Zwillinge der Finsternis
mittlerweile affengleich mit allen vieren in der Mauer, schnaufte wie ein Rennpferd und machte nicht den Eindruck, als würde er es auch nur einen Zentimeter weiter schaffen. »Jetzt helft – mir doch – mal!«, schimpfte er, während ihm der Schweiß in die Augen lief.
Mit vereinten Kräften zogen Peter und Bob ihren Freund hoch und wuchteten ihn über die Mauerkrone. Dort blieb Justus einen Moment liegen um zu verschnaufen und setzte sich dann ebenfalls auf.
»Weiter geht’s!«, befahl Peter und sprang auf der anderen Seite wieder hinunter, wo er geschickt in weichem, kurz geschnittenem Gras landete.
Bob folgte ihm sogleich, nur Justus brauchte mal wieder etwas länger, weil er nicht springen wollte, sondern sich langsam an der moosbewachsenen Gartenmauer hinabgleiten ließ. Endlich stand auch er auf dem nassen Rasen.
»Da entlang!«, wies Peter ihnen den Weg und deutete dabei auf die geisterhaften Nebelstreifen, die zäh durch den Garten krochen und hinter einer Hausecke verschwanden. Die drei Jungen liefen auf leisen Sohlen durch das schwarzsamtige Gras und achteten dabei peinlichst darauf, auf keinen Zweig zu treten, wenn sie an einem der vielen Büsche oder Bäume vorbeikamen.
Als sie um die Hausecke gebogen waren, nahmen sie eine große, mit Steinplatten ausgelegte Terrasse wahr, über der der letzte Nebelschwaden wie ein stummer Wächter verharrte. Die Terrasse selbst war dabei schwach beleuchtet, weil auf sie durch ein großes Panoramafenster Licht aus dem Inneren des Hauses fiel. Um jedoch durch das Fenster sehen zu können, mussten sich die drei ??? noch ein Stück um das Haus herum bewegen.
»Dort! Die Rosenbüsche müssten uns genügend Deckung bieten!«, flüsterte Peter und zeigte auf ein paar große Sträucher, die den Rand der Terrasse vom übrigen Garten abgrenzten. Einer hinter dem anderen herschleichend, umliefen die drei Jungen die Terrasse in einem weiten Bogen und näherten sich dann dem Rosenbeet von hinten. Aber schon während sie geduckt auf die üppigen Sträucher zuhuschten, sahen sie, dass sich jemand in dem salonartigen Raum befand, dessen gedämpftes Licht kurz vor den Blumenrabatten auf der Terrasse versickerte. Es war ein groß gewachsener, breitschultriger Mann mit schulterlangen, blonden Haaren, die ihm im Moment wirr ins Gesicht hingen.
»Ist das einer von den Witherspoons?«, flüsterte Bob Justus zu.
»Ich glaube, es ist Jeremy«, erwiderte Justus leise, »aber sicher bin ich mir nicht. Ich habe die beiden Brüder nur einmal auf einem Zeitungsfoto gesehen, und das ist schon ziemlich lange her.«
»Was macht der denn da?«, wunderte sich Peter, obwohl er wie die beiden anderen Detektive ganz genau sah, was sich dort in dem Salon abspielte.
Der vielleicht knapp 40-jährige Mann lief langsamen Schrittes durch den Raum und zündete dabei ein paar schwarze Kerzen an. Danach platzierte er sie, scheinbar einem geheimen Plan folgend, im Salon an bestimmten Stellen. Erst als alle Kerzen brannten, entnahm er einer gläsernen Vitrine einen siebenarmigen, gusseisernen Leuchter mit blutroten Kerzen, die er ebenfalls entzündete und dann samt dem Leuchter in der Mitte des Raumes auf einen kleinen, runden Tisch stellte. Nun begab er sich zu einem schreinartigen Holzschrank an der Wand, der inmitten einer Unmenge von Büchern stand, die aus langen Regalreihen quollen. Er öffnete ihn und holte einen großen, schwarzen Drudenfuß daraus hervor, den er auch auf den Tisch legte. Zum Schluss wickelte er noch einen in roten Samt gehüllten Gegenstand aus, den Justus zum Schrecken von Peter als den Totenschädel einer Katze identifizierte, und stellte ihn neben den Leuchter.
»Kollegen, das sieht gar nicht gut aus, was der da macht!«, schnaufte Peter aufgeregt. »Wenn mich nicht alles täuscht, dann bereitet der da etwas vor, was mich auffallend an eine schwarze Messe erinnert!«
»Da könntest du recht haben«, stimmte ihm Justus zu, der misstrauisch die Szenerie beobachtete.
Der Mann schien seine Vorkehrungen so weit getroffen zu haben und blickte sich nun zufrieden im Raum um. Dann ging er zum Lichtschalter und dimmte das Licht auf ein Minimum herab. Aber dank der vielen Kerzen im Salon sahen die drei ??? noch immer gut, was sich dort drin ereignete. Und das, was sich jetzt ereignen sollte, ließ alle drei zunehmend erschaudern!
Jeremy Witherspoon wandte sich einem anderen, größeren Schrank zu und verschwand hinter der Schranktür kurz aus dem Blickfeld der drei ???. Etwa 30
Weitere Kostenlose Bücher