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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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auf einen Ellenbogen hoch und registrierte offenbar, dass sie teilweise nackt war, denn sie wich hastig an die Betonmauer zurück und zog ihre Bluse herunter. Mit schamerfüllter Miene fragte sie wütend: »Wer sind Sie?«
    Eine simple Frage, auf die er dennoch keine Antwort wusste. »Kathleens Schattenmann« musste sich in Laylas Ohren absurd anhören. Stattdessen fragte er: »Können Sie aufstehen? Ich wohne gleich dort drüben.« Mit einer Hand deutete er in Richtung Lagerhaus. »Dort haben Sie es bequemer, und wir können Hilfe rufen.« Ein riskantes Angebot, denn er verfügte über keine modernen Vorrichtungen, um es einzulösen.
    Sie stützte sich an der Wand ab, schaffte es, aufzustehen und streckte ihm abwehrend ihre aufgeschürfte Hand entgegen. »Bleiben Sie, wo Sie sind.«
    »Ich tue Ihnen nichts.« Er ließ einen kleinen Abstand zwischen ihnen. »Wir können die« – wie nannte man sie noch in diesem Zeitalter? – »Polizei rufen.«
    »Polizei.« Sie nickte zustimmend und schluckte schwer. »Das ist gut. Diese Kerle können nicht weit sein.«
    Er deutete auf das Gebäude.
    »Gut.« Layla taumelte vorwärts, blickte flüchtig über ihre Schulter zurück und murmelte: »Ich hatte seltsame Albträume.«
    »Sie haben sich den Kopf angeschlagen.« Er spürte, dass sie ihm zunächst widersprechen wollte, sich dann jedoch entschied, diese Erklärung für ihre wirren Erinnerungen zu akzeptieren. An das Tor, den Aufenthalt in Kathleens Märchenwelt, bei dem sie zu seiner Freude Lust empfunden hatte, und ihre Verzweiflung. Er bot ihr die einzig vernünftige Erklärung, und im Gegensatz zu Kathleen zog Layla die Vernunft der Träumerei vor.
    Sie blieb an der Tür stehen und blickte auf die Klinke. Er hatte sie mit Hilfe der Schatten repariert, zumindest sah es oberflächlich betrachtet so aus. In der Sterblichen Welt konnte er keinen Zustand dauerhaft aufrechterhalten. Jetzt brauchte er alle Kraft, um seine Gestalt zu bewahren.
    Sie schüttelte den Kopf und trat zurück. Unruhe und Verwirrung beherrschten die Atmosphäre. »Ich möchte dort nicht hineingehen.«
    Natürlich nicht. Beim letzten Mal hatte sie vor dem Tor zur Hölle gestanden und es berührt. Dadurch war etwas Böses in die Welt gelangt. Doch das Tor war verschwunden und befand sich nun unter Aufsicht der Engel.
    »Sie müssen sich setzen«, sagte er, griff um sie herum und betätigte die Klinke. Er stieß die Tür auf, damit sie die veränderte Einrichtung sah.
    Sie erschrak, wankte und hielt sich am Türrahmen fest. Niemals würde er zulassen, dass sie fiel.
    »Gehen Sie lieber hinein.«
    Noch immer zögerte sie. In diesem Augenblick entschied sich für sie, was real und was Einbildung war. Würde sie an ihrer Erinnerung an die leere schmutzige Halle mit dem Höllentor festhalten oder sich für die vernünftig wirkende Illusion entscheiden? Er hatte sie einem Hochglanzfoto aus einer vermoderten Illustrierten nachempfunden: »Altmodische Junggesellenwohnung«.
    »Wer, sagten Sie, sind Sie?«
    »Ich bin ein Künstler«, erwiderte er. Das war Kathleen gewesen.
    »Ich meinte Ihren Namen.«
    Er kannte nur Schattenmann und Variationen von Tod, beides kam nicht in Frage. Ein neuer Name musste her. Zum Glück konnte er aus einer großen Fülle schöpfen – aus den Namen der vielen Seelen, die er von der Sterblichen Welt durch die Zwielichtlande ins Jenseits begleitet hatte. Einer stach besonders heraus: ein Kämpfer, ein Anführer, ein Spieler – geschickt genug, den Tod herauszufordern.
    »Khan.«
    Layla schnaubte verächtlich. »Wie Dschinghis Khan?«
    Ja . Doch stattdessen log er. Die Todesboten waren hervorragende Betrüger. »Wo ich herkomme, ist das ein sehr verbreiteter Name.«
    Und so wurde er zu Khan, dem Künstler. Deutlich besser als die Alternative: der Tod. Wenn es ihm nicht gelang, die Schatten zu beherrschen, würde er sich wieder in ihn verwandeln.
    Layla trat über die Schwelle, sah sich um und musterte die Einrichtung. Anscheinend gefiel ihm der altmodische Stil. Möbel aus schwerem gedrechseltem Holz, Stoffe in intensivem Burgunderrot, Königsblau und leuchtendem Gold. An der Wand hing ein riesiger mittelalterlicher Gobelin, auf dem brüllende Löwen mit wilden Mähnen schon etwas verblassten. Auf einem Tisch fand sich neben diversen Kerzenständern eine Karte, auf der Monster noch unerforschte Gegenden im Wasser und auf dem Land markierten. Ein Stapel Bücher und ein Kopf von Buddha, dem »Erleuchteten«, beschwerten die Ecken.
    Layla

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