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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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Angesicht zu Angesicht ließen sich seine Gedanken deutlich einfacher vermitteln. »Geh ins Bett, Layla.«
    Sie legte den Kopf schräg als dächte sie nach. »Siehst du, genau das meine ich. Es geht dir so leicht über die Lippen, dass ich nicht sicher bin, ob du dir dessen überhaupt bewusst bist. Du hast mir gerade etwas befohlen, und es widerstrebt mir, dir zu gehorchen.«
    Ihre Worte standen im Widerspruch zu ihrer körperlichen Reaktion. Das Wort Bett hatte tief in ihrer Mitte einen Funken entfacht. Ein Teil von ihr sehnte sich nach dem Bett. Dem standen ihr unbezähmbarer Wille und ihre vernunftbedingten Vorbehalte entgegen. Sie brauchten die Zwielichtlande, und zwar sofort.
    »Layla, legst du dich jetzt hin, oder willst du mich in den Wahnsinn treiben?«
    »Das sind meine Optionen?«, spottete sie.
    »Ich bin zwar unsterblich, aber ich weiß nicht, wie ich dich überleben soll.«
    Sie wiegte nachdenklich den Kopf. »Ja, apropos Unsterblichkeit … «
    Khan verfluchte sich. »Leg dich hin.«
    »Kommandier mich nicht rum.«
    »Leg dich hin. Bitte. «
    »Ich gehe nicht mit Leuten ins Bett oder mit«, sie schnaubte verächtlich, » unsterblichen Schattenwesen , die ich gerade erst kennengelernt habe.«
    »Du kennst mich, Layla, sonst würdest du nicht mit mir diskutieren.« Hör auf, dich zu wehren, Liebes. »Aufgrund deines Selbsterhaltungstriebs müsstest du eigentlich vor mir fliehen. Aber du bleibst und unterhältst dich mit einem finsteren Meister aus dem Schattenreich. Weil du weißt, dass du als Einzige von allen Sterblichen bei mir sicher bist. Ich bitte dich: Leg dich hin, damit wir uns in deinen Träumen begegnen und etwas leichter reden können.«
    Sie runzelte die Stirn. »Du hast Dr. James heute Morgen zu Tode erschreckt.«
    »Ein hervorragendes Beispiel für eine typisch sterbliche Reaktion.«
    »Was bist du?«
    Seine Layla war klug.
    »Ein Schattenwesen«, erwiderte er.
    Sie blickte ihn im Fenster an und presste nachdenklich die Lippen aufeinander. »Der Teil mit dem ›finsteren Meister‹, war ein bisschen dick aufgetragen.«
    Er neigte den Kopf und gab ihr recht. Nichtsdestotrotz war er ein finsterer Meister. Das musste sie akzeptieren.
    »Es ist dein Traum, Layla. Du bestimmst, was in ihm geschieht.«
    »Nur träumen«, sagte sie.
    »Ja, natürlich.« Was in dem Traum geschah, oblag ganz allein ihr.
    Sie ging ins Schlafzimmer und legte sich steif auf ihr Bett. Der Kopf ruhte mitten auf ihrem Kissen, die Hände waren auf dem Bauch gefaltet, die Knöchel übereinandergeschlagen. Die Tagesdecke umrahmte ihren Körper. Sie war zu aufgeregt, um zu schlafen. Deshalb wartete er, bis sich ihre Schultern entspannten und ihre Gedanken abschweiften, dann schnitt er sie los und ließ sie fallen.
    Khan fand sich in dem Lagerhaus am Hafen wieder, wo sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Er nahm die Layla vertraute Gestalt an, den Körper, den Kathleen für ihn geschaffen hatte.
    Die teure Einrichtung des Lagerhauses entsprach dem Bild aus der Illustrierten: Plüschsessel, Bücher und die Landkarte, gehalten von einem hölzernen Buddha, der ihn entspannt ansah. Layla starrte in den goldenen Spiegel. Ein Gefühl der Verzweiflung umgab sie. Das Spiegelglas war trüb. Wonach sie sich sehnte, entzog sich ihr.
    »Layla«, sagte er.
    Als sie sich umdrehte, verschwamm der Raum, denn sie nahm einen neuen Standpunkt ein, um die Einzelheiten des Traums zu erforschen. Während die Einrichtung wieder an Schärfe gewann, hielt er seinen Körper fest. Träume wandelten sich ständig, waren immer im Fluss. Hinter dieser kleinen Oase wogten die Zweige der Zwielichtlande.
    »Ich kann sie nicht finden«, sagte sie. »Ich suche und suche und suche, aber ich sehe nichts.«
    Layla hatte ihr Spiegelbild gesucht. Deshalb ahnte er, nach wem sie suchte. Er ging auf sie zu und strich mit dem Handrücken über ihre Wange. »Sie ist hier. Du bist hier.«
    »Ich bin verloren.«
    Würde sie sich nach einem so tiefen Traum überhaupt an ihr Gespräch erinnern? Wie viel Trost konnte sie mit in ihr Bewusstsein hinübernehmen? Er wusste es nicht. Er beugte sich vor und berührte ihre Nase mit seiner Nase – ein Eskimokuss. »Ich habe dich gefunden.«
    Ihre Angst wandelte sich in intensives, alles beherrschendes Verlangen. Der Traum, der Raum gewann an Tiefe, die Farben an Schärfe. »Ich will nicht mehr allein sein.«
    »Du bist nicht allein. Ich bin da. Komme, was da wolle, ich lasse dich nie mehr allein.« Zum Beweis presste er seine

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