Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition)

Titel: Zwielichtlande: Schattenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
Vom Netzwerk:
gefangen.
    »Nun, was ist mit dem ersten Mal?«
    Khan schwieg. Welches »erste Mal« meinte sie?
    »Als du und Kathleen ein Freudenfest gefeiert habt … Stand das in den Karten?« Sie klang aggressiv, unüberhörbar wütend.
    »Nein, ich habe ein Gesetz gebrochen, um mit ihr zusammen zu sein.« Die Schattenwesen waren aufgrund ihrer Natur und ihrer Pflichten eingeschränkt, jedoch nicht durch das Schicksal. Worauf wollte sie hinaus?
    »Unterschätze Kathleen nicht. Wenn du ein Gesetz gebrochen hast, hat sie es zusammen mit dir getan. Und wenn sie es konnte, kann ich das auch.«
    Vorsicht, Layla steuerte schnurstracks auf eine Entscheidung zu. »Ich verstehe nicht.«
    »Ich weiß«, erwiderte Layla mit funkelnden Augen. »Wie solltest du? Du bist kein Mensch.«
    Ihre Bemerkung öffnete einen schmerzlichen Abgrund zwischen ihnen. Schattenwesen. Menschen. Zwei unterschiedliche Welten. Nur ein Wesen aus dem Schattenreich war so verrückt, eine Sterbliche zu lieben.
    »Aber weil ich dich irgendwie mag«, sagte sie, »verrate ich dir ein kleines Geheimnis.«
    »Du magst mich irgendwie?« Wärme durchströmte seine eiskalten Schatten. Er wollte ihr ewig zuhören. Dieser wache Geist, gepaart mit ihrem Temperament – kein Wunder, dass ihre Seele wie eine lebendige Feuersbrunst wirkte.
    »Man nennt es Freier Wille.«
    Ach der. »Moira ist ziemlich listig. Irgendwann wird dich der Tod ereilen.« Damit kannte er sich aus. Alle Sterblichen starben. Während sich der Zeitpunkt ihres Übertretens gelegentlich etwas flexibel gestalten ließ, gab es in dieser Hinsicht keine Ausnahmen.
    Glaubte Layla, dass sie noch mehr erreichen konnte als Kathleen? Glaubte sie, ihr Schicksal beeinflussen zu können? Das traute sich nur eine Seele, die so hell strahlte wie die ihre. Sie ahnte nicht, wen sie herausforderte.
    »Natürlich muss jeder irgendwann sterben. Das hat nichts mit dem freien Willen zu tun. Freier Wille, mein lieber Schattenfreund, bedeutet, etwas zu riskieren, jeden Augenblick zu nutzen.«
    Ihr glühender Blick und ihre wachsende Entschlossenheit verrieten ihm, dass sie meinte, in dieser Hinsicht noch Nachholbedarf zu haben.
    »Kathleen ist ein typisches Beispiel. Sie hat getan, was immer sie wollte. Sie hat ihr ganzes Leben mit dem Tod vor Augen gelebt. Und sieh doch, was sie alles erreicht hat!« Layla deutete auf das Gemälde. »Ihre Kunst, dich, Talia. Erzähl mir nicht, dass das Schicksal das alles geplant hätte.«
    Kathleen hatte ihr Schicksal so weit wie möglich ausgereizt. Mit Mut und Kraft hatte sie bis zu Talias Geburt durchgehalten. Ja, Kathleen hatte ihr Leben ausgeschöpft.
    »Und was willst du, Layla?« Vielleicht etwas, das er ihr geben konnte?
    »Ich will leben. Und ob ich fünf Minuten oder fünfzig Jahre habe, sie sollen gut sein.«
    Er fürchtete sich etwas vor ihrem Wunsch. Was bedeutete dieses Funkeln in ihren Augen?
    »Also, geh zur Seite, ich komme zu dir.«
    »Layla … !«
    Doch sie stürzte sich bereits in die Leinwand. Sie konnte nicht wissen, dass er sich nicht in dem Gemälde an sich befand oder dass die Zwielichtlande so unendlich wie das menschliche Bewusstsein und so vielfältig wie die Fantasie waren. So viele Seelen passierten im selben Augenblick die Grenze, doch – da ! – bei Layla ging der Vorhang in lodernde Flammen auf. Die Bewohner des Schattenreichs hoben die Köpfe, nahmen ihre Witterung auf und spitzten die Ohren. Sie blickten aus ihren dunklen Augen durch die Schatten auf ihr strahlendes Licht. Eine Sterbliche hatte die Grenze überschritten. Freiwild.
    Achtlos lief sie durch die Bäume und suchte nach ihm. Nach dem Monster, das nichts so sehr wollte wie sie.
    Sie hatte keine Ahnung. Die Zwielichtlande eigneten sich nicht dafür. Hier existierte keine Zärtlichkeit.
    Khan trat aus der Dunkelheit und zog sie in seine Arme. Die Arme eines Mannes, wie sie es erwartete. Die vertrauten Arme von Khan. Einen Augenblick später hatte er die komplette Gestalt geformt und seinen Körper mit moderner Kleidung versehen. Schwarz wie seine Schatten.
    »Du musst gehen. Hier verlierst du den Verstand.« Während er sprach, erhoben sich um sie herum flüsternde Stimmen. Man beobachtete sie aus den Wäldern, doch die Schattenwesen hielten Abstand von dem dunkelsten von ihnen.
    Sie wirkte entschlossen. Ihre Erregung umspülte ihn in kräftigen Wellen und brach seinen Widerstand.
    »Dann beeilen wir uns am besten.« Ihre Brauen tanzten herausfordernd auf und ab. »Du musst schließlich einen Teufel

Weitere Kostenlose Bücher