Zwillingsblut (German Edition)
drückte sie gegen die nächste Häuserwand.
Sofia öffnete erschrocken den Mund, aber nicht einem Ton gelang es, ihre Lippen zu verlassen. Edwards Wut umfing sie wie eine zweite Haut, war machtvoller als sein Griff, irritierender. Kaum ein Zentimeter trennte ihre Körper und sie erkannte seine Absicht durch diese körperliche Nähe ihre Sinne zu betören, damit sie ihn als Liebhaber akzeptierte.
»Du hast gesagt, du wirst mir nicht schaden!«, protestierte sie. »Mich nicht zu deiner Sklavin machen oder mich vergewaltigen.«
Sofia prüfte unauffällig, wie fest Edwards Griff war – mehr aus Instinkt, als aus Erfahrung. Seine Hände hielten sie, doch nur so, dass sie seinen Willen sie zu behalten spüren konnte.
»Weder schade ich dir gerade, noch vergewaltige ich dich, noch bin ich dabei, dich zu meiner Sklavin zu machen!«, stellte Edward klar.
Sein verärgerter Blick schnürte ihr die Kehle zu.
Edward zögerte ob der widerstreitenden Gefühle in seinem Inneren. Es verlangte ihn danach, mit ihr zu gehen, bei ihr zu bleiben und sie zu beschützen. Und – fallseine lebensüberdrüssige Person dazu überhaupt in der Lage war – ihr Vertrauen für sich zu gewinnen.
Doch gleichzeitig wusste er: er konnte ihr nicht vertrauen, weil sie ihrem Leben nicht vertraute; durfte nicht bei ihr bleiben, um sie nicht noch mehr in Gefahr zu bringen und durfte auch seinem Verlangen nicht nachgeben, weil sie ihn, den Magistraten, sonst vielleicht nicht mehr genügend hassen würde, um ihn zu töten.
Abrupt ließ er Sofia los und trat einen Schritt zurück.
»Wenn du auf deiner Suche nach deinem Schöpfer auf die Vampirkönigin triffst, wirst du laufen. So schnell und so weit wie noch niemals zuvor.«
Sofia nickte.
»Wenn du auf die Hexe stößt, wirst du ebenfalls laufen so schnell und weit wie noch niemals zuvor. Sie sind wunderschöne Zwillinge mit weißer Haut und rotem, langen Haar. Verstanden?«
Sofia, die sich nur zu gut an Xylos Fantasie erinnerte, nickte.
»Und wenn du auf Xylos triffst …«
»Werde ich laufen, so schnell und weit wie noch niemals zuvor?!«, schlug Sofia zynisch vor.
»Genau!« Edward sah sie ernst an. »Er ist ein gefährlicher Psychopath und Vampirsein hat ihn nicht verändert. Er ist brutal und er will dich!«
Sofia sah schluckte. »Versuchst du, mir Angst zu machen?«
»Ja!«, gab Edward zu.
»Du machst deine Sache gut.«
»Gut!«, betonte Edward zufrieden.
»Aber wo fange ich an den Magistraten zu suchen? Wie sieht er aus? Was ist ein Magistrat überhaupt?«
»Er ist der oberste Richter der Königin, der Vollstrecker ihrer Gesetze und Zeuge all ihrer Befehle.«
»Also findest ich ihn bei der Königin?«, fragte Sofia leise.
»Nein!« Edwards Entgegnung war scharf, während er überlegte, wie er Sofia so gut es ging vor den Gefahren der Vampirgesellschaft beschützen und trotzdem zu seinem Ziel lotsen konnte.
»Es gibt eine Gruppe, die dafür sorgt, dass weibliche Vampire getötet werden. Wenn du sie findest – dazu musst du einfach nur weitermachen wie bisher; dein Anfang war gut – wirst du sicher auch den Magistraten finden.«
Sofia war bei Edward Worten blass geworden. »Das ist doch Wahnsinn! Vor der Königin, der Hexe und Xylos soll ich weglaufen, aber eine mörderische Gruppe, deren Zweck einzig und allein darin besteht mich umzubringen, soll ich auf mich aufmerksam machen, ohne zu wissen, wann und wo ich ihnen begegne und wer zu ihnen gehört?«
»Das ist der einzige Tipp, den ich dir geben kann. Einen anderen Weg weiß ich auch nicht!«, behauptete Edward und Sofia spürte die Wahrheit in seinen Worten.
»Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«, fragte Sofia. Sie war merkwürdig enttäuscht darüber, dass Edward nicht einmal anbot, sie zu begleiten.
Kannst du das Versprechen in seinem Kuss so falsch gedeutet haben?
Traurig sah sie zu Boden und vermied es, ihm ins Gesicht zu sehen.
Merkwürdig, dass es mir soviel bedeutet und so sehr schmerzt wieder enttäuscht zu werden. Gewöhnt man sich wohl nie dran
.
»Nein, ich denke nicht«, behauptete Edward.
Sofia konnte die Lüge beinahe körperlich spüren. Edward verschweigt ihr etwas, vielleicht den Grund, warum er sie nicht begleitete.
»In Ordnung, ich nehme dich beim Wort!«, versprach Sofia trotzdem. Edward konnte hören, dass ihre Stimme zitterte und verfluchte sich selbst für alles, was er ihr angetan hatte und noch antun würde.
»Lebwohl!«, hauchte sie und war in der Nacht verschwunden, bevor er
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