Zwillingsblut (German Edition)
Xylos vorwerfen, er sei nicht charmant und intelligent!
– Auf jeden Fall hatte er sich unerwartet viel Mühe gegeben, indem er ihr selber CDs zusammenstellte und brannte.
Edward hatte nur die letzte noch übrig gebliebene CD beigesteuert. Neugierig nahm Sofia sie zur Hand und erkannte das Motiv sofort wieder. Die »Loup Garou«-CD besaß und liebte sie ebenfalls, nur auf ihrer Rückseite war kein Lied rot markiert, weder der erste Titel »My One Desire«, noch der zweite Titel, der in Klammern stand: »Vampires Lullaby«.
Minutenlang saß Sofia mit der CD in der Hand wie versteinert und wagte es nicht, auch nur zu blinzeln, so als könnten die Worte des Liedes entschwinden oder ihre Bedeutung verändern. Mit einem Mal fühlte sie sich gar nicht mehr stark und sicher, sondern verletzlich. Edward ging ihr wirklich unter die Haut. Und genau dort durfte er nicht sein, durfte niemand sein!
Trotzdem blieben die Worte und die Melodie des Liedes von Willy DeVille wo sie waren und sangen in ihrem Kopf und in ihrem Herzen: »… you are my one desire …«
20
»Wartet!« Edward war überrascht, als er seine eigene Stimme hörte, die den Augenblick, in dem Magnus weggeführt werden sollte, in zwei Hälften schnitt.
»Ja?« Morna hob ihre linke Augenbraue in einer provozierenden Frage hoch.
»In meiner Funktion als Magister bezeuge ich die Regeln, das Gespräch und die Bitte des Magnus ebenso, wie deine Anordnung«, begann Edward und hielt sich genau an die Formulierung des Rituals, bevor er abwich: »Ich möchte noch einmal die Bitte des Magnus wiederholen und biete mich an, ihn zu begleiten und sein Verhalten zu überwachen.«
Morna kicherte. »Sei nicht albern, Edward! Denkst du, ich wüsste nicht, dass er dein einziger Freund ist? Der einzige, der d …« Sie verharrte mitten im Satz, als käme ihr gerade ein Gedanke. Langsam verzog sich ihr Gesicht zu einem triumphierenden Ausdruck.
»Es sieht so aus, als bekäme ich endlich, was ich seit Jahrhunderten haben will!«, seufzte sie, glücklich mit ihrem Gedankengang. Edward, der ihm nicht folgen konnte, starrte sie ebenso an, wie die Königin und der Magnus.
»Dich, Edward!«, flüsterte Morna leise. Der Ausdruck ihrer zufriedenen Gier stieß ihn ab.
»Ich erlaube es, Magnus Frau in einen Vampir zu verwandeln, dafür bekomme ich dich!« Als sie die ungläubigen Gesichter sah, ergänzte sie: »Der Fluch der auf deiner Familie liegt wird auch aufgehoben, wenn ich endlich bekomme, was ich haben will.«
Der Triumph auf dem Gesicht der siegreichen Hexe war mehr, als Edward ertragen wollte. Vor langer, langer Zeit, als er noch unter den Lebenden weilte, hatte er sich geschworen, sie nie wieder zu berühren, nie wieder ihr Bett zu teilen. – Noch bevor sie den Fluch ausgesprochen hatte.
Die Häme und der Spott, die er damals beim Geständnis ihrer Liebe über sie und über die Liebe ergossen hatte, hatte sein eigenes Schicksal besiegelt. Nun war es dieselbe Häme und derselbe Spott, der Mornas schönen Züge verzerrte: »Wenn schon nicht aus Liebe, Edward, dann aus Pflichtgefühl und Freundschaft?!« Ihr Lachen klang triumphierend und unendlich besessen.
Unterschätze niemals die Kreativität von einem Wesen, welches unsterblich ist und in Jahrhunderten plant!
Und unterschätzt hatte Edward Morna – schon wieder. Vor über zweitausend Jahren hatte er es geschworen, doch nun stand er mit dem Rücken zur Wand und konnte nur noch zustimmen.
Joel wirkte mehr als erschüttert. Edward wusste, dass sein Freund nun zum ersten Mal begriff, um was es bei dem Fluch ging, der auf Edward lastete; dass es zwar um Rache ging, aber die Ursache eine zurückgewiesene Liebe war – und der Auslöser Edward selbst.
Edward sah zu Boden und fragte sich – wie so oft in der langen Zeit – ob er es nicht verdient hatte zu leiden; ob es seine Schuld war, dass Morna eine eiskalte und berechnende Furie war. Edward nickte stumm ohne den Blick zu erheben.
»Nein!«, befahl der Magnus. »Nein Morna! Und wenn du noch eine Ewigkeit wartest! Du kannst es nicht erzwingen!« Ihr Bruder klang abgestoßen und sein Gesicht spiegelte seine Worte.
»Natürlich kann ich das, mein ach so sanfter, ach so liebenswerter Bruder!«, Mornas Stimme war nur ein schmeichelndes Flüstern.
»Ja, aber ich nehme es nicht an! Edward, dein Angebot ehrt dich, aber ich lehne es ab!«
»Du lässt deine Liebe«, Morna betonte das letzte Wort als sei es ein schlimmerer Fluch als alles, wozu sie fähig wäre,
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