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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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ihm. Vielleicht war dieser Trick mit dem Gedankenlesen gar nicht schlecht. Es konnte hilfreich sein. Und verriet ihr, was sie bereits wusste: dass es sich bei ihm um keinen Gentleman handelte. Wenn er so über sie dachte, war er verkommen und primitiv.
    Das Mädchen ist gut gebaut.
    Was fiel dem Kerl ein? Heftige Wut schoss heiß durch ihren Körper und trieb sie voran. Eine Frau kroch nackt und blutend aus einem Fluss, und dieser Mann bewegte noch nicht einmal seinen faulen Hintern, um ihr zu helfen? Um ihr vielleicht seinen Mantel zu leihen? Sie konnte krank werden und (endgültig) sterben.
    Seine Kleidung genügte ihr. Ganz sicher verdiente er sie nicht. Das Auto konnte sie als Unterschlupf und Transportmittel zugleich nutzen. Es brachte sie von diesem schrecklichen Ort weg. Sie hinkte auf ihn zu. Kurz vor dem Wagen löste sie den schützenden Arm und die Hand, um ihm einen letzten Blick zu gewähren.
    Ich habe Glück, Glück, Glück.
    Der Mann wischte sich durch das rötliche Gesicht, befeuchtete seine Lippen und kurbelte das Fenster hinunter.
    Komm zu Papa .
    Wieder einmal handelte sie aus purer Notwehr. Er schrie ein bisschen, das war nur menschlich. Gerade nach den finsteren Erlebnissen im Höllenfeuer, konnte sie ihm das nicht wirklich verübeln.

5
    Es waren die Augen. Deshalb kam er ihr so vertraut vor, deshalb beschlich sie beharrlich das Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein. Diese leicht schräg stehenden Augen, genau wie bei Talia Thorne. »Sie sind Talias Vater ?«
    Khan ließ sich auf einem der riesigen Sessel nieder, legte die Arme auf die breiten Lehnen und platzierte den Knöchel des einen Beines auf dem Knie des anderen. Der Mann beherrschte den Sessel wie ein König seinen Thron und wirkte arrogant. »So ist es.«
    Layla setzte eine neutrale Miene auf und ließ sich ihre Zweifel nicht anmerken. Ihr Vater musste mittleren Alters sein, doch Khan sah eindeutig jünger aus. Entweder hatte er sich sehr gut gehalten oder er log. Nichtsdestotrotz hatte Zoe, ihre Informantin, recht gehabt: Sie konnte in dem Lager am Hafen etwas über Geister erfahren. Dass dieser Khan Talias Namen kannte, genügte als Beweis. Sie spielte mit. »Wissen Sie, wie der Geisterkrieg begonnen hat?«
    Seine Miene verfinsterte sich. »Ja. Das ist ganz allein meine Schuld.«
    Layla erschrak, sie konnte es nicht fassen. Zoe hatte zwar behauptet, sie werde hier dem Ursprung der Geister auf die Spur kommen, aber … dieser Kerl? Wirklich? »Wie?«
    Er seufzte. »Das verstehen Sie nicht.«
    » Versuchen Sie es. « Layla spürte seinen nachdenklichen, suchenden Blick. Sie hätte ihn gern gedrängt, ließ jedoch die Stille für sich arbeiten.
    »Nein«, erwiderte er schließlich, und sie fluchte innerlich. »Das kann man nicht erklären. Nicht meine Familie und nicht die Geister. Sie müssen bei mir bleiben und es selbst erleben.«
    Bei ihm bleiben? »Aber warum? Ich muss veröffentlichen, was Sie getan haben.« Was Sie behaupten, getan zu haben .
    Er verzog die sinnlichen Lippen zu einem anzüglichen Lächeln. »Ich glaube nicht, dass Sie das tun werden.«
    Also, bitte. Ja, sie musste zugeben, dass sie sich in gewisser Weise zu ihm hingezogen fühlte. Okay. Aber es würde nichts passieren.
    »Es tut mir leid. Ich muss mich mit meiner Geschichte an die Fakten halten.« Es kursierten bereits zu viele unseriöse Berichte über die Geister, manche beriefen sich auf übersinnliche Erklärungen, was schlichtweg nicht zutraf. Geister waren die Folge einer Krankheit, keine übersinnliche Erscheinung. Punkt.
    Er wirkte sehr ernst. »Verstehen Sie mich nicht falsch. Sie können veröffentlichen, was Sie wollen. Ich glaube nur, dass Sie sich dagegen entscheiden werden. Manchmal ist es ganz hilfreich, der Wahrheit ein bisschen nachzuhelfen.«
    »Sie haben mir noch nicht beantwortet, warum Sie wollen, dass ich bleibe?«
    Er beugte sich vor, stützte sich mit den Ellenbogen auf den Knien ab und sah sie durchdringend an. »Das gehört zu den Sachen, die Sie herausfinden müssen. Es ist die wichtigste von allen.«
    Layla trat zurück und dachte nach. Sie traute weder ihm noch seinem Angebot und schon gar nicht seinen Motiven. Doch sie hatte nichts mehr zu verlieren und keinen Grund, nach Hause zu gehen. »Sie möchten also, dass ich bei Ihnen bleibe … «
    »… und die Geschichte bis zum Ende verfolgen. Was Sie auch herausfinden, geben Sie nicht auf, bis Sie alle Antworten haben. Versprechen Sie mir das.«
    »Werde ich Talia Thorne

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