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Zwillingsblut (German Edition)

Zwillingsblut (German Edition)

Titel: Zwillingsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer , Schreiner
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stirbt!«
    Morna lachte höhnisch, doch unterschwellig glaubte Edward Unsicherheit und Trauer zu hören. »Das tun sie alle, mein Bruder. Irgendwann tun sie das alle!«
    Maeves Zustimmung war nur ein verzweifelter Hauch, während sie um jemanden weinte, den Edward nie gekannt hatte und drang nur zu seinen Ohren, weil er angestrengt horchte. »Ja, Schwester, das tun sie alle!«
    Morna verzog ihr Gesicht und Edward begriff mit einem Mal, dass es nicht allein Macht oder Mitleid war, welches sie an der Seite ihrer Schwester ausharren ließ, sondern etwas anderes: Liebe und Furcht.
    Er kannte die Macht der Hexe über ihre Zwillingsschwester, hatte aber nie damit gerechnet, dass Morna sich davor fürchtete, diese Macht eines Tagesnicht mehr zu haben, oder den Gefühlen und dem Wahnsinn ihrer Schwester ausgeliefert zu sein.
    »Damit ist es beschlossen!«, verkündete die Hexe mit einem Blick auf Edward. Da sich Maeve nicht rührte, nickte er in seiner Funktion als Magistrat und bezeugte den Befehl. Erst dann rief Morna die Schatten.
    Die Leibwache strömte in einer Wolke aus Dunkelheit und Gnadenlosigkeit herein, als bestünde sie nicht aus Individuen, sondern sei eine kollektive Schutzmacht. Joel an ihrer Spitze wirkte freudlos, als er den Magnus in Gewahrsam nahm und die Anweisung gab, ihn in den Keller des museumsähnlichen Hauses zu bringen.
    Dort hatte Morna Jahre ihres Lebens zugebracht. Sie hatte dort unten nicht nur Artefakte gelagert, Rezepte und Zauber, sondern auch Kerker erschaffen, die von solch starker Magie geschützt wurden, dass selbst der Magnus keine Chance hatte zu entfliehen. Beinahe, als hätte die Hexe geahnt, dass dort eines Tages einer der ältesten und mächtigsten Vampire gefangen gehalten werden musste. Ihren eigenen Bruder!

19
     
    Es gab kein Zuhause mehr, keinen Ort der Geborgenheit, keine Familie und keine Freunde. Sofia schlug die Augen auf, als die Gedanken kamen und die Erinnerungen.
    Umsonst! Sie war umsonst nach London geflogen, nach Paris, hatte sich umsonst in ihrer eigenen Wohnung versteckt in der Hoffnung, dass der Magistrat sie nicht finden würde. Alle konnten sie finden, selbst ein junger Vampir wie Edward – und selbst in Las Vegas. Ihre Gedanken drehten sich einen Moment lang um Edward, bevor sie sie entschlossen bei Seite schob. Gerade über ihn wollte sie nicht nachdenken. Nicht darüber, was er dachte und wusste oder empfand. Doch ihr Verdrängen öffnete eine andere Tür in ihrer Erinnerung: Melanies Tod war nur der bisherige Endpunkt, davor kam der Tod ihres Großvaters. – Des einzigen Menschen, der die Zwillinge rückhaltlos geliebt hatte, ohne etwas zu fordern. – Und sein Erbe.
    Sofia versuchte die Trauer abzuschütteln, den Verlust und das Wissen das ihre Eltern mit dem Geld durchgebrannt waren, ihre Kinder allein gelassen und der staatlichen Willkür ausgeliefert hatten. Freunde hatten sich als verlogene Aasgeier entpuppt, Verwandte als habgierige Harpien. Melanie war daran zerbrochen – fehlende Hoffnung und zerstörtes Vertrauen konnten töten – und wenn Sofia nicht aufpasste, würde ihr Argwohn auch sie vernichten.
    Sie wälzte sich aus ihrem Bett, dankbar für die kleinen, menschlichen Gesten, zu denen sie noch fähig war und die sie genoss.
    Als sie den Gegenstand auf ihrem bereits gepackten Koffer sah, erstarrte sie schockiert, bevor sich die Worte auf dem Umschlag in ihrem Gehirn formatiert hatten:
Von Edward
.
    Sie war zu erleichtert, um Wut zu empfinden oder Schrecken darüber, dass selbst Edward in der Lage war so nah an sie heranzukommen, während sie schlief.
    Sie öffnete zuerst den Brief.
Zwei Geschenke für einen Engel, Edward
, hieß es dort ebenso schlicht, wie lapidar. Sofia legte den Zettel zur Seite und öffnete das Kästchen.
    Auf einem Bett aus tiefrotem Samt lag eine lange Kette. Sie erkannte die Anhänger sofort und schob das Etui von sich.
    »Verdammt!«, fluchte Sofia.
    Ihr Instinkt drängte sie wegzurennen, vor dem Kollier zu fliehen – vor dem Wunsch, es zu berühren; davor, sich vorzustellen, wie es sich um ihren Hals anfühlte, wie es aussehen würde. Die faszinierenden, magischen Perlen zu berühren, die leer waren und es auch stets bleiben würden.
    Dieser verfluchte Edward!
Er hatte sie nicht nur aufgespürt, es war ihm auch gelungen, eine Bresche in den Wall ihrer Ablehnung zu schlagen, indem er mit der Hexe, der Königin und den Regeln brach und seine einzige Chance auf eine ewige Geliebte – auf Liebe – für immer

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