg nach Aiur kamen.
Die Mitglieder seiner Familie waren voneinander getrennt und versprengt worden, so wie es vielen Familien widerfuhr in jenen schrecklichen Tagen. Vartanil hatte nie erfahren, was aus ihnen wurde, und konnte nur hoffen, dass sie zu den Glücklichen zählten, die es geschafft hatten, den Planeten zu verlassen. Vartanil selbst hatte es, wie er meinte, bloßem Zufall zu verdanken, den Zerg entkommen zu sein stattdessen war er dann aber beinahe einem gefräßigen Omhara zum Opfer gefallen. Eine kleine Gruppe von Protoss hatte ihn gerettet, die meisten von ihnen Khalai wie er selbst, aber auch ein paar Templer befanden sich darunter, angeführt von Alzadar und einem Judikatur namens Felanis. Die aufwallenden Gefühle ließen seine Haut fleckig werden, als Vartanil schwor, sich in die Dienste dieser Gruppe zu stellen. Im Laufe der Zeit stießen Felanis und Alzadar auf weitere Protoss, und ihre Zahl wuchs.
Vartanil half nach wie vor mit seinem Talent zum Schnitzen, nur schuf er jetzt Pfeile, Bogen, Speere und Wurfstöcke. Waffen, um die umherziehenden Zerg und natürlichere, aber kaum weniger gefährliche einheimische Tiere abzuwehren. Alzadar brachte ihm bei, die Waffen, die er herstellte, auch selbst zu benutzen. Vartanil wusste, dass
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