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Zwilling verzweifelt gesucht

Zwilling verzweifelt gesucht

Titel: Zwilling verzweifelt gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Obrecht
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gibt, die man suchen könnte, hängen die Leute Fotos von ihren entlaufenen Katzen und Hunden auf.
    Es ist also ganz naheliegend: Suchplakate! Alisias bisher genialste Idee. Suchplakate, die wir in der ganzen Stadt verteilen werden.
    Und das Genialste daran ist: Für meine gesuchte Schwester müssen wir kein Phantombild anfertigen. Wir können einfach ein Foto von mir benutzen, denn meine Zwillingsschwester muss ja zwangsläufig genau wie ich aussehen.
    „ Ich weiß nicht so recht “ , murmle ich, als Alisia ihren Plan genau erklärt hat.
    „ Was weißt du nicht? “ Alisias Augen blitzen. Sie kann es nicht leiden, wenn ich Zweifel an ihren genialen Ideen habe.
    „ Ein Foto von mir? In der ganzen Stadt aufgehängt? “
    „ Es ist kein Foto von dir “ , erklärt Alisia geduldig. „ Es ist nur ein Foto von deiner Schwester. “
    „ Ist es nicht! “
    „ Doch, natürlich. Dich braucht doch keiner zu suchen. “
    Ich zupfe an den bunten Freundschaftsbändchen herum, die Jule und Jana mir ums Handgelenk geknotet haben, obwohl ich gar nicht ihre Freundin bin. Sie hatten so viele übrig.
    „ Du kannst dich ja für das Foto verkleiden “ , bietet Alisia groß zügig an. „ Damit es nicht so auffällt. “
    „ Wie meinst du das? “
    „ Mach dir eine andere Frisur. Es kann doch gut sein, dass deine Schwester die Haare ganz anders trägt. Zieh irgendwas an, was deine Schwester vielleicht anziehen würde und du nie im Leben. Irgendwas Schickes, meine ich. “
    „ Glaubst du etwa, meine Schwester ist eine affige Zicke? “
    Über die affige Zicke müssen wir beide erst mal lachen. Alisia beschreibt eine Ziege, die auf einen Baum klettert und von einem Ast aus heruntermeckert. Ich bin mehr für einen Affen mit Hörnern und Spitzbart, der im Supermarkt in der Frischwarenabteilung die Bio-Bananen wegfuttert und die Verkäufer, die ihn daran hindern wollen, einfach mit den Hörnern wegschubst, sodass sie am Ende alle übereinandergestapelt zwischen den Regalen liegen.
    Als wir uns von unserem Lachanfall erholt haben, sind wir uns einig, und es stellt sich nur noch die Frage, wo wir die erforderlichen affigen Zickenkleider herbekommen sollen. Diesmal habe ich selbst die rettende Idee: Wir werden die Fotos einfach in der Umkleidekabine im Kaufhaus machen. In der Kinderabteilung gibt es jede Menge Klamotten, die ich selbst nie im Leben anziehen würde. Sicher finden wir dort auch Sachen, die geeignet sind, um sich als eigene Zwillingsschwester zu verkleiden.
    „ Dürfen wir das denn? “ , frage ich schließlich.
    Leider bin immer ich diejenige, die solche Fragen stellt. Man könnte sogar sagen, dass ich in gewisser Weise ein ziemlicher Angsthase bin. Es wäre wirklich gut zu wissen, ob meine Zwillingsschwester ebenfalls ein Angsthase ist. Wenn ja, dann ist das Angsthaben offensichtlich angeboren und ich brauche mich nicht mehr dafür zu schämen.
    Alisia ist eindeutig aus einem anderen Holz geschnitzt. Sie zieht nur eine Augenbraue hoch und macht verächtlich: „ Pfff. “
    Nachdem ich sie im Krankenhaus erlebt habe, dürfte ich eigentlich nicht daran zweifeln, dass sie mit Verkäuferinnen in einer Kinderabteilung mit Leichtigkeit fertig wird.
    Den Fotoapparat muss ich allerdings selbst beschaffen. Ich besitze einen eigenen, aber beide Akkus sind leer. Also muss ich mir den von Finn und Fabian ausleihen.
    „ Ist sowieso ungerecht “ , stellt Alisia fest. „ Du hast einen für dich alleine und die beiden müssen sich einen teilen. “
    „ Die würden trotzdem nie im Leben mit mir tauschen “ , behaupte ich. „ Die teilen sich lieber alles, was sie haben. “
    Finn ohne Fabian? Fabian ohne Finn? Das würde überhaupt nicht funktionieren.
    Wenn ich gerade doch noch einen Moment lang Mitleid mit den beiden verspürt haben sollte, dann erstirbt diese Regung gleich darauf: Weil die beiden zu zweit sind, können sie mich natürlich prima erpressen, wenn ich mir so etwas wie einen dämlichen Fotoapparat ausleihen will. Sie zwingen mich dazu, einen Zettel zu unterschreiben, auf dem ich versichere, ihnen meine nächste geschenkte Tafel Schokolade weiterzuschenken, egal, von wem ich sie bekomme. Ich kriege nicht oft Schokolade geschenkt – es kann also sein, dass sie lange warten müssen –hoffentlich!
    Aber dann können Alisia und ich doch nicht wie geplant gleich zum Kaufhaus fahren, weil Alisia einfällt, dass sie für die morgen anstehende Englischarbeit noch ganz viel lernen muss. Ich kann schon fast alles, darum

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