Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande
mehr wird sie nicht erfahren. Diese Frau hat es geschafft, den Geistern zwei Monate lang zu entkommen. Wir stehen vor einem Krieg mit den Geistern. Wenn wir nicht jede Chance nutzen, mehr über sie zu erfahren, haben wir nichts gegen sie in der Hand. Uns bleibt keine Zeit mehr.«
»Das ist nicht richtig.« Patty sah ihm in die Augen, als wenn sie ihn mit diesem Vorwurf von seinem Plan abhalten könnte.
»Was daran, Patty? Mach einfach deine Tests. Die hättest du wegen ihres Hitzschlags sowieso durchgeführt.«
»Nicht alle«, widersprach sie, »und die anderen habe ich gemacht, damit sie wieder gesund wird, und nicht, um sie zu erforschen. Ihre Einwilligung , Adam, die macht mir Sorge. Die sollte auch dir Sorgen bereiten.«
Adam hatte Kopfschmerzen. »Nenn mir eine Alternative. Ich weiß, was auf uns zukommt, und du weißt es genauso. Wie sollen wir gegen eine Armee von Geistern kämpfen?«
»Trotzdem ist es nicht richtig.« Sie zuckte hilflos mit den Schultern.
»Wirst du deine Tests durchführen oder nicht?« Adam hatte weder die Zeit noch die Geduld, sich hier noch länger aufzuhalten.
»Und wenn ich mich weigere?«
Adam legte eine Hand auf ihre Schulter und gab seiner Stimme einen freundlichen Klang. »Dann finde ich jemand anders, der es tut. Ich sollte mir ohnehin jemand anders suchen. Ich kann es mir nicht leisten, dass du mich im Stich lässt. Nicht jetzt.«
Sie beugte sich vor. »Nein, ich mache es. Schließlich bin ich die Einzige, die dir ab und an die Stirn bietet. Außer mir setzt sich keiner für sie ein. Ich werde nicht zulassen, dass du sie zu deiner Gefangenen machst. Das verspreche ich dir.«
»Hör zu, das ist momentan alles etwas viel für Talia. Vielleicht will sie bald gar nicht mehr weg. Ich komme heute Nachmittag zurück, zeige ihr alles und überzeuge sie zu bleiben, indem ich ihr gerade so viel von der Wahrheit zumute, wie sie vertragen kann.« Er hatte nicht im Entferntesten die Möglichkeit in Betracht gezogen, dass Talia gehen könnte, nicht nachdem sie die Hölle durchgemacht hatte, andernfalls wäre er auf ihre Frage vorbereitet gewesen. Hätte die Sache etwas heruntergespielt.
Adam fasste sich mit einer Hand in den Nacken, um die Muskeln zu lockern, die seinen Schädel mit eisernem Griff umklammerten.
Aber so lange machte er die Frauen wütend … »Ich will noch einmal Jacobs schnellen Heilungsprozess untersuchen.«
Pattys Augen funkelten. »Zwing mich nicht zu so etwas. Egal, was aus diesem armen Mann geworden ist, ich werde ihm nicht vorsätzlich wehtun. Keine Verletzungen. Da ist für mich Schluss.« Patty zog nachdrücklich einen unsichtbaren Strich zwischen ihnen.
»Er ist ein kaltblütiger Killer, und du weißt ganz genau, was das Ziel dieser Einrichtung ist.«
Pattys Gesicht lief rot an. »Ich war bei Jacobs Taufe dabei. Ich habe miterlebt, wie er seinen Abschluss in Harvard gemacht hat. Deine Mutter hat sich damals ein Taschentuch von mir geliehen. Ich werde ihm nicht mit Absicht Schmerz zufügen, ehe wir ihn betäuben können. Und selbst dann ist mein Ziel, dass er dabei so ruhig wie möglich bleibt.«
Der Streit bezog sich auf eine Situation vor sechs Jahren, als die Familie in Jacobs irritierenden neuen Lebensstil »eingegriffen« hatte. Dr. Patricia Riggs, Moms Freundin aus Kindertagen und Hausärztin der Familie Thorne, war da, um sie diskret zu unterstützen. Niemand bezweifelte, dass ihre Diagnose von Jacobs Zustand in der Familie bleiben würde. War er geisteskrank? Drogenabhängig? Sie wären glücklich gewesen.
Patty war dabei gewesen, als Jacob Mom »küsste«, wurde Zeuge, wie sehr Jacob sich verändert hatte. Sie hatte ebenfalls gesehen, was dann folgte. Adam war nicht gerade stolz darauf. Ungeachtet des Risikos für sie selbst hielt sie die Freundschaft immer noch in Ehren.
Ach, zum Teufel . Sie hatte es verdient, dass er sie lobte anstatt sie anzugiften.
Adam stieß verzweifelt die Luft aus und mäßigte seinen Ton. »Du bist weich, Tante Pat. Das warst du schon immer.«
Das Tante Pat bewirkte, dass Pattys Nase rot anlief und sie heftig gegen die Tränen anblinzelte. Pat hatte keine eigene Familie, nur diese verdammten Thorne-Brüder.
»Ich muss zurück und Dr. O’Brien wieder ins Bett bringen«, sagte sie mit hoher, brüchiger Stimme.
»Okay. Ich komme später vorbei. Sagen wir gegen zwei?«
»Das ist gut. Versuch die Besichtigung kurz zu machen. Sie wird sicher schnell müde.«
Adam nickte und bog bei Pattys Labor um die Ecke zu
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