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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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und hob das Gebilde auf. Nach dem Wetter und der Temperatur in der Halle zu urteilen, musste die Blume kühl sein, doch sie fühlte sich warm an, beinahe heiß. Sie war schwer, größer als ihre Handfläche und offensichtlich handgearbeitet. Eine schwarze Blume, zart und … wundervoll. Ein wertvolles Stück, das man wie Müll zurückgelassen hatte.
    Als sie den Blick hob, bemerkte sie ein schwaches Feuer, dessen Schein sich kaum gegen die dichte Dunkelheit zu behaupten vermochte. Daneben stand ein flacher, breiter Amboss, der auf einer Seite spitz zulief. Darauf lag ein Hammer.
    Die Werkstatt eines Schmieds. In den Hafenanlagen von New Jersey. In einem von Thornes Lagerhäusern. Das ergab keinen Sinn.
    »Hallo?« Dieses Mal rief sie laut und vernehmlich. Der Schmied musste sich in der Nähe befinden. Niemand ließ in einem solchen Gebäude ein offenes Feuer unbeaufsichtigt.
    Kat-a-kat-a-kat-a-kat lautete die Antwort. Diesmal nicht in ihrem Kopf.
    Erschrocken drehte Layla sich um. Obwohl das Lagerhaus voller Schatten hing, tauchte vor ihr deutlich sichtbar ein wunderschönes schwarzes Eisentor auf. Es rüttelte an den Pfosten. Wie hatte sie es bis jetzt übersehen können? Das Geräusch musste auf der Straße zu hören gewesen sein.
    Selbst mit ihrem laienhaften Auge erkannte sie, dass das Tor von einem Meister stammte: Die Querstreben bestanden aus riesigen, gefährlich spitzen Speeren, durch deren schwarze Schäfte sich Kletterpflanzen rankten und dem Tor Halt und Form verliehen. Vereinzelt diente eine wunderhübsche Blüte, die der in ihrer Hand glich, als Dekoration.
    Das Tor zitterte, als sei es lebendig. Ihre Knochen bebten ebenfalls. Sie versuchte, sich abzuwenden, doch ihre steifen Muskeln gehorchten nicht.
    Kat-a-kat-a-kat-a-kat-a-kat.
    Das Tor rief bereits seit Tagen nach ihr. Sie begriff, dass es sie nicht mehr loslassen würde. Es war für sie gemacht.
    Nie mehr allein, sagte es .
    Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie fühlte sich schutzlos, das Tor hatte ihren wunden Punkt getroffen. Um sich vor dem Schmerz zu schützen, verschränkte sie die Arme. Ty hatte versucht, die Leere in ihr zu füllen. Er hatte von Kindern geträumt, von einem glücklichen Leben ohne ihre gefährliche Arbeit.
    Kat-a-kat: Nie mehr allein.
    Doch Ty war nicht die Lösung. Er war bloß ein netter Kerl. Und sie für ihn ein Problem.
    Nach Hause , lockte das Tor.
    Das Tor kannte sie. Wenn sie es öffnete, hatte ihre Einsamkeit ein Ende.
    Die Dunkelheit um sie herum geriet in Bewegung, als käme jemand – vielleicht die Gangster von der Straße oder die gefürchteten Geister. Sie schaffte es jedoch nicht, die Taschenlampe zu heben und in die Dunkelheit zu leuchten.
    Ihr innigster Wunsch konnte in Erfüllung gehen.
    Kat-a-kat , erklärte das Tor, und Layla verstand genau. Das Tor war dazu bestimmt, geöffnet zu werden. Was hatte es sonst für eine Funktion?
    Die Schatten um sie herum tobten und stürmten.
    Layla ließ die Taschenlampe fallen und trat mit ausgestreckter Hand näher an das Tor heran. Sie musste nur das geschwungene schwarze Eisen drehen, und ihre lebenslange Sehnsucht fand ein Ende.
    »Nicht«, sagte ein Mann direkt neben ihr.
    Layla wusste nicht, woher er kam, und es interessierte sie auch nicht. Seine drängende, tiefe Stimme klang verlockend und vertraut, doch die Anziehungskraft des Tores war stärker.
    »Es ist böse«, erklärte er.
    »Das kann nicht sein«, erwiderte Layla. Jede Faser ihres Körpers bebte erwartungsvoll. Sie ging einen weiteren Schritt auf das Tor zu.
    »Sie haben sich gegen die Männer auf der Straße zur Wehr gesetzt. Wehren Sie sich auch jetzt«, tönte die Stimme des Mannes aus der Dunkelheit.
    Kat-a-kat: Öffne mich! Jetzt!
    Layla erschauderte in Ehrfurcht vor dem metallischen Kunstwerk, und erneut füllten sich ihre Augen mit Tränen. Sie konnte das Gefühl nicht erklären. Dabei war es eigentlich ganz einfach: »Ich möchte mich nicht dagegen wehren.«
    Dem Schattenmann war klar, dass er sie nie hätte retten dürfen. Es blieb nie ohne Folgen, in das Schicksal einzugreifen. Die Frau sollte jetzt mit schlaffem Körper tot auf der Straße liegen, während ihre Seele in die Zwielichtlande hinüberglitt.
    Stattdessen öffnete sie gerade das Tor zur Hölle. Das Gebilde musste in ihren schwachen menschlichen Geist eingedrungen sein.
    Der Tod sammelte die Schatten um sich herum, bis die dichte Dunkelheit in seinem Griff zischte und zappelte. Er trieb die wirbelnden Schattenbahnen auf sie zu,

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