Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)
entspannte sich. »Das ist ein Argument. Also keine Engel.«
»Irgendwann werden sie mich finden, aber ich will so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen.« Sie waren beide sterblich, doch in dieser hartherzigen Welt war es ihnen immer noch nicht vergönnt, zusammen zu sein.
»Abgesehen von der Sache mit dem Tor haben wir alle Zeit der Welt.« Sie schenkte ihm ein selbstzufriedenes Lächeln. »Auch das habe ich Moira abgeluchst. Ich habe diesen verrückten Faden einfach selbst gesponnen.«
Nur wenige Sterbliche betrogen den Tod, noch weniger das Schicksal. Der Schattenmann war überrascht, doch er glaubte ihr. Niemand konnte das Schicksal beeinflussen, doch wenn es jemand vermochte, dann Layla. Hatte sie bei ihrem ersten Tod nicht versprochen zurückzukehren? Nun, hier war sie. Strahlend wie eh und je. Durfte er hoffen, dass sie überlebten?
»Erzähl mir alles«, bat er.
Sie bogen auf eine Hauptstraße ab. Der Verkehr bewegte sich mit enormer Geschwindigkeit voran. Sie erzählte ihm von dem Gespenst, das sich an das Leben klammerte, der Flucht durch die Zwielichtlande und Zoes Macht über die Sense, was ihm erneut seine Machtlosigkeit bewusst machte. Dann berichtete sie von ihrer Gefangennahme durch Moira und ihre Schwestern, die sie in seiner Winterlandschaft festgehalten hatten.
»Hast du dort nicht den Verstand verloren?« Das war das erste Wunder ihrer Flucht.
»Oh, doch. Gegen Ende war ich ziemlich irre. Aber gleichzeitig ergab alles auf seltsame Weise einen Sinn. Es war wie in einem Albtraum oder einem Traum, in dem alles Unwichtige verblasst und man ganz klar nur noch das Wichtige sieht. Wenn auch etwas verdreht.« Ihr Blick zuckte zum Rückspiegel, blieb an etwas hängen und glitt wieder zurück auf die Straße.
»Ja«, sagte der Schattenmann. »Ganz genau so ist das Schattenreich.«
»Auch wenn ich den Dreh jetzt offenbar raushabe, möchte ich dort nicht unbedingt meinen Urlaub verbringen. Es hat mir aber geholfen, mit Rose Petty und ihren Gedankenmanipulationen klarzukommen. Jetzt weiß ich, dass alles möglich ist.«
Anscheinend.
»Du sagst, die Teufelsfrau sei hinter uns her.« Vielleicht sollte sie im Rückspiegel nach ihr Ausschau halten. »Hat Adam sie nicht umgebracht?«
»Sie ist entkommen. Wir sprechen hier von einer Bestie. Adam versucht, sie zu finden. Der Orden ebenfalls. Wir verstecken uns auf unbestimmte Zeit im Bunker von Segue. Irgendwann werden sie sie erledigen.«
Layla beugte sich nach vorn und blickte blinzelnd zum Himmel. Plötzlich musste sie scharf bremsen, weil sie zu nah auf den Wagen vor ihr aufgefahren war.
»Es ist sinnlos, sie zu suchen«, erklärte der Schattenmann. Er wusste, was zu tun war. Der Teufel gab nicht auf, bevor Layla tot und das Tor sicher waren.
Er musste Rose persönlich erledigen. Das war möglich, auch wenn er jetzt sterblich war, allerdings etwas umständlicher als in der Rolle des mächtigen Sensenmanns. Sterbliche hatten immer Geschäfte mit Teufeln gemacht. Das würde er einfach auch tun.
Ein Nachbarwagen, genauso eckig wie der Hummer, scherte aus. Fluchend wechselte Layla die Spur: »Arschloch!« Ihre vorherige Leichtigkeit schien verflogen. Aufrecht und angespannt umklammerte sie das Lenkrad. »Kannst du Adam auf dem Mobiltelefon anrufen?«
Jemand fuhr von hinten auf den Wagen auf, und sie gerieten ins Schleudern.
»Was war das?«, fragte der Schattenmann. Er zog das schmale technische Gerät aus der Halterung am Armaturenbrett, wusste jedoch nicht, wie man es bediente. Wieder fühlte er sich nutzlos in dieser Welt.
»Wir werden verfolgt, aber ich habe keine Ahnung, von wem. Von dem Lagerhaus wissen nur du, ich und Rose.« Eine Schweißperle lief ihre Schläfe hinunter. Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht.
Kälte kroch über die Haut des Schattenmanns. Zum ersten Mal in seinem Leben fröstelte ihn. »Die Engel wissen auch davon. Sie haben das Tor hier abgeholt.«
»Die Engel tyrannisieren mich auf der Straße?«, fragte sie. »Es kann jemand verletzt werden.«
»Die haben es auf mich abgesehen.« Der Orden ging kein Risiko ein. Es war ein Magier geboren. Und zwar einer, der bereits die Hölle und den Tod auf die Erde gebracht hatte. Dieses verfluchte Tor bedeutete sein eigenes Todesurteil. »Du hast mich nur zuerst gefunden.«
»Tja, die kriegen dich aber nicht.«
Wieder scherte der kantige Wagen aus und scheuerte laut kreischend an ihrem entlang.
Er musste sich um den Teufel kümmern. Am besten erledigte er das sofort,
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