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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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Gestalt. Er war groß und muskulös. Seine Gesichtszüge wirkten fremdartig, fast asiatisch, allerdings mit westlich anmutenden Augen, die unheimlich funkelten. In diesem Licht schimmerte seine Haut in einem fremdländisch gelblichen Ton.
    Es irritierte sie aufs Neue, dass er ihr seltsam vertraut schien. Er war mehr als sexy, er war sinnlich. Wenn sie diesen Mann schon einmal gesehen hatte, würde sie sich ganz bestimmt an ihn erinnern. An das Verlangen in ihrem Bauch und das Kribbeln in ihren Fingerspitzen, die sich danach sehnten, durch seine lächerlich langen Haare zu streichen. Dabei war er noch nicht einmal ihr Typ.
    »Glauben Sie mir nicht?« Er hob eine Braue. Als er den Kopf auf eine Seite legte, glitten die schwarzen Haare über seine Schulter, und sie musste zugeben, dass es ihm stand. Manchen Frauen gefiel das bestimmt, manchen Männern vermutlich ebenfalls.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Erzählen Sie.«
    Er zögerte als wähle er seine Worte besonders sorgfältig. »Viel darf ich Ihnen nicht erzählen, weil ein Großteil der Ereignisse der Geheimhaltung unterliegt. Doch ich kann Ihnen verraten, dass die Ausbreitung der Geister vor zwei Jahren gestoppt werden konnte, weil Talia Kathleen Thorne ihren Schöpfer getötet hat.«
    Vor Schreck herrschte einen Augenblick völlige Leere in Laylas Kopf, dann überlegte sie fieberhaft, was sie von seiner Aussage halten sollte. Die Ausbreitung der Geister schien vor zwei Jahren aufgehört zu haben. Aber das andere? Talia hatte jemanden umgebracht? Konnte das stimmen? Schirmte Adam Thorne sie deshalb von der Öffentlichkeit ab?
    »Kennen Sie Talia Thorne?«
    »Klar.« Er lächelte, als wollte er den Augenblick in die Länge ziehen und sie neugierig machen.
    »Woher?« Das war sie bereits.
    »Ich bin ihr Vater.«
    Rose Petty grub ihre Nägel in einen verrotteten Holzpfahl und jagte sich Splitter in Hände und Füße, als sie über den matschigen Untergrund aus dem Fluss krabbelte. Da ihre Hände zu blutig waren, um sich darauf abzustützen, robbte sie auf den Ellenbogen auf den Kai und rollte sich wie ein Baby zusammen. Ihr nackter Körper bebte in der eiskalten Luft, ihre Zähne klapperten Kat-a-kat-a-kat-a-kat.
    Wie dumm, wie dumm. Sie hätte nicht in den Fluss springen sollen. Das Brennen bei ihrer Neugestaltung war unerträglich gewesen, doch Wasser konnte es nicht lindern. Sie würde nur ertrinken und für immer sterben. Darin bestand das Risiko, wenn man zurückkehrte – der Seelentod. Selbst die Hölle war besser, auch wenn sie dort niemals hingehört hatte. Tausendmal hatte sie es laut herausgeschrien: Ein Fehler. Sie hatte nicht anders handeln können. Es war Notwehr gewesen. Sie gehörte nicht in die Hölle.
    Egal. Jetzt war sie draußen. Keine Flüsse. Lektion verstanden.
    Ihr neuer Körper zitterte im Rhythmus mit dem Kat-a-kat-a-kat-a-kat. Ihre Muskeln verkrampften sich. Eine heftige Gänsehaut überlief ihren Körper.
    Wärme. Sie musste sich aufwärmen.
    Zitternd zog sie die Füße unter ihren Körper, stützte sich etwas auf den Handgelenken ab und stand wankend auf.
    Hafenanlagen. Vor ihr lag ödes Gelände. Paletten gammelten in der feuchtkalten Luft vor sich hin, vereinzelt standen orange und blaue Container herum.
    Sie benötigte Kleidung. Einen Unterschlupf. Essen.
    Mit dem feuchten Arm wischte sie sich die triefende Nase und taumelte vorwärts. Auf der anderen Seite des Geländes entdeckte sie eine Tür. Ein Büro.
    Okay, an der Tür klopfen, Hilfe holen, warm werden, sagte sie sich.
    Hossa, netter kleiner Hintern.
    Roses Magen krampfte sich zusammen. Einen Arm über der Brust, eine zitternde Hand vor ihrer Scham drehte sie sich um und sah sich nach der Stimme um, entdeckte jedoch niemanden.
    Und hübsche Titten. Ich sollte mich um sie kümmern.
    Was zum … ? Sie hielt inne, bevor sie fluchte. Eine Dame fluchte nicht, auch nicht in der größten Not. Doch es war zu merkwürdig: Obwohl die Stimme nicht ihr gehörte, befand sie sich in ihrem Kopf. Als hätte sich ihr Verstand bei der Neubildung ihres Körpers verirrt oder als sei sie verändert zurückgekehrt.
    Ihr Blick zuckte von einem beleuchteten Fenster zu einem düsteren Eingang. Schließlich entdeckte sie den Besitzer der Stimme in einem Auto, wo er sich gerade eine Zigarette anzündete: ein dicker alter Mann mit gelblicher Haut. Missbilligend schnalzte sie mit der Zunge . Wahrscheinlich trank er zu viel. So wie er sie mit seinen glänzenden Knopfaugen anstarrte, gehörte die Stimme

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