Zwillinge der Finsternis
wohnst«, erinnerte sich Sinclair und warf noch einen letzten vorsichtigen Blick in den Flur, aus dem ein lautes Scheppern zu ihnen drang. Tante Mathilda ließ ihre Verstimmung gerade an den Tellern aus ...
»Was ... was können wir denn nun für Sie tun, Mr Sinclair? Sie wollten uns ja sprechen.« Justus sah den Mann neugierig an, und auch Peter und Bob waren gespannt auf seine Antwort. Aber diesmal druckste Sinclair herum.
»Nun ja«, meinte er zögernd und knetete nervös seine Hände, »das ist alles ein bisschen, äh, wie soll ich sagen – absonderlich.« Sinclair schaute sich unsicher um und sagte dann: »Können wir das nicht irgendwo anders besprechen als hier zwischen Tür und Angel?«
Die drei ??? schlugen einen verwitterten Pavillon vor, den Onkel Titus neben den Altreifen und den Dachrinnen aufgebaut hatte, und Sinclair war einverstanden. Zusammen überquerten sie den Schrottplatz und betraten das Gartenhäuschen. Doch der Unternehmer machte es sich erst gar nicht auf einem der Holzstühle bequem. Dazu war er offensichtlich viel zu aufgewühlt.
»Also«, begann er von Neuem, »die Sache ist die. Seit ich die beiden Bücher bei mir zu Hause habe ...«, Sinclair brach mitten im Satz ab und sah sich gehetzt um. Dann räusperte er sich angestrengt, holte tief Luft und fuhr mit schwankender Stimme fort: »Also, seit ich sie zu Hause habe ... spukt es bei mir!«
»Was?«
»Es spukt?«
»Wie meinen Sie das?«
»Im Haus?«
»Wie?«
»So richtig?«
Die drei Jungen hatten vor Verblüffung alle auf einmal angefangen zu reden und überschütteten den ohnehin schon reichlich verstörten Sinclair mit ihren Fragen. Justus bemerkte das als Erster und hob daher beschwichtigend die Hände. »Wartet mal! Wartet mal, Kollegen!«, sorgte er für Ruhe.
»Sagten Sie gerade, es spukt bei Ihnen?«, fragte der Erste Detektiv noch einmal nach. »Was meinen Sie mit es spukt ?«
Sinclair blinzelte verlegen, als würde er sich für diese Behauptung schämen, und zuckte linkisch mit den Schultern. Dann jedoch sagte er: »Na ja, ich höre nachts merkwürdige Stimmen und Geräusche, die Bücher liegen tags darauf nicht mehr dort, wo ich sie am Vorabend hingelegt habe, ein übler, schwefelartiger Geruch kommt von irgendwo her – solche Dinge passieren seit drei Tagen.«
Peter schluckte hörbar. »Es stinkt nach – Schwefel?«
»Bestialisch!«, nickte Sinclair.
»Und die Bücher bewegen sich?«, hakte Bob nach.
»Jede Nacht! Und es hat sie keiner im Haus berührt, ich habe alle gefragt.«
»Und was hören Sie?«, wollte Justus noch wissen.
»Nichts Bestimmtes«, antwortete Sinclair. »Mal ist es ein Keuchen, dann ein Stöhnen, und letzte Nacht hörte es sich an wie ein prasselndes Feuer, aber der Kamin ist seit Monaten nicht in Betrieb gewesen.«
»Oh Gott, es ist noch nicht vorbei!«, entfuhr es dem Zweiten Detektiv, dessen Gesicht während Sinclairs Erläuterungen deutlich an Farbe verloren hatte.
»Ich habe«, fuhr Sinclair fort und sprach dabei so leise, dass man ihn kaum noch verstand, »ich habe, ehrlich gesagt, auch an so etwas Ähnliches gedacht. Also nicht, dass ich an diese ganzen Märchen glauben würde, dass der Teufel die Bücher geschrieben hat und die Zaubersprüche irgendwelche übernatürlichen Kräfte verleihen oder so, aber ...«
»Was aber?«, fragte Bob, weil Sinclair nicht weiterredete.
»Aber vielleicht stimmt ja mit diesen Büchern wirklich etwas nicht!« Der Mann sah flehentlich von einem Fragezeichen zum anderen, und als er bei Peter angekommen war, nickte der ihm mit angsterfüllten Augen langsam und ahnungsvoll zu. Ihm musste man die Zusammenhänge, die hinter all dem steckten, nicht lange erklären.
»Ich meine«, beschwor Sinclair die Jungen, »man hört doch alles Mögliche über irgendwelche Flüche, über Stimmen aus dem Jenseits, Tote, die nicht zur Ruhe kommen, und so weiter. Und auch wenn ich bis jetzt immer geglaubt habe, das sei absoluter Blödsinn, bin ich nach den Vorkommnissen der vergangenen 72 Stunden doch nicht mehr so sicher, dass dem wirklich so ist.«
Seien Sie sich ruhig weiterhin sicher , hätte Justus jetzt im Normalfall gesagt. Aber Sinclairs Verwirrung gab ihm Rätsel auf. Was war mit ihm los? Hatte er tatsächlich Angst? Vorsichtig fragte Justus: »Und wieso kommen Sie damit jetzt zu uns? Was haben wir mit dieser Sache zu tun?«
Wieder zögerte Sinclair und trat verlegen von einem Bein aufs andere. Es war ihm deutlich anzumerken, dass ihm das alles einerseits
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