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Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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Lippen auf ihre.
    Feine schwarze Linien der Wut zuckten durch den Raum, als sie sich ihrer selbst im Traum bewusst wurde. Die Reaktion war nicht leicht zu beherrschen. Kathleen war seit ihrer Kindheit damit vertraut gewesen, doch Layla lernte es genauso schnell.
    »Ich muss auf mich selbst aufpassen können. Heute hat mich ein Gespenst überfallen, und Talia musste mich retten.« Layla gestikulierte wild vor dem Spiegel, wo jetzt eine andere, in ein goldenes Kleid gewandete Version von ihr stand. Das Kleid hatte er nach ihrem Treffen für sie entworfen, doch es saß nicht richtig. »Ich bin nicht deine Prinzessin Kathleen, die eingesperrt in einem Schlossturm auf ihre Erlösung wartet.«
    In diesem Punkt täuschte Layla sich. »Kathleen hat auf die einzige ihr mögliche Art gekämpft: Sie hat durchgehalten. «
    » Ja, gut, ich sitze in diesem Leben nicht nur herum.« Ihre Traumstimme nahm einen schrillen Klang an.
    Darum kämpften die Menschen seit Urzeiten: ihr Schicksal selbst zu bestimmen. Layla war sich dessen nicht bewusst, doch auch jetzt trat sie gegen eine deutlich größere Macht als gegen ein Gespenst an. Gegen Moira, die unweigerlich gewinnen würde.
    »Ein Gespenst hat dich angegriffen?« Die waren harmlos.
    »Ja, dieses irre Kind aus dem Westflügel.«
    Leise erhob sich in dem Lagerhaus ein Gesang. »Toter Mann, toter Mann, steh auf … «
    Khan erschauderte: Hinter dem kindlichen Gesang verbarg sich ein Fluch. Laylas Lebenslinie war durchtrennt, ihre Zeit auf der Erde vorüber und ihr Körper somit verloren. Das Gespenst, das sich an das Leben klammerte, wollte ihn besetzen. Der Gesang Toter Mann, toter Mann, steh auf lud das Gespenst ein, Laylas Körper zu übernehmen. Layla wurde hinausgedrängt und gezwungen, ins Schattenreich zu wechseln oder selbst zum Gespenst zu werden.
    Gespenster waren in der Regel schwache Wesen und verfügten weniger über einen scharfen Verstand als über starke Gefühle: Trauer, Wut, Gier.
    Diese Vorstellung wirkte hingegen durchdacht. Wie eine Falle. Moira. Schon wieder.
    Für einen Augenblick verblasste der Traum. »Talia hat sie, ich meine, verdammt … «
    Gutes Mädchen. Doch Talia konnte das Gespenst nicht dazu bewegen, ins Schattenreich hinüberzutreten. Das »irre Kind aus dem Westflügel« wanderte weiterhin durch die Flure von Segue.
    »Ich kann einfach nichts tun«, stellte Layla fest.
    Erneut blickte sie in den Spiegel, doch die Gestalt dort gewann nicht an Schärfe. Das war ein Problem. Diese Reinkarnationssache brachte sie offenbar mächtig durcheinander.
    »Du verfügst über mehr Macht als du denkst«, sagte Khan. »Die Wesen der Sterblichen Welt verfügen über die größte Macht.«
    »Verglichen mit euch, habe ich keine Macht.« Sofort wirkte die Welt noch furchteinflößender und fremder.
    Ein weißer Blitz zuckte durch den Traum und vernebelte kurzzeitig ihre Sinne.
    Als sich der Nebel lichtete, drehte sie sich zu Khan um, dem finsteren Meister aus dem Schattenreich. Er war von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet. Seine Hose schmiegten sich locker um seinen schlanken, trainierten Körper, unter seinem schlichten Hemd zeichneten sich die kräftigen Muskeln ab. Darüber trug er einen kurzen Ledermantel. Sein Haar fiel über seine Schultern hinab, flocht sich plötzlich von allein zu Zöpfen und betonte dadurch die scharfen Linien seines Kiefers und seiner Wangenknochen.
    Was zum Teufel war er?
    Nein, halt. Sie wollte es nicht wissen.
    Wieder zuckte ein heller Blitz durch den Traum. Khan befand sich dicht bei ihr, dann weit von ihr entfernt – jegliche Relation schien außer Kraft gesetzt. Besser, sie verließ sich auf ihr Gefühl . Dieser sechste Sinn war stärker als alle anderen.
    Alles fühlen.
    Sie müsste vor Angst schreien, doch stattdessen empfand sie Neugierde und … und … prickelndes, quälendes Verlangen. Das Ziehen direkt unterhalb ihres Bauchnabels war noch nie so stark gewesen. Vielleicht erwies es sich als Fehler, ihn im Traumland zu treffen. Hier fiel es ihr deutlich schwerer, dem Sog zu widerstehen.
    »Machst du das? Bereitest du mir diese Gefühle?« Das wäre unverzeihlich.
    »Nein«, erwiderte er, doch sein schiefes Grinsen kehrte zurück. »Ich kann eine Illusion erschaffen, die furchteinflößend oder erfreulich wirkt, aber ich kann keine Gefühle in dir erzeugen.«
    »Du kannst mehr als eine Illusion schaffen«, sagte sie. »Das habe ich gesehen.«
    »Ich spüre, wie schnell dein Herz schlägt.« Er umkreiste sie so flink, dass die

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