Zwillinge der Finsternis

Titel: Zwillinge der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner

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mit Läden verschlossen sind. Also wie, frage ich euch, ist dieser Jemand gerade aus diesem Zimmer rausgekommen? Denn an uns vorbei verschwand er nicht, das hätten wir gemerkt!«

    Die letzten fünfzehn Minuten hatte keiner der Jungen mehr ein Wort hervorgebracht. Bobs erschreckende Feststellung an sich hatte schon dafür gesorgt, dass allen dreien neuerlich das Blut in den Adern gefroren war. Als dann Justus trotz eines mehr als flauen Gefühls im Magen noch die Stelle genauer untersucht hatte, aus der aus dem polierten Dielenboden Licht, Rauch und Gestalt hervorgetreten waren, und nichts, aber auch gar nichts fand, wurde es den drei ??? vollends zu viel.
    Peter lief einfach nach draußen zum Auto, wo er sich verbarrikadierte. Bob rannte hinterher und wurde von Peter erst auf mehrmaliges Gegen-die-Scheiben-Hämmern reingelassen, und selbst Justus spürte seit Langem einmal wieder so etwas wie richtige – Angst. Normalerweise konnte sich der Erste Detektiv unbedingt auf seine kühle Urteilsfähigkeit verlassen, die ihn in auch noch so brenzligen oder scheinbar widernatürlichen Situationen stets davor bewahrte, in blinde Panik zu verfallen. Aber dies hier ging schlichtweg nicht mit rechten Dingen zu. Justus fand und fand einfach keine Erklärung für das, was sich da eben abgespielt hatte, und genau das machte ihm Angst!
    Erst als sie ein gutes Stück von dem unheimlichen Haus entfernt waren und sich auf der schwach beleuchteten Straße allmählich wieder den Außenbezirken von Rocky Beach näherten, brach Bob endlich das Schweigen. »U-und?«, fragte er mit belegter Stimme. »Was haltet ihr nun von der ganzen Sache?
    »Frag lieber nicht!«, erwiderte Peter einsilbig. »Ich will gar nicht mehr daran denken.«
    »Aber das müssen wir, Kollegen«, verkündete Justus. Der Erste Detektiv zwang sich dazu, die Angelegenheit so nüchtern wie möglich zu betrachten, auch wenn ihm das viel schwerer als sonst fiel. »Diese Inszenierung eben mag so gruselig gewesen sein, wie sie will – letzten Endes gibt es doch eine logische und alles andere als übernatürliche Erklärung dafür.«
    »Übernatürlich ist die Erklärung vielleicht nicht«, antwortete Peter, ohne eine Miene zu verziehen, »aber dafür wahrscheinlich unterirdisch!«
    »Komm schon, Zweiter! Das war doch nur ein ... ein Schauspieler, der –«
    »... sich in Luft auflösen und durch Wände gehen kann?«, nahm Peter seinem Freund das Wort aus dem Mund. »Dessen Gagen müssen teuflisch hoch sein«, setzte er sarkastisch hinzu.
    »Was hat er noch mal gesagt?«, schaltete sich nun Bob ein, um das beunruhigende Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. »Wir sollen das Buch seinem Jünger bringen? Und auf die Zeichen achten? Welches Buch er meint, dürfte klar sein, aber wen oder was bezeichnet er mit Jünger ? Und welche Zeichen sollen wir beachten?«
    »Also, ein Jünger«, dozierte Justus, »ist nach gängiger Auffassung ein treu ergebener Anhänger einer –«
    »Das Zeichen!« Peter hatte diese zwei Wörter nicht etwa laut hervorgestoßen oder gar geschrien. Er hatte sie nur geflüstert. Aber in diesem Flüstern lag so viel Entsetzen, dass Justus augenblicklich innehielt und genau wie Bob gebannt zu Peter blickte.
    »Das Zeichen!«, wiederholte der Zweite Detektiv tonlos und trat kurz danach heftig auf die Bremse.
    »Peter? Was ist los? Wovon sprichst du?« Justus sah seinen Freund entgeistert an.
    Aber der Zweite Detektiv antwortete nicht und deutete stattdessen nur mit einem zitternden Finger durch die Windschutzscheibe nach draußen. Beunruhigt schauten Justus und Bob in die angegebene Richtung und verstanden einen Herzschlag später, was Peter solch ein Grauen eingejagt hatte.
    »Achtet auf die Zeichen!«, wiederholte Bob atemlos die letzten Worte der Teufelsgestalt. »Die Zeichen!«
    Gelähmt vor Furcht oder im Falle von Justus vor ungläubigem Staunen verfolgten die drei ??? aus dem Auto heraus eine Reihe von Nebelschwaden, die sich wie an einer unsichtbaren Schnur aufgereiht hintereinander über die Straße zogen und sich über einer angrenzenden Wiese in der Finsternis verloren. Nebel an sich war nichts Ungewöhnliches so nah am Meer, wie Rocky Beach lag. Aber gerade heute Nacht war es sternenklar, und bis jetzt hatte auch nicht ein Dunstwölkchen die Sicht getrübt. Doch hier, exakt an dieser Stelle und nur an dieser Stelle am Stadtrand, den die drei mittlerweile wieder erreicht hatten, stand ein schmales Nebelband in der sonst gläsernen Luft