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Zwilling verzweifelt gesucht

Zwilling verzweifelt gesucht

Titel: Zwilling verzweifelt gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Obrecht
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vielen Kindern sollten sich nicht auf Dächern herumtreiben, schon gar nicht beide gleichzeitig. Wer hat schon Lust, sich um sieben Waisenkinder zu kümmern? Das klappt ja nicht einmal in Grimms Märchen.
    „ Erfindet ihr doch selbst mal was “ , fordere ich meine großen Brüder heraus.
    Sie sehen einander an.
    „ Locker “ , sagt Fabian.
    „ Aber nur was mit Computern “ , erklärt Finn. „ Sonst kauft es ja wieder keiner. “
    „ Wir kennen uns mit Computern schließlich aus “ , stellt Fabian fest. „ Wir könnten zum Beispiel eine neue Suchmaschine erfinden. “
    Eine Suchmaschine? In meinem Kopf klappert es, als seien mehrere festgeklemmte Münzen endlich durch einen Schacht in einen Automaten gefallen.
    Ich weiß natürlich, dass jeder im Internet mit einer Suchmaschine arbeitet. Das ist keine richtige Maschine, sondern nur ein Programm, das Stichworte und Begriffe sucht. Aber angenommen, es gäbe eine richtige Such-Maschine, eine, mit der man verschwundene Leute suchen kann?
    „ Könnt ihr eine Suchmaschine für Vermisste erfinden? “ , frage ich direkt.
    „ Klar! “ , ruft Finn sofort. Er sieht Fabian an. „ Oder? “
    „ Klar. “ Fabian ist Finns Echo. „ Ist doch ganz easy. “
    „ Ich meine, wenn jemand seinen Onkel sucht … oder seine alte Liebe … oder seine Schwester … “
    „ Würden wir hinkriegen “ , sagt Finn bestimmt. Er stupst Fabian in die Rippen.
    „ Kein Problem. Kommst du? “
    Eine Leute-Suchmaschine! Das wäre so cool! Ich würde einfach das Geburtsdatum meiner Schwester eingeben und den ersten Buchstaben ihres Vornamens, und damit könnten Alisia und ich uns den ganzen Stress sparen!
    Ich weiß nicht, was die Macher von Fernsehsendungen wie „ Bitte melde dich! “ dazu sagen würden. Es würde ihnen vermutlich nicht passen, dass nun jeder jeden finden kann und ihre Sendungen nicht mehr gebraucht werden. Vielleicht würden sie die Erfindung gegen viel Geld aufkaufen und dann vernichten. Papa sagt, solche Sachen werden gemacht.
    Jule und Jana streiten sich gerade um Mops und Moppel. Es geht darum, ob Jule Mops oder Moppel lieber hat, ob Jana Mops oder Moppel lieber hat, ob Moppel Jana oder Jule oder Mops lieber hat und so weiter. Das kann sich ewig hinziehen und wird nie zu einem fassbaren Ergebnis führen.
    Ich mische mich nicht ein, da mir sowieso klar ist, dass Mops und Moppel mich und Mama am allerliebsten haben. Aber das muss ich meinen kleinen Schwestern nicht auf die Nase binden.
    Mops tappt mir hinterher, als ich in mein Zimmer gehe. Ich erlaube ihm, auf mein Bett zu springen, und lege mich daneben.
    „ Endlich Ruhe, was? “ , flüstere ich Mops ins Ohr.
    Da kratzt Moppel schon an der Tür. Ich öffne, Moppel trabt zu meinem Bett und springt ebenfalls hoch – einfach auf Mops drauf.
    Es entsteht eine heftige Keilerei, die damit endet, dass ich beide am Kragen packe und vor die Tür setze.
    „ Mann! “ , rufe ich wütend, als ich die Tür wieder zugeknallt habe. Ich atme tief durch. Vielleicht doch gut, dass ich eine Einzelsocke bin, dass ich mein Zimmer ganz für mich habe und darin auch mal in Ruhe wütend sein kann.
    Wumm! Da fliegt die Tür wieder auf, und innerhalb einer Zehntelsekunde liegen Jana und Jule auf meinem Bett und raufen wie die Weltmeister, genauso wie kurz vorher die Hunde. Ich bugsiere auch diese beiden ohne weitere Umstände in den Flur und knalle die Tür noch mal zu.
    Ich brauche eben doch Verstärkung! Einer allein kann so eine Familie einfach nicht aushalten! Hoffentlich gelingt meinen Brüdern die Erfindung der Leute-Suchmaschine. Oder Alisia entwickelt einen neuen, noch unfehlbareren Plan.
    „ Ich habe einen unfehlbaren Plan! “ , verkündet Alisia kurz darauf am Telefon.
    Auf meine beste Freundin ist eben immer Verlass.

Alisias Plan klingt einfach, fast unfehlbar, und irgendwie trotzdem ein bisschen unheimlich. Er klingt so einfach, dass ich wirklich hätte selbst draufkommen können. Das hat man davon, wenn man das Denken immer anderen überlässt.
    Jeder kennt die Fahndungsplakate der Polizei, auf denen die gesuchten Verbrecher abgebildet sind. Manchmal handelt es sich um echte Fotos, manchmal um Phantombilder, die ein Spezialist im Labor der Polizei zusammengestoppelt hat. Jedenfalls hängen solche Plakate an allen Stellen aus, an denen viele Leute vorbeikommen – an Bahnhöfen oder im Rathaus oder vielleicht im Schwimmbad, für den Fall, dass es den Verbrechern mal zu heiß wird.
    Und wenn es gerade keine Verbrecher

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