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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
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„Viele saßen bei mir, griffen mit ihrem Geist nach dem meinen, und als es mir gelungen war, spendeten sie mir mittels der Khala Trost. Du, Rosemary Dahl, hattest nur Jacob und Zamara, die dir halfen. Du bist in der Tat stark."
    Rosemary war stark, und das wusste sie auch, und dieses Wissen entsprang keineswegs purem Egoismus. Sie war sich ihrer Stärken und ihrer Schwächen schon immer sehr genau bewusst gewesen eine ehrliche Einschätzung von beiden war schlicht klug. Dennoch war ihr Vartanils Lob irgendwie unangenehm.
    „Nun, ja, vielleicht war ich nicht so umfassend davon betroffen", meinte sie. „Aber ich freue mich, dass es dir gut geht. Hat man dir geglaubt? Was Jake und Zamara betrifft?"
    Er nickte. „Nachdem ich von der Droge befreit war, sprach ich mit Exekutor Selendis persönlich." In seiner geistigen Stimme lag Ehrfurcht. „Sie sprach auch mit den anderen. Wir haben deine Geschichte alle bestätigt. Sie glaubt uns."
    Rosemarys Geduldsfaden war schon bis zum Äußersten gespannt gewesen und jetzt riss er. „Und wo steckt sie dann. verdammt noch mal? Warum sitze ich immer noch in diesem verfluchten Gefängnis?"
    „Es ist kein Gefängnis."
    „Da, wo ich herkomme, ist jeder Ort, den man nicht verlassen kann, wann immer man will, ein Gefängnis", erwiderte Rosemary.
    „Selendis ist der Exekutor. Sie trägt große Verantwortung. Als wir uns in der Khala verbanden, spürte ich einen Teil ihrer Besorgnis wegen Jake, wegen Ulrezaj, wegen der Protoss, die zurückblieben. Sie muss vieles abwägen und überlegen, bevor sie eine kluge Entscheidung treffen kann."
    Rosemary wandte sich ihm zu. Sie hatte den Eindruck, dass er jünger war als viele der anderen Protoss, denen sie begegnet war, auch wenn sie nicht recht wusste, warum.
    „Vartanil... Jake ist krank. Zamara in sich zu tragen, bringt ihn um. Und wenn er stirbt, dann sterben sie und all diese Informationen, die ihr Protoss für so wertvoll erachtet, mit ihm. Das sollte für euer Volk oberste Priorität haben."
    Vartanil wand sich, was Rosemarys Eindruck, dass er ein jüngerer Vertreter seiner Rasse war, bestätigte. Sie hatte noch keinen anderen Protoss gesehen, dessen Körpersprache sich so verselbstständigte wie bei ihm. Normalerweise schienen sie jeder überflüssigen Bewegung, selbst der geringsten, abgeneigt zu sein.
    „Als ich freigelassen wurde", sagte Vartanil, „hieß es, ich könne gehen, wohin ich wolle. Ich kam hierher. Zu dir. Ich wollte dich so rasch wie möglich wissen lassen, was geschehen war. Und... ich wollte dir meine Dienste antragen."
    „Was? Mir?" Sie blickte ihn verdutzt an.
    Er nickte eifrig. „Dir und Jacob und Zamara. Alzadar glaubte an euch. Ich fürchte, dieser Glaube kostete ihn das Leben."
    Rosemary dachte an das Schlachtfest, dem sie auf Aiur entgangen war, und teilte Vartanils Befürchtung. Wer nicht durch das Tor entkommen war, war aller Wahrscheinlichkeit nach tot. Sie war ziemlich sicher, dass Jake es geschafft hatte die Wächter hatten davon gesprochen, dass jemand umgeleitet worden sei -, aber der Gedanke, dass es für ihn zu spät sein könnte, dass es schon zu spät gewesen war, als sie Shakuras betreten hatte, schnürte ihr die Kehle zu.
    „Alzadar entschied sich zurückzubleiben", sagte sie und räusperte sich. „Er verschaffte uns Zeit."
    „Und er starb aus freien Stücken, ein Templer bis zum Schluss. Rosemary Dahl, ich bin kein Templer. Ich entstamme der Linie der Furinax, ich bin ein Angehöriger der Khalai-Kaste. Bevor die Zerg kamen, war ich ein Handwerker. Ich schnitzte Gegenstände aus Holz. Ich war und bin stolz auf meine Fähigkeiten, aber ich bedaure zutiefst, dass ich nicht in der Kriegskunst ausgebildet wurde, um euch jetzt besser dienen zu können. Aber was immer ich tun kann, werde ich tun."
    Oh ja, er war wirklich jung. Diese fürchterliche Ernsthaftigkeit, die nur den Jungen eigen war, ließ keinen Zweifel daran. Trotzdem war es merkwürdig rührend. Rosemary hatte so manchen Bewunderer gehabt, aber die meisten von ihnen hatten etwas von ihr gewollt. Was sie gewollt hatten, war unterschiedlich gewesen - Geld, Rang oder etwas Intimeres -, aber es war doch immer das gleiche alte Lied gewesen. Dieser Protoss jedoch... seine Gedanken waren womöglich das Reinste, was ihr je begegnet war. Sie trat von einem Fuß auf den anderen. Die Schmeichelei bereitete ihr Unbehagen, aber sie fand sich damit ab; letztlich galt sie wohl eher Jake und vor allem Zamara, und diese Einsicht machte es ihr

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