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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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18
    Das letzte Mal, als Layla diese elende Straße hinuntergegangen war, hatte sie ihr Leben verloren. Dieses Mal lag es noch vor ihr. Zu ihrer Linken befand sich eine breite Asphaltstraße. Weit weg auf der anderen Seite lag ein Lastschiff, dessen Krahn über den Rumpf ragte. Auf dem Gelände neben dem Lagerhaus hatten große blaue und orangefarbene Container gestanden. Jetzt war die Fläche leer, und sie konnte bis zu dem kabbeligen grauen Fluss blicken. Zu ihrer Überraschung parkte ihr Wagen auf der Straße. Niemand hatte ihn gestohlen.
    Hier musste er sein.
    Als sie neben der Türklinke eine getrocknete Blutspur bemerkte, zögerte sie kurz. Der Türrahmen war noch immer zertrümmert. Sie stieß die Tür auf und spähte hinein. Im Lager herrschte Dunkelheit. Ganz so wie sie es in Erinnerung hatte. Allerdings flackerte jetzt ein weißblaues Licht in den Tiefen des riesigen Raumes. Es sah aus wie eine Leuchtstoffröhre. Dann erlosch es.
    Layla schlich in der Dunkelheit voran.
    Ein langgezogener männlicher Verzweiflungsschrei ließ das Licht erneut aufflackern, blauviolettes Plasma schoss in die Luft. Magie.
    Das musste er sein. Layla ging weiter und bemühte sich, keinen Lärm zu erzeugen. Als sie seine Silhouette sah, überkam sie erneut dieses seltsam überwältigende Gefühl. Sein großer, kräftiger Körper wirkte angespannt. Er streckte einen Arm aus und trieb in der flachen Hand das Licht zu maximaler Helligkeit. Um das Gleichgewicht nicht zu verlieren, streckte er den anderen Arm nach hinten. Seine langen Haare hatte er zu einem Knoten nach hinten gebunden. Endlich merkte der arme Mann, wie hinderlich diese Haare waren. Doch sie würde auf keinen Fall zulassen, dass er sie abschnitt.
    Der Schattenmann. Sterblich?
    Sie befand sich nur noch drei Schritte von ihm entfernt, doch er bemerkte sie noch immer nicht. Sein Körper zitterte vor Anstrengung, das magische Licht zu entfachen. Aus dieser Nähe roch sie seinen Schweiß – dunkel, ein bisschen muffig und ganz und gar männlich. Sie musste grinsen. Trotz der Kälte durchströmte ein warmes Gefühl ihren Körper.
    Los jetzt. Sie trat neben ihn und tat so, als würde sie sich auf das Licht konzentrieren, dabei hatte sie nur Augen für ihn.
    »Was machen wir denn hier?«, fragte sie leichthin und wippte auf den Zehenspitzen auf und ab.
    Er wich zurück, und das Licht erlosch. Sie glaubte, er sei auf den Hintern gefallen, war sich wegen der Dunkelheit jedoch nicht ganz sicher.
    »Alles okay, Liebling?« Sie versuchte, nicht zu lachen.
    Eine blaue Flamme schoss aus seiner Handfläche nach oben. Tatsächlich saß er verschreckt auf dem Boden des Lagerhauses. Einige Haarsträhnen fielen in seine Augen. Sein Hemd, ein langärmeliges T-Shirt, war an der Seite aufgerissen, darunter spannten sich seine ansehnlichen Bauchmuskeln. Er hatte einen Schuh verloren. Offenbar wusste er nicht, wie man die Schnürsenkel zuband.
    »Brauchst du Hilfe beim Aufstehen?« Layla streckte ihm die Hand entgegen. Das überwältigende Gefühl verstärkte sich schmerzlich. Mist, sie musste schon wieder weinen.
    »Layla?« Das »la« klang heiser. Er hatte seine Stimme ruiniert.
    »Ja. Ich bin es.« Trotz der Tränen in ihren Augen, verstärkte sich ihr Lächeln.
    Er erblasste noch mehr und wirkte schockiert. Der arme Mann starrte sie mit großen Augen an und fing an zu zittern. Wie lange hatte er nichts mehr gegessen?
    Layla kniete sich auf den Boden und streckte die Hand nach ihm aus.
    Er zuckte zurück.
    Sanft sagte sie: »Ich bin’s. Siehst du?«
    Sie beugte sich auf allen vieren zu ihm, so dass sich ihr Gesicht dicht vor seinem befand. Mit großen, schwarzen Augen suchte er verzweifelt ihren Blick. »Hallo«, sagte sie. Dann küsste sie seine Lippen. Sein Mund fühlte sich warm an, fest, so real. Sie sog seinen Atem ein, genoss die Berührung und überließ ihm ihre Seele.
    Er stöhnte. Ein verlorenes, verletztes Geräusch. Erneut herrschte große Finsternis in dem Lagerhaus. Er packte sie, zog sie auf seinen Schoß, hielt sie mit einem kräftigen Arm fest und betastete mit der anderen Hand ihren Körper. Vielleicht wollte er sich davon überzeugen, dass alles da war. Dann ließ er die Hand in ihrem Nacken ruhen.
    Schließlich erwiderte er leidenschaftlich ihren Kuss. Er rückte von ihr ab, berührte sie zärtlich und zog sie erneut an sich.
    Noch immer zitterte er, doch jetzt zitterten sie beide.
    Layla veränderte ihre Position und strich mit ihrer Wange über seinen

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