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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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finden. Nehmt das Atmosphärenschiff, das Euch hergebracht hat. Ihr habt es mir ohnedies schon gestohlen. Begebt Euch zum Tor und verschwindet."
    Er kam auf sie zu, ging so dicht an ihnen vorbei, dass Jake spürte, wie ihm der Stoff von Zeratuls Robe flüsternd über den nackten Arm strich. Einen Augenblick lang verspürte Jake Zamaras Erstaunen, doch hatte sie sich sogleich wieder im Griff. Offenkundig hatte sie nicht mit diesem Verlauf des Gesprächs gerechnet.
    „Wir gehen", sagte Zamara, und ihre mentale Stimme klang kühl und beherrscht. „Aber die Welt ist klein, Zeratul. Wenn Ihr Euch nicht jetzt mit uns befassen wollt, so werdet Ihr es später tun müssen."
    Sie lieh sich Jakes Körper und verneigte sich. Zeratul sah es nicht; er stand neben seiner provisorischen Hütte, steif und ihnen den Rücken zugewandt. Er sagte nichts, rührte sich nicht, sein mächtiger Geist ließ keinen verräterischen Gedanken entschlüpfen.
    Jake und Zamara gingen zu dem Atmosphärenschiff, das sie, wie Zeratul es unverblümt auszudrücken beliebte, in der Tat gestohlen hatten. Jake ließ Zamara das Schiff steuern, während er in einem Winkel seines eigenen Körpers saß, wie gelähmt von der Entwicklung der Dinge. Nicht einmal der Flug in den rosigen Himmel konnte ihn aufmuntern.
    Zamara... ich dachte, wir würden auf einen Helden der Protoss treffen. Aber der Kerl da unten... er ist ein Wrack.
    Ich weiß.
    Ich... die Erinnerungen in einen Kristall der dunklen Templer zu laden, war unsere letzte Hoffnung. Wenn uns das nicht gelingt, werde ich sterben.
    Auch dessen bin ich mir bewusst.
    Was, zum Teufel, wollen wir also tun?
    Völlige Stille. Jake spürte für einen Augenblick Panik in sich aufwallen, eine grelle, hoch schießende Flamme, die jedoch rasch ausgeblasen wurde von der schweren Dunkelheit absoluter Verzweiflung.
    Sie saßen auf einem Planeten fest, und das einzige andere intelligente Wesen außer ihnen war ein Protoss, der so tief in Trauma und Selbstmitleid versunken war, dass sie ihn nicht erreichen konnten.
    Die Tumore in Jakes Gehirn wuchsen quasi täglich, und Zamara, die Bewahrerin, die so vieles gesehen hatte, die so vieles wusste, die alle Antworten zu kennen schien... die bislang jeder Herausforderung ruhig und selbstsicher entgegengetreten war... sie hatte keine Ahnung, was sie nun tun sollten.

    KAPITEL 9

    Rosemary tat ihr Möglichstes, um sich zusammenzureißen und nicht entweder auf die Wand oder ihren Bewacher einzuschlagen, und zum größten Teil gelang ihr das ganz gut. Aber inzwischen waren vier Tage verstrichen zwar wurde es hier tagsüber nie richtig hell, aber es bestand doch ein deutlicher Unterschied zwischen Nacht und Tag -, und noch immer gab es keine Anzeichen irgendeiner Bewegung.
    Sie war von Natur aus eine halsstarrige Frau, aber sie war auch klug und erfahren genug, um zu wissen, wann es an der Zeit war, ruhig zu bleiben und sich in Geduld zu üben und wann man drängen und nachsetzen musste.
    Sie hatte Ersteres versucht, aber als sich die Tür öffnete und ein Protoss hereinkam, der weder ihr Aufpasser noch Selendis war, musste sie sich fast im wörtlichen Sinn auf die Zunge beißen, um sich nicht kurzerhand auf ihn zu stürzen.
    „Ich bin es, Vartanil", sagte der Protoss und machte eine tiefe Verbeugung.
    Rosemary hatte immer noch Schwierigkeiten, die einzelnen Protoss auseinanderzuhalten, aber allmählich gelang es ihr besser. Die Tatsache, dass ihre geistigen „Stimmen" unterschiedlich „klangen", trug dazu bei. Ihre Ungeduld ließ etwas nach, als sie feststellte, dass sie diesen Protoss kannte.
    „Du hast mir geholfen, als wir durch das Warp-Gate kamen", erinnerte sie sich. „Du hast versucht, die Wächter dazu zu bewegen, das Tor wieder zu öffnen, damit auch Jake hindurchkäme."
    Er neigte den Kopf, beinahe scheu.
    Sie lächelte ihm zu, das erste echte Lächeln, das sie zustande brachte, seit sie Fuß auf diesen zwanghaft blauen Planeten gesetzt hatte. „Danke."
    „Ich wünschte nur, ich wäre überzeugender gewesen."
    „Naja, du hast es wenigstens versucht. Und ehrlich gesagt kann ich es Ihnen nicht einmal verübeln. Das Risiko einzugehen, den Zerg auf eine Geschichte hin, die sie nicht verifizieren konnten, Tür und Tor zu öffnen? Das muss ich wohl einsehen..."
    Sie blinzelte, als die Erkenntnis sie traf. „Hey... du bist ja hier. Man hat dich freigelassen. Was ist passiert?"
    „Sie halfen mir dabei, meinen Körper vom Sonnentropfen zu reinigen", antwortete Vartanil.

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