Zwillinge der Finsternis
stieg, und sprudelte gleich weiter: »Ihr werdet es nicht für möglich halten, aber kurz bevor ich zu euch gefahren bin, habe ich noch einmal die Post durchgesehen, und voilà – da war wieder ein Brief meines anonymen Freundes dabei!« Der Mann fischte einen zusammengefalteten Bogen vergilbten Papiers aus seiner Jackentasche und hielt ihn Justus hin. »Es ist ein notariell beglaubigter Kaufvertrag aus dem Jahr 1922, aus dem hervorgeht, dass mein Urgroßvater Archibald Sinclair am 15. Mai jenes Jahres von einem Buchhändler aus Los Angeles namens Wayne Finnegan die Zwillinge der Finsternis für 200 Dollar erstanden hat. Ich wusste ja, dass er ein passionierter Bücherliebhaber und -sammler war, aber dass er solche Schätze in seinem Besitz hatte, war mir bisher unbekannt. Mir ist nur schleierhaft, wie die beiden Bücher dann wieder an Vanderbilt geraten sind.« Sinclair zuckte kurz mit den Schultern und fuhr dann fort: »Na ja, auf dem Weg zu euch habe ich jedenfalls ein bisschen herumtelefoniert und zumindest herausgefunden, dass es in L.A. tatsächlich eine Buchhandlung Finnegan bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg gegeben hat. Und der hinzugezogene Notar ist zufälligerweise der gleiche, der die Versteigerung des Vanderbilt-Nachlasses durchgeführt hat und mir damals die Adressenliste der ganzen Käufer gegeben hat. Ich habe diesen Peastone auch gleich angerufen, und er bestätigte mir am Telefon, dass der Vertrag wirklich echt sei. Ein Bote habe ihn heute Morgen bei ihm vorbeigebracht und diese Beglaubigung im Namen seines Auftraggebers, der nicht genannt werden wollte, gefordert und das Zertifikat auch gleich bar bezahlt. Damit dürfte doch jetzt klar sein, dass wirklich ich der rechtmäßige Besitzer dieser Bücher bin, oder nicht?«
Die drei ??? sahen sich verblüfft an und lasen dann einer nach dem anderen den alten Vertrag, bis ihn schließlich Peter an Sinclair zurückreichte.
»Und wie kam der Vertrag zu Ihnen?«, wollte der Zweite Detektiv wissen. »Ich meine, mit der Post kann er ja schlecht gekommen sein, wenn ihn Peastone erst heute Morgen beglaubigt hat.«
Sinclair stutzte kurz und meinte dann: »Jemand muss ihn direkt in meinen Briefkasten geworfen haben, vermute ich.«
Justus nickte gedankenvoll und fragte dann vorsichtig: »Und ... und woher ihr geheimnisvoller Brieffreund den Vertrag hat, das hat er Ihnen nicht mitgeteilt, oder?«
»N-nein, spielt das denn eine Rolle?«, erwiderte Sinclair verunsichert.
»Das nicht«, antwortete Justus nachdenklich, »aber es hätte mich einfach interessiert, wie er an das Ding gekommen ist. Einen Vertrag aus dem Jahr 1922 zu finden, dürfte nicht ganz leicht sein.«
»Na, ich bin mir jedenfalls ganz sicher, dass der Vertrag echt ist«, wischte Sinclair seine und Justus’ Bedenken zuversichtlich vom Tisch. »Mr Ghostwriter war ja sogar so vorausschauend, einen Notar einzuschalten, der dies beglaubigt. Und außerdem«, Sinclair lächelte undurchsichtig, »wer sollte denn warum ein Interesse haben, mir Bücher zukommen zu lassen, die so eine Menge wert sind, wenn die ganze Sache am Ende doch nicht stimmt?«
Genau das frage ich mich auch , dachte Justus, behielt seine Gedanken aber für sich. Auch das merkwürdige Detail, dass Mr Peastone, der die Echtheit des Vertrages bestätigt hatte, eine immer undurchsichtigere Rolle in dem ganzen Fall spielte, brachte er im Augenblick nicht zur Sprache.
Sinclair strich sich seinen teuren Maßanzug glatt. »Und? Was habt ihr nun herausgefunden? Ihr wolltet mir doch auch etwas mitteilen, nicht wahr?«
»Nun ... ja«, druckste Justus herum und sah seine beiden Freunde Hilfe suchend an. Dummerweise hatte er sich noch keine Gedanken darüber gemacht, wie sie dem Geschäftsmann die ganzen Zusammenhänge beibringen sollten, ohne dass der sie für verrückt erklärte.
Sinclair wartete mit einem aufmunternden Lächeln darauf, dass Justus weitersprach, und schaute verwundert von einem Fragezeichen zum anderen, als das nicht passierte. Schließlich räusperte er sich gekünstelt und fragte stirnrunzelnd: »Ja ... und was habt ihr denn nun herausgefunden?«
»Na ja, so einfach ist das nicht zu erklären«, wich Justus noch einmal aus, und Bob setzte hinzu: »Da gibt es nämlich ein paar Dinge, die ... ein bisschen merkwürdig sind.«
»Merkwürdig?«, echote Sinclair. »Was versteht ihr unter merkwürdig?«
Justus seufzte schicksalsergeben, zog die Stirn in Falten und erzählte Sinclair dann alles, was sie bisher in
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