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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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Ihre Köpfe kullerten über den Boden und plumpsten wie Steine auf die Soldaten darunter.
    Talia schrie immer noch. Sie schrie das Grauen heraus. Die Soldaten schossen auf den Tod, und ihre Körper vibrierten von dem Rückschlag ihrer Schüsse. Auch das war ganz offensichtlich nicht klug.
    Der Schattenmann schwang seine Sense durch die Luft in Richtung Hubschrauber und zerteilte den Geisterpiloten. Der Hubschrauber taumelte auf den Wald zu und explodierte in einem rotschwarzen Feuerball. Segue bebte.
    »Rückzug«, schrie ein Mann.
    Die Geister sprangen vom Dach hinunter ins Gras und flohen über die Wiesen, rannten dabei die deutlich langsameren Soldaten um und trampelten über sie hinweg. Doch der Schattenmann folgte ihnen wie ein Phantom, das auf ihrem Windstrom dahinglitt, und zerteilte mit seiner kühlen gebogenen Silberklinge wie mit einem farblosen Regenbogen die Geister.
    Ihre Körper zerfielen, sobald der Schattenmann sie berührte. Er war die Antwort auf den Blutrausch, der in Adams Schläfen pochte. Ein mehr als eindrucksvoller Anblick. Verdammt, er hatte sogar Spaß daran, und es hätte ihm noch mehr Freude bereitet, wenn er selbst die tödliche Waffe geschwungen hätte. Aber man konnte nicht alles haben.
    Oder vielleicht doch …
    Adam rannte zum Rand der Terrasse. Er fasste die Balustrade und suchte die Wiese nach einem speziellen Monster ab.
    Immer noch außer Gefecht gesetzt, lag Jacob lang ausgestreckt am Fuß des Gebäudes, war aber sicher bereits dabei, sich zu erholen.
    »Hier«, rief Adam dem Tod zu. Während der Tod sich wie eine riesige Krähe über die Wiese bewegte, gab er nicht zu erkennen, ob er ihn gehört hatte.
    »Schattenmann«, schrie Adam.
    Der Schattenmann drehte sich abrupt um. Sein Umhang folgte der Bewegung.
    »Sie haben einen vergessen.« Adam deutete auf Jacob. Seine Gefühle schnürten ihm die Kehle zu, sodass seine nächsten Worte als tiefes Grollen aus ihm hervorkamen. »Ich bitte Sie. Töten Sie ihn.«
    Der Tod schwebte durch die Luft nach oben, als würde er über eine Wasseroberfläche gleiten. Vereinzelte Soldaten rannten auf den Wald zu. Andere lagen zu Tode getrampelt auf dem Boden. Einige kauerten auf ihren Knien und beteten, gelähmt vor Angst.
    Adam hatte keine Angst. Verdammt, er war aufgeregt und freute sich, sein Herz drohte zu zerspringen. Der Schattenmann zerstörte nur Geister, die ohnehin schon tot waren. Die Lebenden ließ er in Ruhe.
    Der Tod schwang seine funkelnde Klinge durch die Luft, dann zielte er nach unten.
    Jedes Geräusch verstummte, als Adam zusah, wie der Tod sich auf seinen Bruder stürzte.
    Stürzte. Und verschwand.
    Jacob winkelte ein Bein an und drehte sich zu ihm um.
    Adam suchte den Himmel ab. Nichts. Sein Blick streifte über den Boden. Segue war von leblosen Körpern umgeben, einige tot, und andere – wie Jacob – sollten es sein.
    »Schattenmann!«
    Keine Antwort.
    Hinter ihm weinte jemand lauthals und rang nach Luft. Gillian. Ihr Schluchzen wirkte sehr laut, da es ansonsten vollkommen still war.
    Dann begriff Adam. Das Schreien hatte aufgehört.
    Adam blickte nach oben zum Dach der Garage. Custo kniete am Rand und hielt Talias schlaffen Körper.
    »Ist sie in Ordnung?«, rief Adam ihm zu. Die Todesfee? Der Engel? Für ihn war es dasselbe.
    »Sie ist ohnmächtig«, rief Custo zurück.
    »Wecke sie!« Adams Hals war rau. Er blickte nach unten; Jacob stützte sich nun sogar auf einen Ellbogen hoch.
    Custo umfasste Talias Kinn. »Talia! Talia!«
    Adam brauchte sie. Sofort. Er war der Freiheit so nah gewesen, und nun sollte er doch an das Monster gefesselt bleiben … Nein . Er sprang hinüber zu der Leiter und kletterte auf das Dach. Er hockte sich neben Custo, packte Talia an den Schultern und schüttelte sie. Heftig.
    Sechs Jahre voller Kummer, Verzweiflung und Angst liefen vor Adams innerem Auge ab. Jetzt war es so weit. Der Weg war klar. Sie musste noch einmal schreien. Jacob würde heute noch sterben, und wenn es Adam das Leben kostete.
    »Sie hat genug getan«, sagte Custo.
    »Nein«, stieß Adam hervor. »Das hat sie nicht.« Sie würde rechtzeitig aufwachen. Er holte mit dem Arm Schwung, um sie zu schlagen.
    Custo griff sein Handgelenk. »Adam, sie ist am Ende. Beherrsche dich.«
    Adam wehrte sich einen Augenblick gegen seinen Griff – sie musste aufwachen! –, aber als er den vorwurfsvollen Blick seines Freundes sah, ließ der Impuls nach. Was dachte er sich nur dabei?
    Er blickte hinunter auf Talias viel zu blasses Gesicht,

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